MERCENARY – The Hours That Remain

 
Label: Century Media
Release: 21.08.2006
Von: Dusk
Punkte: 10/10
Time: 62:17
Stil: Powermetal/Prog
URL: Mercenary
 
Gelobt sei jene Mark im Norden, jenes zerrissene Land, das sich nicht entscheiden kann, ob es nun zu Zentraleuropa oder doch zu den nordischen Staaten gehören will. In der Musik jedenfalls sind sich die Dänen alle einig: Qualität! Und das fast ausnahmslos. Unglaublich was in den letzen Jahren an Bands unterschiedlicher Ausrichtung nicht nur den Kopf aus den Dünen gesteckt hat sondern auch heraus gekrochen ist - Urkraft, Hatesphere, Raunchy, Mnemic, As We Fight, Saturnus... und nicht zuletzt MERCENARY. Andere blinzelten nur mal raus oder steckten den Kopf nach Oberflächenerkundung wieder in den Sand - Aurora, Withering Surface, Konkhra, Lipid...
Aber eigentlich wollte ich ja ein Review über The Hours That Remain schreiben.
Liebe Leute und Fans des anspruchsvollen und doch zugänglichen Progpowermetals, diese Scheibe ist ein Muss für euch :-)
Mit über einer Stunde Spielzeit ist The Hours That Remain zudem noch äußerst ergiebig und das ohne auch nur einer einzigen Minute an Langeweile oder Unnötigkeit. Angesichts der Tatsache, dass die 10 Stücke im Schnitt an die 5-6 Minuten haben (zweimal sind auch Achtminüter dabei) eine wahre Meisterleistung. Im Gegensatz zum Vorgängeralbum 11 Dreams herrscht auf The Hours That Remain sofort Eingängigkeit und das absolut ohne Seichtheitsfaktor. Krals Grölen, das bisher immer wieder für eine zusätzliche Portion Härte gesorgt hatte, fällt auf diesem Album weg, zumal er sich nach gut 15 Jahren entschieden hatte, zu gehen. Die verbliebene Band musste sich um das Songwriting im Großen und Ganzen nun selber kümmern. Die Strukturen der Songs sind nach wie vor alle sehr gut durchdacht, vielschichtig und trotz der wunderbaren Melodien und Bögen immer noch anspruchsvoll genug. Flüssig, wie selbstverständlich sprudeln die Ideen nur so hervor, sowohl was Stimmführung als auch Gitarrensoli angehen; einfach nur genial. Für den löblicherweise trotz allem verbliebenen Härtefaktor - den man definitiv nicht absprechen kann - zeichnet sich Mike Park verantwortlich, seines Zeichens Drummer, und er ist es auch, der MERCENARY weiterhin von Vergleichen mit anderen Powermetalbands erfolgreich fern hält (mal abgesehen von den grundsätzlich anderen Textinhalten natürlich).
Sogar ein von der Sambarhythmik entlehntes Riff (Obscure Indiscretion) finden wir auf The Hours That Remain und das in einem dermaßen geilen Kostüm, das man sich nicht entscheiden kann, ob man sofort auf die Knie fallen soll oder doch erst beim zweiten Durchgang. Eingeleitet von einem kraftvollen Powermetalgebrüll, dass man die Ohren tatsächlich anlegen mag....
Lost Reality beinhaltet ein paar der schönsten Melodien (sowohl stimmlich als auch instrumental ausgeführt), die man sich heutzutage vorstellen kann und weist trotzdem eine dermaßen dichte Spielweise auf, dass die acht Minuten wie im Flug vergehen. Ebenso der Titelsong The Hours That Remain.
Soul Decision beginnt mit einem wahren Headbang-Riff, das live sicher wie Sau rockt (wie übrigens alle Stücke auf The Hours That Remain, im Gegensatz zu 11 Dreams, das doch mehr aufs aufmerksame Zuhören ausgerichtet war) und trotzdem man das Riff unlängst schon mal wo gehört hat, kann man MERCENARY hier keinen Klau vorhalten, weil die Mannen es perfekt verstehen, nur Grundgerüste herzunehmen und diese mit ganz eigener und typischer MERCENARY Staffage auszustopfen und ein prächtiges Gewand noch drüber zu werfen. Fantastisch! Bass und Drums bringen verdammt viel Dichte und Dynamik rüber, die Gitarren zaubern den Umhang drüber und über die Stimme will ich gar nicht anfangen zu schreiben, sonst sitze ich hier noch Stunden. Nur so viel: SO stelle ich mir eine Powermetal Stimme vor, Leute. Ohne Leiern, ohne unnötige Stimmbandverknotung, einfach straight und doch mit einer ganz eigenen Ästhetik und viel Kraft darin. Aus :-)
Simplicity Demand weist einen dermaßen bittersüßen Geschmack auf, vor allem was diese verruchten Klavierklänge dazwischen angeht, dass es wie ein Gelsenstich zwar juckt und man will's nicht (zugeben), aber dann kratzt man doch und es tut so verdammt gut, dass man weiter kratzt. Es fühlt sich einfach geil an. *hüstel*
Kral, der Basser und Mit-Vokalist war ja vor der Produktion schon ausgestiegen, d.h. das Album-Lineup (!) sieht wie folgt aus:
Martin Buus - Lead Gitarre
Mikkel Sandager - Stimme
Jacob Hansen - Bass (nur für den Aufnahmeprozess. Den Bass wird in Zukunft Rene Pedersen zupfen)
Mike Park - Drums
Jakob Mølbjerg - Gitarre
Morten Sandager - Keys, background vocals

Zwei Gaststimmen finden sich auf The Hours That Remain auch ein, und zwar sind das Björn Strid (Soilwork) und Marcus Bischoff (Heaven Shall Burn).

The Hours That Remain - ein Meisterwerk aus dem Hause MERCENARY.