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2017-06-04 DE – Gelsenkirchen - Amphitheater
 
Freitag
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Samstag
 

Opeth - Dirkschneider - Fates Warning - Ross The Boss - Demon - Secrets Of The Moon - Blood Ceremony - Night Demon

:: Fotos ::

 

[Psycho] Trotzdem waren wir am letzten Tag frühzeitig vor Ort, eine halbe Stunde vor Beginn sollte für den Einlass doch locker reichen. Das stellte sich leider als Fehleinschätzung heraus. Aufgrund der erhöhten Sicherheitsmaßnahmen nach der (glücklicherweise falschen) Terrorwarnung beim Rock am Ring wurden nämlich jetzt auch die Einlasskontrollen beim RHF deutlich verschärft.
Ich habe vollstes Verständnis dafür, dass die Sicherheit von Besuchern und Crew an erster Stelle steht. Kein Verständnis habe ich aber dafür, wenn man dann die eingehende Kontrolle aller Besucherrucksäcke einem einzigen Mitarbeiter überlässt, während seine Kollegen teilweise beschäftigungslos daneben stehen. Das hätte man sehr leicht deutlich besser organisieren können, ohne dass dadurch die Situation weniger beherrschbar gewesen wäre. Falls diese Art der Durchsuchung jetzt Standard wird, sollte die aktuelle Organisation noch einmal gründlich überarbeitet werden.

[Psycho] Die Einlasssituation führte somit zu einem Deja Vu von Freitag: man war an sich pünktlich, die Band spielte auf, nur dabei war man nicht. Was man in der Schlange hören konnte klang wirklich gut, aber nützt ja nichts... *grummel*
[BRT] :: NIGHT DEMON :: als erste Band aufs Sonntags-Billing zu setzen, war schon ein geschickter Schachzug. Die Jungs haben ganz frisch eine schweinegeile neue Scheibe rausgebracht (Darkness Remains) und sind nebenbei auch so mega-angesagt. Dementsprechend war der Andrang zur ersten Band größer als sonst. NIGHT DEMON liessen sich auch nicht lumpen und gaben Gas was das Zeuch hält. Zeit zum Durchatmen gab es nicht, es hagelte Hits am Fliessband. Live wie immer ganz, ganz stark.
[Dajana] Auch ich hatte Schwierigkeiten, pünktlich im Pit zu stehen, da sich die Tore erst kurz vor 12 öffneten. Dank der Security durften wir Fotografen uns vor und durchmogeln. Geschafft. Mit NIGHT DEMON als Opener wiederholte sich das Szenario der letzten beiden Tage: eine junge, extrem lebhafte und spielfreudige Band. Knaller-Start!
Setlist: Intro, A Bridge To Far, Carry On, Fatal Attack, Crusaders, Olympus, Imhotep (The High Priest), Lionheart, Rock The Night

[Psycho] Von :: BLOOD CEREMONY :: hatte ich vorher noch nie was gehört, die Beschreibung im Programmheft machte mich aber ehrlich gesagt etwas misstrauisch. In der Praxis entpuppten sich die Kanadier als eine Art Jethro Tull-Verschnitt on Dope, also genau mein Ding... ;-( Die Band wirkte recht unsicher, und außer der durchaus interessanten Stimme von Sängerin Alia O'Brian ist davon bei mir nichts hängengeblieben. Belanglos.
[Sui] Der Name BLOOD CEREMONY lässt ja erstmal irgendeine Art Finstermetal erwarten, jedenfalls nicht unbedingt den Retro Rock, den man dann zu hören bekam. Schöne Querflötenklänge, die aber höchstens aufgrund desselben Instruments an Jethro Tull erinnern (Ian Anderson ist an der Querflöte unnachahmlich), wechseln sich mit Black Sabbath Riffs ab, dazu noch eine Schweineorgel, die ja Psycho so sehr liebt, das Ganze als Verpackung für eingängige Songs, die manchmal etwas vorhersehbar sind – mir hat’s gefallen. Das Keyboard stand dem Stageacting der Frontfrau Alia O’Brien leider ziemlich im Weg, aber ansonsten ein solider Auftritt und sicher nicht schlechter als Blues Pills.
[BRT] Die kanadischen BLOOD CEREMONY hab ich live bisher immer verpasst. Gut, dass das ROCK HARD FESTIVAL aushelfen kann. Für die klischeehafte Okkultrock Schublade waren die Mannen um Frontfrau Alia O`Brien immer viel zu gut, aber manchmal fehlte den Alben der letzte Punch um richtig durchzustarten. Der Seventiesrock mit reichlich Jethro Tull und Black Sabbath Referenzen bringt die Leute vor der Bühne ordentlich auf Trab, auch wenn BLOOD CEREMONYs Auftreten ein wenig reserviert rüberkommt. Dafür kommen einige der Songs wesentlich knackiger rüber als auf den vier Platten. Keybards und Querflöte geben den Songs auf jeden Fall eine eigene Note. Mir gefällts, aber die Mitglieder der "Mimimi-ich mag keinen Seventiesrock"-Fraktion gehen ziemlich schnell stiften.
Setlist: Old Fires, Goodbye Gemini, Drawing Down The Moon, Half Moon Street, Lord Of Misrule, I’m Coming With You, The Magician

[Psycho] Auf :: SECRETS OF THE MOON :: hatte ich mich um Vorfeld sehr gefreut, die Band macht eigentlich seit ihrer Gründung eine permanente musikalische Entwicklung durch und bleibt dabei immer spannend. Live hat das bei den letzten von mir gesehenen Gigs auch jeweils gut funktioniert. Allerdings ist Tageslicht für diese Art von Musik Gift, zusätzlich machte die Band zu Beginn des Sets den Eindruck, hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt zu sein, was wiederum zu sehr verhaltenen Reaktionen seitens des Publikums führte. Das besserte sich allerdings gegen Ende, und mit Lucifer Speaks war das Eis endgültig gebrochen, das Konzert allerdings dann auch schon wieder vorbei.
[Sui] Stimmt, das Tageslicht ist der sehr atmosphärischen Musik von SECRETS OF THE MOON nicht sehr zuträglich, und der schlechte Sound noch weniger. Mich überzeugte die Band in ihren doomigsten Momenten am meisten, mir war es etwas zu viel Geschraddel und zu wenig echte Riffs.
[BRT] Hmmhh, seitdem SECRETS OF THE MOON mit Sun ein echtes Highlight in ihrer Diskographie veröffentlicht haben, kann man sich ihre Live-Auftritte irgendwie nicht mehr anschauen. Die Band ist fürchterbar introvertiert, distanziert, ja fast arrogant auf der Bühne, und das fällt mir nicht das erste Mal auf. Naja, das unsympathische Auftreten wird dieses Mal wenigstens etwas durch die bessere musikalische Darbietung wettgemacht, auch wenn die Band im Club oder im Dunklen sicherlich wesentlich besser aufgehoben wäre. Aber Werbung in eigener Sache war das jetzt zum wiederholten Male nicht. Was ist los Jungs?
[Dajana] Puuuhhh. Ja. Es ist ja kein Geheimnis, dass ich SECRETS OF THE MOON sehr gerne mag. Aber ich stimme BRT zu, seit Sun klappt es irgendwie nicht mehr so richtig mit den Liveshows. Oftmals liegt es an äußeren Umständen wie eine (zu)späte Anreise (Staus) und daraus resultierend Stress, Hektik, schlechter Sound oder technische Probleme auf der Bühne. Auch beim RHF hatte ich das Gefühl, das SOTM von der Autobahn direkt auf die Bühne gestolpert sind. Es gab kein Backdrop, keine Aufsteller und auch sonst keine üblichen Bühnenutensilien. Andersherum war es toll, die Band wieder mit Daevas am Bass live spielen zu sehen, und er hat es auch sichtlich genossen ;) Tolle Band, großartige Songs, durchwachsene Show.
Setlist: No More Colours, Dirty Black, Nemesis, Hole, Man Behind The Sun, Lucifer Speaks

[Psycho] Da ich nach dem Bier auch mal wieder feste Nahrung zu mir nehmen musste, blieb für :: DEMON :: leider keine Zeit mehr...
[Sui] DEMON gehören zu den Bands, die nicht aufgehört haben, als es am schönsten war, und deswegen immer weiter machen, bis einer nach dem anderen aus welchem Grund auch immer das Boot verlässt. Und sie wissen auch, dass das Boot eines Tages einfach absaufen wird, was sie aber nicht daran hindert, einfach weiter zu rudern. Die Urgesteine der NWOBHM sind in die Jahre gekommen, die Songs zum Teil auch. Trotzdem macht der straighte Metal live und auf einem Festival immer noch Spaß. Ein bisschen merkt man schon, warum sie es nie bis ganz nach oben geschafft haben, denn die Songs reißen mit, solange man sie hört, aber nach den letzten Tönen hat man sie auch schon wieder vergessen.
[BRT] DEMON haben schon eine ganze Latte an Hits rausgehauen, die ich mir auch immer wieder gerne anhöre. Die Jungs um Originalmitglied Dave Hill legen auch los wie die Feuerwehr, schießen ein paar Hits aus der Hüfte – und nach drei Songs verpufft das ganze leider im Nichts. Es wird zu schunkelig, zu blutarm zu belanglos. Beobachte ich bei DEMON leider nicht das erste Mal. Nun ja, bevor der Kahn absäuft retten DEMON sich mit Life On The Wire und dem unvergleichlichen Don't Break The Circle doch noch ins Ziel. Fakt ist, das Material nach 1991 kann nicht annähernd mit den alten Hits mithalten. Dass die Fans von DEMON nur genau den alten Scheiß hören wollen, verwundert da kein bisschen.
Setlist: Night Of The Demon, Into The Nightmare, Sign Of A Madman, Standing On The Edge Of The World, Cemetery Junction, Liar, Life On The Wire, Don't Break The Circle

[Psycho] Kurz nach der „Fastenzeit“ hatte ich mir ein besonderes Menetekel auferlegt: eine Stunde Manowar-Songs am Stück. Wer mich kennt weiß, welch harte Bürde das für mich ist. Doch es galt im Selbstversuch herauszufinden: Finde ich Manowar nur deswegen so Scheiße, weil die Band einfach abgrundtief peinlich ist, oder hat das auch musikalische Gründe? Der ehemalige Gitarrist in Ledertangas :: ROSS THE BOSS :: war auf jeden Fall schon mal annehmbarer gekleidet, sämtliche Songs wurden von einer zahlreichen Menge begeistert mitgesungen, aber ich fand das Material immer noch erschreckend simpel und bestenfalls durchschnittlich. Dazu hatte der neue Sänger Marc Lopes hörbare Probleme in den höheren Lagen, von daher war ich dankbar für meine Ohrenstöpsel und das Ende des Sets – geschafft! Mehr muss es dann aber auch in Zukunft nicht sein...
[Sui] Als ich vor ein paar Monaten mitbekam, dass der hochgelobte Sänger von ROSS THE BOSS, der als der wiedergeborene Eric Adams gefeiert wurde (auch wenn das Original noch nicht tot ist), nicht mehr dabei ist, war ich schon skeptisch. Denn der Gesang ist bei den alten Manowar-Klassikern mehr als die halbe Miete. Das Bass-Gefiddel von Joey deKetchup oder Joey’s Pizza oder wie auch immer dieser überschätzte Knallkopp heißt, ist für die Musik längst nicht so prägend, wie besagter Knallkopp es gerne hätte. Und am Sänger krankt auch der Auftritt der Manowar-Coverband mit Originalmitglied. Marc Lopes ist beileibe nicht schlecht, aber eben nicht gut genug. Ross himself ist mittlerweile auch arg rund um die Hüften, so dass ein Ledertanga und Strapse wohl nicht zur Diskussion standen. Und so waren es die Songs selbst, die diese Performance getragen haben. Das Publikum ging angesichts dieser Hitdichte steil und hatte lautstärkemäßig teilweise sogar das Heft in der Hand. Aus künstlerischer Sicht war es gerade mal so ok, aber der Unterhaltungswert war zweifellos vorhanden. Ich brauch’s nicht noch mal.
[BRT] Wow, rappelvoll im Vergleich zu fast allen anderen Bands, inklusive Headlinern war es bei ROSS THE BOSS. Etwas verwunderlich, war es doch im Turock vor ein paar Wochen nur ganz ordentlich gefüllt. Da fand ich es super, auch wenn ich jetzt nicht der Manowar-Fan vor dem Herrn (welchem auch immer) bin. Klar wurden hier nur die Hits gespielt, die Joey Mayo und Co. nicht mehr auf die Kette kriegen, das war unterhaltsam aber mehr auch nicht. Sänger Marc Lopes ist zwar ein Sympath, gerät aber mit seiner sicherlich nicht schlechten Stimme häufiger an seine Grenzen.
Setlist: Blood Of The Kings, Death Tone, The Oath, Blood Of My Enemies, Kill With Power, Thor (The Powerhead), Sign Of The Hammer, Fighting The World, Metal Daze, Battle Hymn, Hail And Kill

[Psycho] Nach diesem Singalong-Intermezzo hatten :: FATES WARNING :: naturgemäß einen schweren Stand, verlangen ihr Songs doch eher genaues Zuhören als ausgelassene Feierei. Während meiner Prog-Phase Ende der 80er bis irgendwann in den 90ern waren FATES WARNING sogar eine meiner Lieblings-Bands, aber danach habe ich sie aus den Augen verloren und war daher sehr gespannt auf diesen Auftritt. Zum Glück ließen sich die Jungs um Jim Mattheos überhaupt nicht beeindrucken, sondern präsentierten sich mit enormer Spielfreude und sehr aufgeschlossen. Die offensichtliche technische Versiertheit wirkte nie abgehoben, sondern immer songdienlich, so dass sich im Laufe des Sets immer mehr Leute im Rund einfanden, um sich von der unbestreitbaren Klasse dieses Konzerts einfangen zu lassen. Für mich war das ein toller Kontrapunkt zu den meisten anderen Acts des Festivals und einfach ein überzeugender Auftritt. Muss mir doch mal wieder was Aktuelles von denen anhören.
[Sui] Nach dem Ballerm ... äh ... Manowar-Mitgröhl-Act jetzt das totale Kontrastprogramm: Musik zum Zuhören und Genießen. Und das bei dem mittlerweile notorisch schlechten Sound des RHF – der sich, welch Wunder, schlagartig besserte. Das Intro und der erste Song waren noch eher verhalten, aber dann zauberten die Jungs um Jim Matheos. Ray Alder gefällt mir als Sänger persönlich deutlich besser als John Arch, dessen Organ ich bei allem Können teilweise recht nervig fand. Aber heute und hier stimmt alles und die komplexen Songs können ihre Magie entfalten. Dass mich ausgerechnet eine Prog-Band aus dem Sonntagsnachmittags-Koma reißen kann, hätte ich nicht erwartet. Aber die Band fordert auch beim Hörer Konzentration. Für mich der erste von drei Headlinern und das zu Recht.
[BRT] Boah, bin immer noch geflasht… für mich waren FATES WARNING die absolut herausragende Band auf dem ROCK HARD FESTIVAL. Die Band um Mastermind Jim Matheos hat mit Theories Of Flight nicht nur ein wirklich herausragendes „Spät-“Werk veröffentlicht, sondern spielt seit einigen Jahren auch wieder regelmäßig absolut beeindruckende Clubkonzerte. Für eine Prog-Band spielen FATES WARNING nie verkopft oder abgehoben, sondern immer songdienlich und inzwischen sogar mit absolutem Hitpotential, wenn man einen Song wie Seven Stars als Beispiel nimmt. Dazu kommen die Jungs absolut charismatisch und auf dem Boden geblieben rüber und wissen, wem sie das zu verdanken haben. Die Fans wissen das sehr deutlich zu honorieren und lassen die ungünstige Spielzeit zwischen zwei abgehalf...feierten Dinosauriern schnell vergessen. Beeindruckend, absolut beeindruckend.
P.S. Ray Alder ist ein großartiger Sänger, der es eigentlich nicht verdient immer noch im Schatten von John Arch zu stehen
P.P.S. Die coolste Sau auf diesem Planeten ist und bleibt Joey Vera!
[Dajana] Ich liebe diese Band! FATES WARNING waren für mich DAS Highlight auf dem ROCK HARD FESTIVAL 2017 und der Headliner der Herzen :)
Setlist: From The Rooftops, Life In Still Water, One, A Pleasant Shade Of Gray Part III (There’s A Cloud Above Us), Seven Stars, SOS, Firefly, The Light And Shade Of Things, Aquiescence, The Eleventh Hour, Point Of View, Monument

[Psycho] Gemessen an den Publikumsreaktionen muss man sagen: das war der Headliner des Festivals, wahrscheinlich sogar der letzten Jahre. Bei keiner anderen Band war es 2017 vor der Bühne und auf den Rängen so voll, und bei keinem anderen Act wurden die Songs von praktisch allen Anwesenden so enthusiastisch mitgesungen. Kunststück, denn Udo :: DIRKSCHNEIDER :: hatte wirklich eine tolle Auswahl unsterblicher Metal-Klassiker im Gepäck, selbst das Fehlen von Fast As A Shark fiel da nicht ins Gewicht. Dazu gab es endlich mal einen ausgewogenen, kraftvollen Sound, eine auf den Punkt aufspielende Band und einen Bandleader, der selbst mit 65 noch so knarzig und reibeisig klingt wie in seinen besten Jahren. Da hat jede Minute wirklich unglaublich viel Spaß gemacht, selbst wenn es auf der Bühne kaum Bewegung gab. Es ist einfach Gänsehaut pur, wenn aus 7000 Kehlen Klassiker mit geschmettert werden, mit denen man groß werden durfte. Blieb nur die Frage, warum es dafür keine Headliner-Slot mit mehr Spielzeit geben durfte oder konnte? Klarer Fall von Fehlplanung!
[Sui] Auf Udo ist Verlass. Der Solinger Stahlarbeiter DIRKSCHNEIDER ist Metaller mit (recht umfangreichem) Leib und Seele. Und wer auf solche Songs zurückgreifen kann, der hat eh gewonnen. Gegen die Kreissägenstimme, die supertighte Band und den mittlerweile echt druckvollen Sound wirken Ross The Boss auf einmal doch eher lauwarm. Sämtliche Songs werden enthusiastisch mitgesungen, das Publikum steht auf den Rängen und bei einigen dürfte es mehr als nur einen Gänsehautmoment gegeben haben. Fast As A Shark wurde übrigens gespielt (Psycho: werde alt, da kann ich mir nicht mehr alles merken...), auf Burning musste man allerdings leider verzichten. Ich bin sicher: Wenn DIRKSCHNEIDER als letzte Band des Abends gespielt hätte, wären bis zur letzten Minute die Ränge voll geblieben. Ich war froh, diesen Gig gesehen und gehört zu haben, denn DIRKSCHNEIDER ist einer der ganz Großen im Metal und das hat er heute eindrucksvoll bewiesen.
[BRT] Nach der besten Band des Festivals brauchte ich mal ne Pause… Tja, auch wenn die Metal-Inquisition gleich vor der Tür steht, dieses Mal musste Herr DIRKSCHNEIDER dran glauben – zwei drei Songs hab ich noch gesehen – joah, datt war ganz ordentlich. Hätte als Headliner am Freitag Abend vermutlich wesentlich mehr Sinn gemacht.
Setlist: (all Accept) Starlight, Living For Tonite, Flash Rockin' Man, London Leatherboys, Midnight Mover, Breaker, Princess Of The Dawn, Restless And Wild, Son Of A Bitch, Up To The Limit, Screaming For A Love-Bite, Losers And Winners, Metal Heart, Fast As A Shark, Balls To The Wall

[Psycho] Es ist fast gemein, nach einem solchen Auftritt auf die Bühne zu müssen, wie Mikael Åkerfeldt in seiner ersten Ansage direkt auch selber anführte. Mit seinem knochentrockenen Humor hatte er aber Publikum und Lacher schnell auf seiner Seite, vor allem bei seiner Textanalyse von Napalm Death's You Suffer blieb kein Auge trocken. Musikalisch sind :: OPETH :: über jede Zweifel erhaben, da spielen einige der besten Musiker im Metalbereich überhaupt. Dazu gab es eine gute Mischung aus fast allen Schaffensperioden, wie immer mit irrwitziger Präzision dargeboten. Auch neuere Werke, die mir sonst nicht so zusagen, kommen so live besser rüber. Als Beispiel sei Cusp Of Eternity genannt, welches mir wirklich gut gefiel. Und doch konnten auch OPETH den Fluch aller diesjährigen Festival-Headliner nicht brechen: das Publikum war sichtbar spärlicher gesät als noch bei Dirkschneider, und die Stimmung ebenfalls deutlich verhaltener. Ich weiß nicht, ob die Band deswegen 10 Minuten vor Ende der regulären Spielzeit von der Bühne ging, aber eine Zugabe hätte es ruhig noch geben dürfen.
[Sui] Eine undankbarere Aufgabe, als nach Dirkschneider den Headliner geben zu müssen, kann es nicht geben. Schon gar nicht, wenn man wie OPETH doch eher künstlerisch anspruchsvolle Musik spielt, die vom Hörer noch einmal volle Konzentration verlangt. Bei vielen im Publikum war die Luft raus. Auch mich zog es noch vor Ende des Gigs nach draußen. Immerhin fesselte mich die vielschichtige Musik eine Stunde länger, als ich ihr eigentlich gegeben hatte. Die Schweden schaffen den Spagat zwischen Death Metal und Prog Rock sehr souverän, die locker flockigen Ansagen nehmen dem Ganzen ein bisschen den Überernst und so sind OPETH eher gediegener Ausklang als echter Headliner. Sie hätten definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient.
[BRT] OPETH versuchten erst gar nicht der Dirkschneiderschen Evergreen-Ballerei etwas entgegenzusetzen. Als letzte Band auf einem Festival hast du dazu eigentlich immer schlechte Karten. Das Publikum ist fertig und nur noch begrenzt aufnahmefähig. Herr Akerfeldt nahm es wie immer und alles mit Humor und genau das gab dem OPETH-Gig mal wieder die besondere Würze. Egal aus welcher Schaffensperiode OPETH ihre Songs spielen, es kommt einfach klasse rüber. Die Band ist gespickt mit überragenden Musikern, die aber ebenfalls nie verkopft rüberkommen. Dem Prog haftet ja oft das Prädikat „humorlos“ an – wenn es mehr Åkerfeldts auf dieser Welt geben würde, hätte der Prog und der Rest der Welt vermutlich wesentlich weniger Probleme ;-) Achso, Songauswahl – wer sich Sorgen machte, dass OPETH nur Songs aus der immerhin schon drei Longplayern dauernden 70er-Phase spielen würden, der hatte sich getäuscht. Es gab mal wieder ein buntes Durcheinander von ganz früh bis heute. Das ist weder homogen und passt auch nicht immer zusammen, ist aber völlig egal. OPETH dürfen das!
[Dajana] Nicht zu vergessen die zweifache Interpretation des Napalm Death Tracks You Suffer ;) Ja, leider haben es viele RHF Besucher vorgezogen, sich vor oder bei OPETH vom Festival zu verabschieden und die Heimreise anzutreten, so dass das Amphitheater deutlich leer war. Schade, OPETH hätten mehr verdient.
Setlist: Through Pain To Heaven Intro), Sorceress, Ghost Of Perdition, You Suffer + You Suffer (Napalm Death), Demon Of The Fall, The Wilde Flowers, In My Time Of Need, Cusp Of Eternity, Heir Apparent, Era, Deliverance

Fazit:

[Psycho] Wie, schon wieder vorbei? Die Zeit verging mal wieder wie im Flug, dieses Jahr habe ich auch noch mehr Freunde und Bekannte als in den Jahren davor getroffen, das RHF ist und bleibt halt das große gemütliche Familienfest des Metal. Tageshighlights waren, wenn man nach den Publikumsreaktionen geht, jeweils die Co-Headliner, am Samstag teilten sich aus meiner Sicht EXODUS und D-A-D diese Ehre. Da sollten sich die Macher wirklich noch mal Gedanken machen. Dafür gab es in diesem Jahr bärenstarke Opener, die die Messlatte für alle nachfolgenden Acts verdammt hochlegten – Qualität von Anfang an ist natürlich super. Einziges richtiges Manko war folglich der Sound, der über weite Strecken doch zu wünschen übrig liess. Ärgerlich, dass das wieder ein Problem ist, nachdem es zwischenzeitlich doch eigentlich schon gelöst war. Hier lohnt es sich, eine eingehende Ursachenanalyse durchzuführen und Gegenmaßnahmen zu ergreifen (sofern sie in der Hand des Veranstalters liegen). Positiv sei zum Schluss noch vermerkt, dass man die alte Unsitte, noch während des letzten Songs einer Band bereits die Bühnendeko abzubauen, endlich aufgegeben hat. Soviel Respekt sollte man vor seinen Künstlern auch haben. Diesmal gab es allerdings keine Vorabankündigung zu den ersten Bandverpflichtungen 2018, aber natürlich werden wir trotzdem wieder dabei sein. Bis zum nächsten Jahr!

[Sui] Wieder einmal ein RHF mit vielen unverhofften Highlights, nur wenigen Hängern und eigentlich keiner Gurke – was will man mehr? Ich schließe mich Psycho an, was die Bandreihenfolge in Bezug auf die Headliner anbelangt. Eine Band wie OPETH hat es sicher nicht verdient, von der Bühne mit ansehen zu müssen, wie immer mehr Leute gehen – nicht weil die Musik scheiße ist, sondern weil sie einfach nach drei Tagen alle sind und nach Hause wollen. Leider habe ich nur einen Opener live mitbekommen, aber da hatten die RHF-Leute dieses Jahr offensichtlich ein gutes Händchen. Die Ansagen zwischen den Bands sollte man vielleicht noch mal überdenken, das hatte teilweise echten Fremdschäm-Faktor. Ansonsten war es mal wieder richtig geil und Grund genug sich aufs RHF 2018 zu freuen.

[BRT] Viel zu kurz. Wie üblich… Wie soll man bei soviel großartiger und vielseitiger Musik noch mit den ganzen wunderbaren Menschen quatschen und trinken? Ging natürlich auch, aber auch das war viel zu kurz und zu wenig. Klar, über die Anordnung der Bands kann man sich streiten, ebenso ob diese oder jene Band den Headlinerstatus überhaupt verdient hat. Recht machen kann man es eh niemandem, irgendwer hat immer was zu kacken. Und eins muss ja mal gesagt werden – es gab viel zu wenig Black Metal… viel zu wenig Death Metal… viel zu wenig Speed Metal… viel zu wenig Power Metal… viel zu wenig “ihr wisst was ich meine“. Musikalisch waren CANDLEMASS und FATES WARNING für mich herausragend. Von der Show her eindeutig D-A-D. Ich freu mich aufs nächste Jahr.

[Dajana] Ja, das ROCK HARD FESTIVAL 2017 war wieder einmal ein rundum gelungenes Festival, musikalisch wie organisatorisch. Es gibt eigentlich nur 2 Dinge, die mich geärgert haben, das ist a) der Sound und b) die schiere Masse an Fotografen im Pit. Zu den regulär akkreditierten Fotografen hat man im diesem Jahr massiv Fotopässe verkauft (man munkelte von über 100), so dass man sich im Fotograben kaum bewegen konnte (und der nach dem Freitag verbreitert werden musste) und viele „Amateure“ mit Handys und Kleinbildkameras rumlaufen hatte, die sich zudem an keine der üblichen Fotopit- Netiquetten gehalten haben. Das hat wirklich keinen Spass gemacht. Meine persönlichen Highlights waren - natürlich - FATES WARNING, CANDLEMASS und THE DEAD DAISIES, sowie ASPHYX, OPETH und D-A-D. Der Überraschungsknaller für mich war, wie schon erwähnt, THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA.

 

story • Psycho, Sui, BRT, Dajana • pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography