Seit ihrer
Gründung 1990 sind SAMAEL eigentlich immer
einzigartig in der Welt der extremen Musik gewesen. Auf Worship
Him und dem Nachfolger Blood Ritual
kombinierten sie seinerzeit Doom mit Black Metal und produzierten
Musik, die jedermanns Seele entspannte. Dann, 1994, beschritt
die Band mit Ceremony Of Opposites
musikalisch neue Wege. Das Songwriting von Mastermind Xytras
entwickelte sich dahingehend, nun auch synthetische Instrumente
und abwechslungsreichere Rhythmusstrukturen einzubinden, mit
denen SAMAEL ihre Position als Underground
Pioniere weiter festigten. Das waren die ersten Schritte, die
1996 zum bahnbrechenden Passage Album
und dem nachfolgenden Eternal führten.
Diese Kombination aus gitarrendominierte Songs, synthetischen
Drums und Vorph’s düsterem Gesang katapultierten
SAMAEL in eine ganze eigene Liga.
Es ist nun
mittlerweile 5 Jahre her, das Eternal
veröffentlicht wurde. In dieser Zeit wurde Gitarist Kaos
von Makro abgelöst, hat man die Staaten betourt, an Side-Projekten
(z.B. dem immer noch nicht veröffentlichten Era
One Album) gearbeitet und ein eigenes Label gegründet,
das der Band nun endlich die Möglichkeit bescherte, von
Century Media wegzukommen. Das war eine verdammt lange Zeit
des Darbens und Wartens für SAMAEL Fans,
aber nun ist sie vorbei und das heiß ersehnte Album Reign
Of Light steht endlich in den Läden.
Mit Reign
Of Light setzt man die auf Ceremony
Of Opposites initiierte Entwicklung fort. Im Wesentlichen
gibt es noch immer gitarrenlastige Songs mit Synth, die SAMAEL
den epischen Sound verleihen, der inzwischen zum Markenzeichen
der Band geworden ist. Diese beiden Komponenten scheinen auf
Reign Of Light noch stringenter zu
sein, als auf früheren Werken. Und obwohl eine Menge in
den Songs passiert, klingen sie doch nie chaotisch oder unkonzentriert.
Dieser Erfolg gebührt gleichermaßen den kompositorischen
Fähigkeiten von Xytras, der fantastischen Produktion von
Waldemar Sorychta (was vorherzusehen war) und dem Endmix von
Stefan Glaumann (Rammstein).
Von der
Sitar und den Stammestrommeln (Moongate), mit denen
das Album eröffnet wird, bis hin zum weiblichen Gesang
bei High Above, gibt einen recht subtilen orientalischen
Touch, der Reign Of Light von den
anderen SAMAEL Werken absetzt. Xytra’s
Songwriting macht weiterhin Fortschritte – heavigere Tracks
wie Telepath und Reign Of Light haben die
Wucht von Bands wie Rammstein, aber Variationen im Rhythmus,
verschiedene Lagen an Synthesizern und einfallsreiche Gitarrenriffs
geben den Songs solch eine Tiefe, die sie über bloßen
kalten Industrial Metal deutlich heraushebt.
Auf früheren
Alben besitzen Vorph’s Texte und Xytra’s Musik häufig
einen sehr spirituellen Touch, und das gilt auch für Reign
Of Light. Inch’Allah und das beeindruckende
On Earth sind beide erhebende, mächtige Songs,
die, gepaart mit Vorph’s Gedanken provozierenden Texten
perfekt zu deren epischer Natur passen. Besonders das Konzept
zu On Earth ist in der heutigen Welt von Bedeutung,
wo wir scheinbar in einer Mentalität aus Krieg und Vorherrschaft
versinken. Aber nicht alle Songs auf diesem Album sind peppig
und kraftvoll. In der Tradition von Moonskin haben
wir z.B. Further, ein langsamer, nachdenklicher Song,
der wahrscheinlich am dichtesten an dem ist, was bei SAMAEL
einer Ballade entsprechen würde. Das Album endet mit einem
weiteren exzellenten Mid-Tempo Song: Door Of Celestial Peace.
Und während sich dieser Song dem Ende neigt, bleibt ein
über den Texten sinnierender Hörer zurück: “Have
you ever wondered, what you really want?”…
Reign
Of Light ist nicht weniger als ein fantastisches
Album, das ich kaum eindringlicher all jenen Aufgeschlossenen
ans Herz legen möchte, die gerne wegweisende Musik hören
möchten. Hätte irgendwer sonst solch ein Album veröffentlicht,
es hätte mich regelrecht aus den Socken gehauen. Aber hier
geht es um SAMAEL und solch eine Ausnahmeleistung
ist so was wie ein Grundwert bei dieser evolutionären Band.
Und nachdem ich zu den Glücklichen gehöre, die SAMAEL
2003 beim WFF sehen konnten, kann nur jedem empfehlen, die Jungs
nicht auf ihrer Europa Tour zu verpassen! 5 Jahre sind sicherlich
eine lange Zeit, aber SAMAEL haben die Zeit
genutzt, ihren Sound weiterzuentwickeln und haben einen weiteren
Schritt auf ihren seltsamen aber wunderbaren musikalischen Reise
genommen. Und ich freue mich ungemein darauf zu sehen, wohin
sie dieser Pfad führen wird ...