Gelobt
sei jene Mark im Norden, jenes zerrissene Land, das sich nicht
entscheiden kann, ob es nun zu Zentraleuropa oder doch zu den
nordischen Staaten gehören will. In der Musik jedenfalls
sind sich die Dänen alle einig: Qualität! Und das
fast ausnahmslos. Unglaublich was in den letzen Jahren an Bands
unterschiedlicher Ausrichtung nicht nur den Kopf aus den Dünen
gesteckt hat sondern auch heraus gekrochen ist - Urkraft, Hatesphere,
Raunchy, Mnemic, As We Fight, Saturnus... und nicht zuletzt
MERCENARY. Andere blinzelten nur mal raus oder
steckten den Kopf nach Oberflächenerkundung wieder in den
Sand - Aurora, Withering Surface, Konkhra, Lipid...
Aber eigentlich wollte ich ja ein Review über The
Hours That Remain schreiben.
Liebe Leute und Fans des anspruchsvollen und doch zugänglichen
Progpowermetals, diese Scheibe ist ein Muss für euch :-)
Mit über einer Stunde Spielzeit ist The Hours
That Remain zudem noch äußerst ergiebig
und das ohne auch nur einer einzigen Minute an Langeweile oder
Unnötigkeit. Angesichts der Tatsache, dass die 10 Stücke
im Schnitt an die 5-6 Minuten haben (zweimal sind auch Achtminüter
dabei) eine wahre Meisterleistung. Im Gegensatz zum Vorgängeralbum
11 Dreams herrscht auf The
Hours That Remain sofort Eingängigkeit und
das absolut ohne Seichtheitsfaktor. Krals Grölen, das bisher
immer wieder für eine zusätzliche Portion Härte
gesorgt hatte, fällt auf diesem Album weg, zumal er sich
nach gut 15 Jahren entschieden hatte, zu gehen. Die verbliebene
Band musste sich um das Songwriting im Großen und Ganzen
nun selber kümmern. Die Strukturen der Songs sind nach
wie vor alle sehr gut durchdacht, vielschichtig und trotz der
wunderbaren Melodien und Bögen immer noch anspruchsvoll
genug. Flüssig, wie selbstverständlich sprudeln die
Ideen nur so hervor, sowohl was Stimmführung als auch Gitarrensoli
angehen; einfach nur genial. Für den löblicherweise
trotz allem verbliebenen Härtefaktor - den man definitiv
nicht absprechen kann - zeichnet sich Mike Park verantwortlich,
seines Zeichens Drummer, und er ist es auch, der MERCENARY
weiterhin von Vergleichen mit anderen Powermetalbands erfolgreich
fern hält (mal abgesehen von den grundsätzlich anderen
Textinhalten natürlich).
Sogar ein von der Sambarhythmik entlehntes Riff (Obscure
Indiscretion) finden wir auf The Hours That
Remain und das in einem dermaßen geilen
Kostüm, das man sich nicht entscheiden kann, ob man sofort
auf die Knie fallen soll oder doch erst beim zweiten Durchgang.
Eingeleitet von einem kraftvollen Powermetalgebrüll, dass
man die Ohren tatsächlich anlegen mag....
Lost Reality beinhaltet ein paar der schönsten
Melodien (sowohl stimmlich als auch instrumental ausgeführt),
die man sich heutzutage vorstellen kann und weist trotzdem eine
dermaßen dichte Spielweise auf, dass die acht Minuten
wie im Flug vergehen. Ebenso der Titelsong The Hours That
Remain.
Soul Decision beginnt mit einem wahren Headbang-Riff,
das live sicher wie Sau rockt (wie übrigens alle Stücke
auf The Hours That Remain, im Gegensatz
zu 11 Dreams, das doch mehr aufs aufmerksame
Zuhören ausgerichtet war) und trotzdem man das Riff unlängst
schon mal wo gehört hat, kann man MERCENARY
hier keinen Klau vorhalten, weil die Mannen es perfekt verstehen,
nur Grundgerüste herzunehmen und diese mit ganz eigener
und typischer MERCENARY Staffage auszustopfen
und ein prächtiges Gewand noch drüber zu werfen. Fantastisch!
Bass und Drums bringen verdammt viel Dichte und Dynamik rüber,
die Gitarren zaubern den Umhang drüber und über die
Stimme will ich gar nicht anfangen zu schreiben, sonst sitze
ich hier noch Stunden. Nur so viel: SO stelle ich mir eine Powermetal
Stimme vor, Leute. Ohne Leiern, ohne unnötige Stimmbandverknotung,
einfach straight und doch mit einer ganz eigenen Ästhetik
und viel Kraft darin. Aus :-)
Simplicity Demand weist einen dermaßen bittersüßen
Geschmack auf, vor allem was diese verruchten Klavierklänge
dazwischen angeht, dass es wie ein Gelsenstich zwar juckt und
man will's nicht (zugeben), aber dann kratzt man doch und es
tut so verdammt gut, dass man weiter kratzt. Es fühlt sich
einfach geil an. *hüstel*
Kral, der Basser und Mit-Vokalist war ja vor der Produktion
schon ausgestiegen, d.h. das Album-Lineup (!) sieht wie folgt
aus:
Martin Buus - Lead Gitarre
Mikkel Sandager - Stimme
Jacob Hansen - Bass (nur für den Aufnahmeprozess. Den Bass
wird in Zukunft Rene Pedersen zupfen)
Mike Park - Drums
Jakob Mølbjerg - Gitarre
Morten Sandager - Keys, background vocals
Zwei Gaststimmen
finden sich auf The Hours That Remain
auch ein, und zwar sind das Björn Strid (Soilwork) und
Marcus Bischoff (Heaven Shall Burn).
The
Hours That Remain - ein Meisterwerk aus dem
Hause MERCENARY.
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