2010-08-14 DE – Bad Berka
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Cannibal Corpse - Lock Up - Suffocation - Napalm Death - Aura Noir - Necrophagist - Manegarm - Desaster - Ghost Brigade - Tribulation - Under That Spell

:: Fotos ::

[Sui] Der Weckruf für den Samstag kam von der Münsteraner Black Metal Band :: UNDER THAT SPELL :: die ihren Job als Opener mehr als ordentlich aus den Boxen bolzten. Zwar bot die Auswahl der eher simpel gestrickten Songs aus meiner Sicht wenig wirklich Herausstechendes, aber das Publikum war zufrieden.
[Dajana] Spricht da wieder der Black Metal Ablehner aus dir? ;) Ja nee, also ich fand den Auftritt sehr gelungen, allerdings muß auch ich gestehen, dass man sehr wohl merkt, wer hier die Songs strickt, nämlich Dionysos, seinerzeit Gitarist und Songwriter bei Helrunar. Aber gut, aller Anfang ist schwer, Potential steckt da jedenfalls reichlich drin.

[Sui] Komplexer ging es bei :: TRIBULATION :: zur Sache, deren Black Metal die genreübliche Mischung aus schleppenden Parts und Blastbeats, die mit ruhigeren Parts und Gitarrensoli angereichert ist, in einwandfreier Qualität bot. Etwas verstrahlt wirkte der Rhythmusgitarrist, der sein Posing bisweilen verstolperte. Schade nur, dass schon nach 35 Minuten Schluss war.
[Dajana] Gott, die Jungs waren ja völlig durchgeknallt, oder auf nem völlig irren Trip… je nachdem ;) Egal… schon zum Fotografieren waren die Schweden der Hit ;) Wieder so ne Neuentdeckung für mich!

[Sui] Von den Finnen :: GHOST BRIGADE :: können sich The Devil’s Blood in Punkto hypnotische Wirkung eine gewaltige Scheibe abschneiden (der Vergleich mag allerdings auch etwas unfair sein, aber scheiß drauf), denn die minimalistischen Songs der Black/Doom Band gingen echt unter die Haut. Insbesondere wenn Sänger Manne Ikonen das volle Potenzial seiner Stimme entfaltete, war Gänsehaut angesagt. Definitiv das erste Highlight des Tages, was das Publikum mit kräftigem Schlussapplaus honorierte, auch wenn speziell das Instrumental 22:22 Nihil für Verwirrung zu sorgen schien.
[Dajana] Nu ja, ich liebe die Jungs, des ist ja kein Geheimnis ;) Erstaunlich fand ich aber Mannes cleanen Gesang, der um einiges tiefer als gewohnt war. Generell war der Gesang allerdings zu laut und hat einiges vom restlichen Sound unterdrückt. Schade, so was passiert schon mal auf nem Festival. Wer nicht genug bekommen (so wie ich) der begebe sich im Herbst in den Club seiner Wahl, GHOST BRIGADE touren nämlich mit Amorphis und Orphaned Land. Meine Wenigkeit hatte noch zu später Stunde einen angeregten und teils sehr amüsanten Plausch mit den Finnen :)
Setlist: Deliberately, My Heart Is A Tomb, Into The Black Light, Lost In A Loop, 22:22 Nihil, A Storm Inside

[Seb] Passend zu :: DESASTER :: war ich dann auch wiedre vor der Bühne angekommen, und die Deutschen Death/Thrasher hatten das Publikum spätesten ab dem zweiten Stück fest im Griff. Sataniac war wie üblich gut drauf und leitete jedes Stück mit launigen Ansagen ein, während Infernal wie eh und je wie ein Wilder poste und Grimassen zog. Zwar hörte ich im Nachhinein Kritik an der Setlist, aber zu unter anderem Infernal, Tyrants Of The Netherworld, Metalized Blood und natürlich dem als Song zum Mitschunkeln angekündigten Teutonic Steel ging es trotz inzwischen ekelhaft angedicktem knöcheltiefen Matsches vor der Bühne mächtig ab.
Gute Show vor allem für die Uhrzeit, bei der Band und Fans gleichermaßen Spaß zu haben schienen.
[Sui] Mit DESASTER-Sprechchören wurde die Band wohlverdient verabschiedet.
[Dajana] Hatte nicht irgendwer von den Dreien (außer Sataniac) Geburtstag? Oder war das n Joke?

[Seb] :: MANEGÅRM :: erwartet man eigentlich schwer folkig, aber die ersten Songs entstammten eher dem straighteren und schnelleren Material der Band. Erste Schwedenbanner konnten im Publikum gesichtet werden, aber so richtig Stimmung kam erst auf, als MANEGARM mit Havets Vargar/Wolves Ov The Sea releasemäßig in frühere Zeiten abtauchten. Besonderer Hingucker war natürlich wie immer Violinist und Flötist Janne Liljequist, der, wenn er nicht grade für den melodischen Teil der Stücke verantwortlich war, auf der Bühne hin- und herwuselte und Luftgeige spielte. Mit dem sehr ausgedehnten Hemfärd vom 2005er Release Vredens Tid war allerdings bereits überpünktlich schon nach 40 Minuten ohne Zugabe Ende.
[Sui] Der Viking Metal der Schweden stach auf jeden Fall durch sein episches Feeling und die eingängigen Midtempo-Parts hervor…
[Dajana] Und den Sonnenstrahlen aus diesem, zumindest für kurze Zeit, blauen Himmel…

[Seb] Über :: NECROPHAGIST :: hörte man im Vorfeld nur Gutes, aber der Auftritt selber war daran gemessen dann eher durchschnittlich. Zwar verfügen die Jungs allesamt über enorm gute Technik, und auch nette Ideen wie z.B. Prokofjews Monatgue And Capulets/Dance Of The Knights ins Ende von Only Ash Remains einzubauen. Gerade in der ersten Hälfte war die Songs jedoch etwas zu frickelig um live (vor allem bei den Bedingungen) richtig zu zünden: immer wenn sich eine längere mosh-taugliche Passage anzubahnen schien, wurde diese gleich wieder von einem Solo oder sonstwas gebrochen. In der zweiten Hälfte wurde dann etwas mehr geradeheraus drauflosgebolzt, das ging den Fans auch gleich mehr in den Nacken.
[Sui] Technisch über jeden Zweifel erhaben, offenbarte sich genau an dieser Stelle das Problem einer solchen Band auf einem Open Air: Die technischen Tricks und ausgefeilten Riffs gingen teils im Mix unter, so dass sie kaum ernsthaft nachvollziehbar waren. Das Resultat war, dass die Songauswahl am Ende relativ beliebig rüberkam. Schade, denn die Karlsruher Multikulti-Truppe, insbesondere Bassist Stefan Fimmers, haben es definitiv drauf.
[Dajana] *hüstel* Ich war wohl auf nem falschen Trip. Ich hatte eigentlich die ganze Zeit Necrophagia im Kopf, nicht NECROPHAGIST *lach* NECROPHAGIST kenn ich natürlich schon, hab sie auch schon live gesehen… heute waren sie mir zu technisch und zu frickelig…

[Seb] :: AURA NOIR :: war eine der Bands auf die ich mich die ganze Zeit am meisten gefreut hatte, und was soll man sagen: einfach schweinegeil! Appolyon, der sonst inzwischen sein Unwesen bei Immortal treibt, stellte die Band nach dem Opener Upon The Dark Throne mit „we are AURA NOIR, the ugliest band in the world!“ vor. Dann gab es Black/Thrash vom allerfeinsten, und vor allem die alten Songs des 1996er Album Black Thrash Attack legten alles in Schutt und Asche. Appolyon und seine beiden Kumpane waren richtig gut drauf und die Fans vor der Bühne schraubten sich z.B. bei South American Death trotz drei Tagen Schlammschlacht in den Knochen fast die Köpfe ab. Nach acht Stücken wurde dann zunächst so getan als wäre Schluss, aber natürlich gab es in Form von Blood Unity erst einmal eine normale Zugabe - bevor dann eine Überraschung folgte: Laut Ansage zum ersten Mal seit fünf Jahren stand der ehemalige Sänger Aggressor wieder mit AURA NOIR auf der Bühne, noch immer sichtlich gehandicapt und mit Krücke. Klar dass Sons Of Hades dann noch einmal richtig abgefeiert wurde. Mein persönlicher Nummer-Eins-Auftritt des P:S:O:A 2010
[Sui] Von AURA NOIR habe ich vor allem mitgenommen, dass endlich mal der Bass wieder zu hören war, und den Song Unleash The Demon. Ansonsten geiler Auftritt, auch wenn ich die Begeisterung von Sebastian nicht ganz teilen kann, was aber eher meiner Skepsis gegenüber Black Metal im Allgemeinen geschuldet ist.
Setlist: Upon The Dark Throne, Hell’s Fire, Unleash The Demon, Conquerer, Wretched Face Of Evil, South American Death, Fighting For Hell, Condor// Blood Unity, Sons Of Hades

[Seb] Nachdem sich einer der Veranstalter für die Fans und alles und Jeden beim P:S:O:A 2010 bedankt und versichert hatte, dass ab 21 Uhr Zugmaschinen für die Heimreisenden bereit stünden, kündigte er eine „weiter alte Zugmaschine… eh Legende“ an, „Ladies and Gentlemen, please welcome from Birmingham, England: :: NAPALM DEATH :: Fast 30 Jahre gibt es die Truppe nun schon, Barney ist immerhin bereits seit 1989 dabei und dennoch scheint es bei den Briten keine Verschleißerscheinungen zu geben. Klar dass es trotz Müdigkeit allenthalben richtig voll vor der Bühne wurde, sogar einige Fans mit Kegelhüten (leicht geschmacklos, aber originell) wurden gesichtet. Barney versuchte sich immer mal wieder an deutschen Ansagen und fand zwischendurch zu Nazi Punks Fuck Off auch noch deutliche Worte gegen rechtes Publikum, ansonsten bolzten sich NAPALM DEATH wie seit Jahr und Tag gewohnt munter durch ihre Diskographie. Bereits nach 30 Minuten behauptete Barney, man habe schneller gespielt als sonst und sei daher schon durch das geplante Programm durch, aber es gab natürlich noch ein paar Songs, bevor offenbar die Bühnecrew verlangte das aufgehört wird… worauf hin sie zwar den Vogel gezeigt bekamen, aber leider nach der Ansage „this is gonna be die letzte Song for diese Nacht“ wirklich Ende war. Wie immer schön brutal, unterhaltsam und sympathisch!
[Sui] NAPALM DEATH waren nicht nur auf diesem Festival, sondern schon immer Unikate. Wo anderen der Rest der Welt am Arsch vorbeigeht, bekennen die Briten um Barney Farbe, und das sehr deutlich. Nicht nur gegen Nazis, was auf dem P:S:O:A höchste Zeit wurde, sondern auch gegen Religionen aller Art (inklusive Satanismus). Barney war so etwas wie ein geistiger Lichtblick in der Finsternis pseudoharten Gesabbels a la Ofermod. Danke!

[Seb] :: SUFFOCATION :: hatten es derart vorbereitet nicht schwer die Stimmung am Siedepunkt zu halten. Frank Mullen ist zwar als Sänger von anderem Schlage, anstatt Peace rief er die Menge vor Cataclysmic Purification auf, sich möglichst schwer für die kommende Apokalypse zu bewaffnen, und wenn er einen Love Song schreibt, kommt so etwas wie Entrails Of You heraus. Aber grölen kann er, und der Rest der Band steuerte schön schwere, stampfende Death Metal Klopper bei. Zwischendurch wurde Blood Oath allen Metalheads auf der Welt gewidmet, egal ob sie Death, Thrash, Grindcore hören würden - oder sogar Hair Metal und dementsprechend entschieden hätten statt cooler Klamotten die Reizwäsche ihrer Schwester zu tragen ;) SUFFOCATION schlossen dann nach der P:S:O:A 2010 – Standardspielzeit von 45 Minuten mit Infecting The Crypt und hinterließen ein erschöpftes, aber zufriedenes Publikum.

[Dajana] Nach der vollen Packung der letzten Stunden geht’s ungebremst weiter. Mehr Shane Embury, mehr Grind = :: LOCK UP :: :) Die Schwedisch/Britische Truppe lieferte gewohnten Hochgeschwindigkeits-Grindcore zum Auflockern bei all dem Matsch und Regen. Ok, die Zuschauerresonanz erreichte wieder mal nen schlammiges Tief… hat trotzdem Spaß gemacht ;)

[Dajana] Last but not least und zum Abschluss der matschigen Angelegenheit namens PARTY.SAN 2010 *lol* gab es :: CANNIBAL CORPSE :: Eigentlich mag ich die fixen Splatter-Gore-Deather ganz gerne, aber irgendwie war die Luft raus. Ein paar Songs und Ende Gelände bei Cola und Wasser, schließlich heißt es am nächsten morgen Schlamm-Ralley mit dem Auto…

[Dajana] Nach ner schlaflosen „Nacht“ bei ABBA Dauerberieselung ging es dann beizeiten Richtung Heimat. Und nein, ich bin nicht steckengeblieben :) Um 12 Uhr mittags lag ich bereits total platt in der heimischen Badewanne *seufz*

:: FAZIT ::

[Seb] Das war bestimmt nicht das letzte Mal, dass ich beim P:S:O:A dabei war! Neben vielen Pros gab es jedoch auch einige Kontras (aus denen ich das Wetter natürlich rauslassen will, denn dafür kann keiner was, und gemessen an den Umständen lief eigentlich alles sehr flüssig!)
Pro: Die Bandauswahl war größtenteils sehr gelungen, schön finde ich auch dass den ersten Bands des Tages genug Spielzeit eingeräumt wird, so dass das Publikum mit Ihnen warm werden kann. Die Zeltplatzlösung mit dem System Autos+Zelt ist gut durchacht und nutzt den großzügigen Platz gut aus. Ebenfalls zu loben sind die Getränkeversorgung (sehr, sehr freundlich UND schnell) und das abwechslungsreiche Essensangebot.
Kontra: Natürlich hatte die Security, wie uns auch einer der Altgedienten berichtete, viel mehr als sonst auf dem Außengelände mit den desaströsen Platzverhältnissen zu tun. Dennoch sollte es möglich sein, Leute die in der ersten Reihe den Hitlergruß zeigen oder die mitten auf dem Areal mit eindeutigen Nazishirts rumlaufen vom Gelände zu entfernen. Zudem sollten die CD- und Merch-Händler mal strenger kontrolliert werden, denn da war auch einiges an mehr als nur fragwürdigem Material zu finden! Ach ja, und Bands wie THE DEVILS BLOOD braucht man nicht :/
[Sui] Mein persönliches Fazit: Gelungenes Festival, auch wenn für einen Laien wie mich die Musik manchmal etwas ins Beliebige abglitt. Auf der anderen Seite habe ich mich aber auch von echten Highlights wie SARKE oder GHOST BRIGADE überraschen lassen können, mit denen ich nicht gerechnet hatte.
[Dajana] Hat Spass gemacht! Trotz der Schlammschlacht. Ich bin nächstes Jahr definitiv wieder dabei :) Und wegen dem Nazikram frag ich mal gezielt bei den Veranstaltern nach.

 

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