NOCTURNE – The Burning Silence

 
Label: Talheim Records
Release: 16.12.2017
Von: Stormlord
Punkte: 8.5/10
Time: 43:56
Stil: Black Metal
URL: Nocturne
 

NOCTURNE zelebrieren ihre Interpretation von Black Metal in facettenreicher Form, denn es finden sich neben direkt nach vorne preschenden Attacken auch jede Menge melodischer Anklänge und auch zurückhaltende Passagen.

Die Balance aus atmosphärischer Contenance und ungestümer Raserei finden wir schon beim gelungenen Opener Victory Of Fire; hinzu gesellt sich eine Melange aus aggressiven Vocals und heroischem Klargesang, der ein wenig gewöhnungsbedürftig scheint, sich aber schnell zu einem speziellen Stilmerkmal herauskristallisiert. Später finden wir auch noch Death Metal-mäßige Growls, die eine variable Vokalarbeit abrunden.
Der Titelsong The Burning Silence bindet schmissig swingende Walzer-Rhythmen mit ein, überdies gefällt der dezente symphonische Anstrich und der mehrstimmige Gesang. Hubris Virtue präsentiert ein extravagant heldenhaftes Timbre, einen eingängigen Refrain und eine harmonische Ruhepause, doch auch pfiffige Blasts. Die Mischung aus heroisch rockenden und angriffslustigen Tempi hält die Stücke spannend – alles ist möglich und Überraschungen sind das Salz im schwarzmetallischen Süppchen. Die Gitarrenarbeit zieht sich in Form von gelungenen Leads und geschredderten Melodien wie ein fein gesponnener Faden durch das gesamte Album.
Mir gefällt der epische, höchst atmosphärische Song Ascent als getragenes Zwischenspiel vor der beinharten und beinahe unkenntlichen Interpretation des Ultravox-Liedes Lament. Die Band drückt dem Original einen eigenen Stempel auf und sorgt für ein cooles Finale.   

Insgesamt gesehen gehen NOCTURNE auf ihrem zweiten Werk etwas direkter und kompakter als auf dem selbtbetitelten Debüt vor. Ich vermisse dadurch ein wenig den wilden Stilmix und das Überwinden von Genregrenzen, denn die Musiker zeigen sich aktuell einen Tick weniger experimentell. Es braucht ein paar Durchläufe, um die gesteigerte Komplexität und die unaufdringlichen Ohrwurmqualitäten der Kompositionen ganzheitlich zu erfassen – danach ergibt sich jedoch ein reichhaltiges, forderndes Gesamtkunstwerk.