Auf
Goi, Rode, Goi!, das neue Album der russischen
Pagan/Folk Metaller ARKONA, habe ich mich schon lange
gefreut. Nicht nur aufgrund der tollen Vorgängeralben,
sondern auch und vor allem, weil ARKONA vor einigen Jahren
zusammen mit Skyforger, Pagan Reign, Alkonost und Severnye Vrata
eine der ersten Bands aus Osteuropa waren, die ich für
mich entdeckte und mit dafür sorgten, dass ich mich auf
der Suche nach heidnischer Musik etwas aus Skandinavien verabschiedete
und der Musik und der Mythologie des Ostblocks zuwandte.
Jetzt aber zum neuen Werk ARKONAs, die in der Pagan Metal
Szene spätestens seit ihrem letzten Album schon recht bekannt
sein dürften:
Waren auch die Vorgängeralben schon recht opulent arrangiert,
trifft auf Goi, Rode, Goi! mehr denn je das Motto
„klotzen, nicht kleckern“ zu. Als ob die Bandbreite
an Folkloreinstrumenten wie Flöte, Akkordeon, Mandoline,
Domra (russ. Zupfinstrument) und Kokle (lettische Variante der
Kantele) noch nicht genug wäre, haben ARKONA auf
Goi, Rode, Goi! zusätzlich noch auf ein
Streicher Quintett sowie auf einen professionellen Chor zurückgegriffen
und das ganze mit einer glasklaren Produktion versehen.
Abgesehen von dieser Aufstockung gibt es ansonsten keine wirklichen
Änderungen in ARKONAs Musik. In bekannter Art und
Weise gibt’s mit haufenweise Melodie versehenen Folk Metal,
der immer wieder von hartem, angeschwärztem Pagan Metal
durchbrochen wird. All das natürlich wie immer veredelt
von der variablen Stimme Mashas, die von wunderbarem Klargesang
über kraftvolle Shouts bis zu finsterem Gegrowle erneut
alle Register zieht.
Dreh- und Angelpunkt von Goi, Rode, Goi! ist eindeutig
das 15-minütige Na Moey Zemle (In meinem Land),
zu dessen Unterstützung sich ARKONA einer ganzen
Reihe an gleichgesinnten Gastmusikern (Månegarm, Skyforger,
Obtest, Menhir, Heidevolk) bedienen - sozusagen ein Zusammentreffen
der verschiedensten Mythologien der nordischen Hemisphäre.
Vor allem der Gastgesang von Månegarms Erik und Skyforgers
Peter und Edgar wissen hier wirklich zu begeistern.
Zusätzlich zu diesem Epos finden sich auch noch eine Menge
an weiteren klasse Songs auf Goi, Rode, Goi!,
wobei mir vor allem die zwischen Epik, Folk und Gedresche pendelnden
Songs Tropoiu Nevedannoi, Kolo Navi und Pamiat
zusagen.
Ohne Zweifel sind hier absolute Profis am Werk. Ein schlechter
Song ist weit und breit nicht zu finden und Goi, Rode,
Goi! transportiert auf wirklich tolle Weise den Geist
der russischen Mythologie und Folklore, womit ARKONA
das Herz vieler Folk und Pagan Metaller höher schlagen
lassen werden.
Was mir persönlich allerdings schon ein wenig fehlt sind
die Ecken und Kanten, musikalisch gesprochen: das wilde, räudige
und archaische Element, welches für mich einfach zu heidnischer
Musik dazu gehört. Ein bisschen Gekeife und Knüppelparts
reichen mir da nicht immer aus. Irgendwie ist mir alles etwas
zu glatt gebügelt und auch etwas zu dick aufgetragen, so
dass Goi, Rode, Goi! nicht ganz das Meisterwerk
geworden ist, auf das ich gehofft hatte.
Von diesen vielleicht zu hohen Erwartungen aber abgesehen, ist
Goi, Rode, Goi! ein beeindruckend eingespieltes
Album mit einer Fülle an tollen Songs, und alles andere
als eine deutliche Kaufempfehlung auszusprechen wäre angesichts
der von ARKONA abgelieferten Qualität nicht gerechtfertigt.