2009-08-14 DE – Dinkelsbühl
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Wie einige Bands auf dem Billing des diesjährigen SUMMER BREEZE war auch :: SKYFORGER :: ein bislang noch weitestgehend unbeschriebenes Blatt für mich. Die sympathischen, schüchternen Letten hatten ihre besten Momente, wenn Chefbrüller Peter mit seinem dreckig-brutalen Organ den rauen Pagan Metal des Quintetts verfeinerte. Die rein traditionell-schwarzmetallische Abteilung mit Gitarren, Bass, Schlagzeug und Vocals ist dann auch das, was SKYFORGER (zumindest hier auf dem SUMMER BREEZE) am besten zu Gesichte stand. Denn sobald Kaspars, der für den cleanen Gesang und die traditionellen Instrumente zuständig ist, einsetzte, wurde es schräg – was den Hörgenuß deutlich schmälerte. Dennoch wussten die Heidenmetaller durch engagiertes Stageacting zu gefallen, auch wenn sie defintiv noch an der Kommunikation mit dem Publikum arbeiten müssen. So, nun aber schnell zur Main Stage, denn da machte sich ein schwedisches Killerkommando auf, eines der Festivalhighlights zu präsentieren.

:: Fotos ::

Ich muss ja zugeben, dass ich :: THE HAUNTED :: nach dem Wiedereinstieg Peter Dolvings nicht so intensiv verfolgt hatte – dennoch war meine Neugier groß, zumal ich kurz vor dem Festival noch Torstens Livereview zum Gig der Schweden im Februar dieses Jahres durchgelesen habe.
Und pow! 50 Minuten voll in die Fresse! Es gab ein Potpourri aus allen Phasen der Bandgeschichte, wobei mir persönlich In Vein vom Debüt, das Dreigestirn Dark Intentions, Bury Your Dead und Trespass vom exquisiten Zweitwerk The Haunted Made Me Do It sowie Trenches (von Peter als „Metalcore“-Song angekündigt) und 99 am besten gefallen haben.
Der hyperaktive Fronter Peter spurtete über die Bühnenbretter wie von der Tarantel gestochen, poste wie ein junger Gott und hatte die brutalen wie auch die cleanen Passagen perfekt drauf – was einmal mehr zeigt, dass er nicht nur der verrückte Sänger von THE HAUNTED ist, sondern gesangstechnisch auch wirklich was auf dem Kasten hat. Dass eine so beherzte Show auch bei dem Publikum ankam, versteht sich von selbst. Die Kommunikation mit den Fans lief prima und fand seinen Höhepunkt, als Peter von der Bühne stieg und sich in die Menge wagte. Unglaublich, er watete durch die Fans, die gerade noch so eng aneinander gereiht waren, dass nicht mal ein Blatt Papier dazwischen Platz gehabt hätte. Und alle gingen sie Peter respektvoll links und rechts aus dem Weg. So muss sich Moses gefühlt haben, als er das Meer vor sich spalten ließ... Ein Bild für die Götter – im wahrsten Sinn des Wortes. Warum das Ganze? Dolving wollte eben eine Wall Of Death sehen und fackelte dann nicht lang herum, sondern inszenierte diese selbst wie ein Regisseur, der seinen Akteuren zeigt, was sie zu tun haben.
Ich will hier mit dem Bericht aber nicht den Eindruck erwecken, dass THE HAUNTED nur aus ihrem Sänger bestehen. Die Björler-Brüder Anders und Jonas an Gitarre und Bass sowie Jensen und Per an Gitarre und Schlagzeug waren ebenfalls sichtlich motiviert und vervollständigten das perfekte Bild einer dieses Top-3-Auftritts des gesamten Festivals. Vielen Dank dafür!
Setlist: Little Cage, The Drowning, Trespass, The Flood, The Medication, Moronic Colossus,  D.O.A., In Vein, Trenches, 99, Dark Intentions, Bury Your Dead

:: ENTOMBED :: mussten nach dem Wirbelsturm namens The Haunted anschließend auf der Pain Stage ran. Ein schwieriges Unterfangen. Als dann die ersten Töne des mächtig coolen Intros Satan Is Real von den Countrybarden The Louvin Brothers ertönten, war klar, dass die Schweden einmal mehr zeigen sollten, wie schwedischer Death Metal der alten Schule zu klingen hat...
Und so stiegen die Mannen um Lasse Petrov in einen energischen Gig ein, der zum Bedauern der Fans der ersten Stunde die ersten zwei Alben komplett außen vor ließ. Das heißt natürlich nicht, dass Songs wie Wolverine Blues, Demon, Damn Deal Done oder When In Sodom nicht die Klasse besäßen, um mal locker (fast) jede andere Death Metal Band des Festivals in Grund und Boden zu stampfen. Dennoch hätte man sich rein aus Nostalgie den einen oder anderen Song aus den frühen Neunzigern gewünscht. Aber jetzt mal zurück zum Auftritt...
Lasse überraschte gleich nach dem Opener Serpent Saints mit beeindruckenden Deutsch Kenntnissen („Alles gut, meine Damen und Headbanger? Sind keine Damen hier? Ah, da sind ja zwei – immerhin!“) und es war einfach ein Genuß, ihn wild gestikulierend und die genialsten Grimassen schneidend bei seiner Arbeit zu beobachten. Der Sound war wirklich klasse abgemischt und das leidige Thema der fehlenden zweiten Gitarre wird von Auftritt zu Auftritt immer irrelevanter, denn Alex und der Aushilfsbassist (für Nico eingesprungen, der Vater geworden ist – Gratulation unsererseits!) ergänzten sich heute prima und füllten bravourös jede Lücke im Sound, was ähnlich gut klappte wie bei den Landsleuten Grand Magus.
Setlist: Serpent Saints, Eye For An Eye, When In Sodom, In The Blood, Eyemaster, Damn Deal Done, Like This With The Devil, Chief Rebel Angel, Demon, Wolverine Blues, Out Of Hand, Masters Of Death

Black Metal wurde heuer komplett von den beiden Hauptbühnen verbannt. Durften letztes Jahr wenigstens noch Endstille, Marduk, Primordial oder Keep Of Kalessin und vorletztes Jahr Bands wie Necrophobic, Secrets Of The Moon und eben auch :: KOLDBRANN :: auf den Hauptbühnen einheizen, so wurden sämtliche Schwarzmetaller ins Partyzelt degradiert. Schade, denn der klasse Auftritt der Norweger hätte durchaus ein etwas größeres Publikum verdient, auch wenn das Partytent ziemlich gut gefüllt war. Sänger Mannevond war überraschend gut gelaunt und heizte das Publikum an, sich voll zu verausgaben. Und so wurde der hauptsächlich im Midtempo angesiedelte Black Metal KOLDBRANNs von den Fans abgefeiert. Dass die fünf Schwarzköppe auch Sinn für Humor haben, bewiesen sie durch ein kurz intoniertes Cover des „Derrick“ Hauptthemas – sehr cool! Übrigens, was haltet Ihr davon: Mannevond als neuer Sänger bei Endstille? Das wäre doch was...

So, :: URGEHAL :: konnte ich mir noch locker anschauen – da gab es keine Gefahr von Überschneidungen mit Amorphis. Die zweite, weitaus aggressivere Black Metal Band des heutigen Tages riss einen wirklich guten Gig runter. Wesentlich schneller und ruppiger als ihre Landsleute Koldbrann gingen die vier Nordländer (inkl. Mannevond am Bass) zu Werke. Bei URGEHAL fielen vor allem der exzentrische Gitarrist Enzifer und eben Bassist Mannevond aus dem Rahmen. Ersterer aufgrund seines äußerst skurril-morbiden Outfits, der mit seiner „Nietenkrone“ glatt als junger Pinhead durchgehen könnte. Und letztgenannter aufgrund seiner Rockstar tauglichen Posen. Einmal mehr fällt bei beiden Black Metal Bands auf, wie gut der Sound auch dieses Jahr im Partyzelt abgemischt wurde. Somit konnten URGEHAL mit ihrem sehr oldschooligen Schwarzmetall auf voller Linie überzeugen.

Bevor es im Partyzelt mit Cynic weiterging, wagte ich einen etwas ausführlicheren Blick zur Main Stage, auf der gerade die Hardcore-Metal-Crossover Pioniere :: LIFE OF AGONY :: ihr Unwesen trieben. Und wie sie das taten... Die 2003 wiedervereinigten New Yorker funktionieren nur mit Keith Caputo am Gesang, das bewies der mittlerweile langhaarige, etwas benebelt wirkende Neohippie einmal mehr. Die Band war motiviert bis in die Spitzen, Gitarrist Joey Z. und Bassist Allan verbrannten während des Gigs soviel Kalorien wie ich in einem ganzen Jahr, Ex-Type O Negative Schlagzeuger Sal setzte den groovigen Grundstock für eine Setlist, die man getrost als Best Of der Bandgeschichte verstehen konnte. Keith hatte zwar bei den ganz hohen Passagen beispielsweise in This Time seine Probleme, umschiffte dies aber gekonnt, indem er einfach die Vocallines leicht abänderte. Genauso muss man das als fähiger, etwas ins Alter gekommene Sänger machen, wenn man sich nicht blamieren möchte. Klasse Gig!
Setlist: River Runs Red, This Time, Method Of Groove, Love To Let You Down, Other Side Of The River, Weeds, Lost At 22, My Eyes, Bad Seed, Justified, Through And Through, Underground

Um die Frickel-Jazz-Metaller sehen zu können, musste ich mich etwas früher von Life Of Agony verabschieden. Dies war aber kein Beinbruch bei dem, was Paul Masvidal, Sean Reinert, Robin Zielhorst und Tymon Kruidenier den Fans im Partyzelt zu bieten hatten. Ich hatte ja bereits die Ehre, :: CYNIC :: live im Vorprogramm der letzten Opeth Tour in München zu sehen. Etwas verhalten und hüftsteif schienen sie mir damals noch. Kein Vergleich zum energischen Auftritt heute im Partyzelt. Mittlerweile habe ich auch Traced In Air eine Chance gegeben und finde das Comeback-Album immer stärker und stärker. Umso mehr durfte ich mich über Übersongs wie Evolutionary Sleeper, The Space For This oder Veil Of Maya vom Debüt Focus einer bestens gelaunter und superagiler Band erfreuen, bevor ich es dann doch etwas früher packen musste, um ja keinen Song von Finnlands Exportartikel Nr. 1, Amorphis, zu verpassen.
Setlist: Nunc Fluens, The Space For This, Evolutionary Sleeper, Celestial Voyage, Veil Of Maya, Adam’s Murmur, King Of Those Who Know, Integral Birth, How Could I

Vieles habe ich schon lesen dürfen über die Livequalitäten des finnischen Sextetts. Endlich durfte ich mir einen eigenen Eindruck darüber machen – und das SUMMER BREEZE 2009 schien dafür die geeignete Plattform. Tja, und :: AMORPHIS :: haben ihren Job richtig, richtig gut gemacht. Angefangen bei der Songauswahl, die zwar Klassiker wie Black Winter Day oder The Way außen vor ließ, aber bei der Hitdichte dennoch genug Platz für andere nicht weniger wichtige Songs der Karriere – darunter auch einige Songs, mit denen die Fans gewiss nicht gerechnet haben, wie z.B. Magic And Mayhem vom Tales From The Thousand Lakes Album und eine völlig überarbeitete Version von My Kantele vom Elegy Album. Beeindruckend auch, wie gut die Finnen aufeinander eingespielt sind. Tomi als Dirigent der Massen stolzierte über die Bühne, moshte (wobei seine Dreads mittlerweile fast als Waffe durchgehen könnten) und brüllte und sang in technisch ähnlich brillanter Weise wie Dolving von The Haunted. Einfach schön, wie es AMORPHIS auch auf der Bühne schafften, eine Rocknummer mit balladesken Elementen jenseits jeglicher Klischees wie From The Heaven Of My Heart auch live so dermaßen emotional intensiv rüberzubringen. In der Besetzung sind die Finnen unschlagbar.
Setlist: Towards And Against, From The Heaven Of My Heart, Against Widows, The Castaway, Sampo, Silver Bride, Alone, The Smoke, My Kantele, House Of Sleep, Magic And Mayhem

Den heutigen Tag schlossen für mich :: AMON AMARTH :: mit einem tollen Gig ab – hätte auch nichts anderes erwartet von den sympathischen Schweden. Im Vergleich zur Show vor zwei Jahren verzichtete die Band diesmal auf ein aufwändiges Bühnenbild, der Schiffsbug mit dem Drachenkopf ließen sie im Koffer. Dennoch gab es genügend Pyros, ein sehr aufwändiges Bühnenlicht und es wurden genügend Podeste und dergleichen errichtet, damit sich die Jungs in ihren besten Posen oder einfach nur wild Propeller-bangend präsentieren konnten. Die Songauswahl war dieses Jahr deutlich stärker als 2007, was für mich persönlich einen ganz einfachen Grund hat: mich interessieren AMON AMARTH erst seit dem 2008 erschienenen Twilight Of The Thunder God. Was nicht heißt, dass ich mit dem alten Material der Band nichts anfangen kann, nur bislang fehlten für mein Empfinden einfach die nötige Durchschlagskraft der Songs sowie die Melodien und Harmonien mit Langzeitwirkung, von denen es auf dem neuen Album nur so wimmelt.
Vor der Bühne ging so richtig die Post ab, so viel Fans fanden sich nicht einmal beim Headlinerauftritt von Opeth am nächsten Tag. Ein voller Gewinn mit Übersongs wie Twilight Of The Thunder God, Guardians Of Asgaard (leider mussten Entombed früher abreisen, weshalb man hier auf den heiß ersehnten Gastauftritt von Lars Göran Petrov verzichten musste), Free Will Sacrifice oder dem genialen Thousand Years Of Oppression und dem obligatorischen Rausschmeißer Death In Fire. Ein würdiger Headliner. Danke dafür!
Setlist: Twilight Of The Thunder God, Free Will Sacrifice, Asator, Varyags Of Miklagaard, Runes To My Memory, Guardians Of Asgaard, Live For The Kill, Fate Of Norns, Victorious March, Pursuit Of Vikings // Cry Of The Blackbirds, Death In Fire

 

story & pics © Haris