IGNIS FATUU holen sich ihre Inspiration für das Konzept ihres aktuellen Albums von den meisterlichen Kupferstichen Albrecht Dürers – und genauso vielgestaltig wie die Ausdrucksweise des Künstlers präsentiert die lustige Truppe ihr mittelalterliches Musikspektakel.
So stampft das ohrwurmverdächtige Rhinocerus schwerfällig daher, ehe bei Satyr Und Nymphe in klanglicher und sprachlicher Art der Dualität entsprochen wird, da sich beschwingte und etwas nachdenklichere Elemente die Klinke in die Hand geben. Allgemein fällt auf, dass Flöten, Dudelsack und Schalmei angenehm dosiert verwendet werden und kraftvolle Gitarrenriffs sehr oft für den nötigen Dampf sorgen. Doch auch die folkige Seite kommt nicht zu kurz, auch schwermütige Sequenzen kommen etwa während Melencolia I passenderweise zum Einsatz. Beschwingt galoppiert Adam Und Eva durch die Gegend, wobei sich im Refrain die beiden Stimmen von Irene und P.G. harmonisch vereinen.
Das Meerwunder verbindet zurückhaltende, kontemplative Strophen mit einem getragenen Chorus und unaufdringlichem Folk-Unterton, vergisst aber auch auf einen Schuss Gitarrenpower nicht. Ein wenig bedrohlicher und schwerer schlängelt sich Sternenfall (Die Eröffnung Des Sechsten Siegels) in die Gehörgänge, bevor Der Dudelsackspieler tempomäßig einen Gang hochschaltet und das titelgebende Instrument zu keinem Moment nervig oder schräg klingt. Überraschend ruhig lässt das Septett dieses Werk mit dem besinnlichen, sparsam instrumentierten Schlussakt Der Hl. Hieronymus Im Gehäus sehr behutsam ausklingen.
Meisterstich zeigt viele Facetten in Musik sowie Texten und vermag so unterschiedliche Stimmungen wie Nachdenklichkeit, Lebenslust, Trauer oder einfach nur gute Laune optimal zu transportieren. Als weiteren Pluspunkt sehe ich den dezenten Einsatz des Folk-Instrumentariums an, sodass sich im Verbund mit knackig riffenden Gitarren ein vielseitiges Ganzes ohne penetranten Mitgrölfaktor ergibt.
Albrecht Dürer rockt – aber nicht nur laut und polternd, sondern auch beruhigend und gefühlvoll.