SAMAEL – Reign Of Light
 
Label: Regain Records
Release: 11.10.2004
Von: Jim
Punkte: 9,5
Time: 42:28
Stil: Avant-garde Industrial Techno-metal
URL: Samael
 

Seit ihrer Gründung 1990 sind SAMAEL eigentlich immer einzigartig in der Welt der extremen Musik gewesen. Auf Worship Him und dem Nachfolger Blood Ritual kombinierten sie seinerzeit Doom mit Black Metal und produzierten Musik, die jedermanns Seele entspannte. Dann, 1994, beschritt die Band mit Ceremony Of Opposites musikalisch neue Wege. Das Songwriting von Mastermind Xytras entwickelte sich dahingehend, nun auch synthetische Instrumente und abwechslungsreichere Rhythmusstrukturen einzubinden, mit denen SAMAEL ihre Position als Underground Pioniere weiter festigten. Das waren die ersten Schritte, die 1996 zum bahnbrechenden Passage Album und dem nachfolgenden Eternal führten. Diese Kombination aus gitarrendominierte Songs, synthetischen Drums und Vorph’s düsterem Gesang katapultierten SAMAEL in eine ganze eigene Liga.

Es ist nun mittlerweile 5 Jahre her, das Eternal veröffentlicht wurde. In dieser Zeit wurde Gitarist Kaos von Makro abgelöst, hat man die Staaten betourt, an Side-Projekten (z.B. dem immer noch nicht veröffentlichten Era One Album) gearbeitet und ein eigenes Label gegründet, das der Band nun endlich die Möglichkeit bescherte, von Century Media wegzukommen. Das war eine verdammt lange Zeit des Darbens und Wartens für SAMAEL Fans, aber nun ist sie vorbei und das heiß ersehnte Album Reign Of Light steht endlich in den Läden.

Mit Reign Of Light setzt man die auf Ceremony Of Opposites initiierte Entwicklung fort. Im Wesentlichen gibt es noch immer gitarrenlastige Songs mit Synth, die SAMAEL den epischen Sound verleihen, der inzwischen zum Markenzeichen der Band geworden ist. Diese beiden Komponenten scheinen auf Reign Of Light noch stringenter zu sein, als auf früheren Werken. Und obwohl eine Menge in den Songs passiert, klingen sie doch nie chaotisch oder unkonzentriert. Dieser Erfolg gebührt gleichermaßen den kompositorischen Fähigkeiten von Xytras, der fantastischen Produktion von Waldemar Sorychta (was vorherzusehen war) und dem Endmix von Stefan Glaumann (Rammstein).

Von der Sitar und den Stammestrommeln (Moongate), mit denen das Album eröffnet wird, bis hin zum weiblichen Gesang bei High Above, gibt einen recht subtilen orientalischen Touch, der Reign Of Light von den anderen SAMAEL Werken absetzt. Xytra’s Songwriting macht weiterhin Fortschritte – heavigere Tracks wie Telepath und Reign Of Light haben die Wucht von Bands wie Rammstein, aber Variationen im Rhythmus, verschiedene Lagen an Synthesizern und einfallsreiche Gitarrenriffs geben den Songs solch eine Tiefe, die sie über bloßen kalten Industrial Metal deutlich heraushebt.

Auf früheren Alben besitzen Vorph’s Texte und Xytra’s Musik häufig einen sehr spirituellen Touch, und das gilt auch für Reign Of Light. Inch’Allah und das beeindruckende On Earth sind beide erhebende, mächtige Songs, die, gepaart mit Vorph’s Gedanken provozierenden Texten perfekt zu deren epischer Natur passen. Besonders das Konzept zu On Earth ist in der heutigen Welt von Bedeutung, wo wir scheinbar in einer Mentalität aus Krieg und Vorherrschaft versinken. Aber nicht alle Songs auf diesem Album sind peppig und kraftvoll. In der Tradition von Moonskin haben wir z.B. Further, ein langsamer, nachdenklicher Song, der wahrscheinlich am dichtesten an dem ist, was bei SAMAEL einer Ballade entsprechen würde. Das Album endet mit einem weiteren exzellenten Mid-Tempo Song: Door Of Celestial Peace. Und während sich dieser Song dem Ende neigt, bleibt ein über den Texten sinnierender Hörer zurück: “Have you ever wondered, what you really want?”…

Reign Of Light ist nicht weniger als ein fantastisches Album, das ich kaum eindringlicher all jenen Aufgeschlossenen ans Herz legen möchte, die gerne wegweisende Musik hören möchten. Hätte irgendwer sonst solch ein Album veröffentlicht, es hätte mich regelrecht aus den Socken gehauen. Aber hier geht es um SAMAEL und solch eine Ausnahmeleistung ist so was wie ein Grundwert bei dieser evolutionären Band. Und nachdem ich zu den Glücklichen gehöre, die SAMAEL 2003 beim WFF sehen konnten, kann nur jedem empfehlen, die Jungs nicht auf ihrer Europa Tour zu verpassen! 5 Jahre sind sicherlich eine lange Zeit, aber SAMAEL haben die Zeit genutzt, ihren Sound weiterzuentwickeln und haben einen weiteren Schritt auf ihren seltsamen aber wunderbaren musikalischen Reise genommen. Und ich freue mich ungemein darauf zu sehen, wohin sie dieser Pfad führen wird ...