2010-05-23 DE – Gelsenkirchen - Amphitheater
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Rage & Lingua Mortis Orchestra - Mambo Kurt - Karaoke - Sonata Arctica - Nevermore - Virgin Steele - Orphaned Land - Crashdiet - Keep Of Kalessin - Sacred Steel

:: Fotos ::

[Psycho] Heute ging es sogar noch zeitiger los, juhu… Da ich am Samstag nicht fahren musste und daher auch dem Bier nicht abhold war, viel mir das Aufstehen natürlich noch viel leichter als am Samstag… ;-(
[Dajana] Nächstes Mal gibt es wieder Hotel! Das macht einiges einfacher… oder auch nicht ;)

[Psycho] Immerhin schafften wir es trotzdem noch rechtzeitig zu :: SACRED STEEL :: auf das Festivalgelände. Und da kann ich für die Jungs ja gleich mal 'ne Lanze brechen: erstens finde ich es beeindruckend, wie man so früh schon so gute Laune haben kann, und zweitens bot die Band eine grundehrliche und überaus sympathische Metal-Performance, von der sich die stilistisch gar nicht mal so unterschiedlichen Keyboard- und Tonband-Artisten der Vortage gerne mal 'ne ordentliche Portion abschauen dürfen.
Vielen Dank dafür, so startet man prima in den Tag!
[Wiebke] SACRED STEEL zeigten dann auch gleich mal richtige Fannähe, denn Frontmann Gerrit marschierte beim vorletzten Song mal eben singend durch die Fans, nahm auf der Tribüne Platz, sah seiner Mannschaft beim Spielen zu und ließ sich mit schätzungsweise 20 Leuten fotografieren.
Setlist: Intro, Metal Is War, Battle Angel, Open Wide The Gate, Heavy Metal To The End, Maniacs Of Speed, Carnage Victory, Slaughter Prophecy, Wargods Of Metal

[Psycho] Mit :: KEEP OF KALESSIN :: folgte nun die sicherlich härteste Band des gesamten Festivals. Allerdings laufen die Norweger zwar unter Black Metal, liegen in diesem Segment aber technisch weit über dem Durchschnitt und bieten somit in der Regel auch eher differenziertes Songmaterial an.
Auf CD klingt mir das immer ein wenig zu gekünstelt, live funktionierten die Songs aber sehr gut, zumal sich KEEP OF KALLESSIN den Titel als most headbanging Band zumindest des Tages wirklich redlich verdienten; da war wirklich ständig Bewegung auf der Bühne, ohne dass die Spielkultur darunter gelitten hätte. Selbst das Atmosphäre-Problem, als "schwarze" Band zur Mittagszeit spielen zu müssen, hatte die Band irgendwie im Griff. Das Publikum fand's auch super, so dass man den Auftritt als vollen Erfolg verbuchen kann.
[Wiebke] KEEP OF KALESSIN haben die Leute in Null-Komma-Nichts auf ihrer Seite, was zum einem am Klasse-Songmaterial, zum anderen aber auch an der Interaktion mit den Fans liegt. Thebon, Wizziac und Obsidian Claw rocken sich den Allerwertesten ab und machen fleißig Ansagen. Für den Grand Prix-Vorausscheid-Song The Dragontower braucht Obsidian Claw eigentlich keine Lanze zu brechen, das Ding ist ein Bombensong.
Setlist: Dragon Iconographie, Crown Of The Kings, Judgement, The Awakening, The Dragontower, Ascendant

[Psycho] Passend zum Mittagessen hatten die Verantwortlichen eine :: CRASHDIET :: auf den Spielplan gesetzt. Sehr clever… Aber mal ehrlich: die Band passt weder zur Ausrichtung der Leser des RH noch zum sonstigen Zielpublikum des Festivals. Wollte das also irgendjemand sehen? Ich nicht, deswegen ließ ich die Chronistenpflicht links liegen und nutzte die Zeit für einen Besuch im gut sortierten Metal Market und einem anschließenden Burger-Mampf.
[Wiebke] CRASHDIET können es Dee Snider nachmachen und sich mit einem „Will work for hair spray“-Schild an die Straße stellen. Glam Rock halt. Die Gitarren klingen drahtig und die Mucke macht eigentlich Spaß, wenn da nicht der nervige Gesang von Simon Cruz wäre. Arrgghhh.
Setlist: Riot In Everyone, Tikket, So Alive, Queen Obscene, Bound To Fall, In The Raw, Like A Sin, Breakin’ The Chainz, Generation Wild

[Psycho] Dann lieber eine Band, bei der es noch was Neues zu entdecken gibt. Wie z.B. bei :: ORPHANED LAND :: Die Israelis, die mit ihrem starken neuen Album The Never Ending Way Of ORwarriOR, angereist waren, hatten nämlich wirklich was zu bieten: eine hohe Musikalität, gepaart mit sofort rüber kommender Spielfreude und interessante, natürlich sehr orientalisch beeinflusste Songs. Da störten dann auch die Samples vom Band nicht mehr, da das Ganze einfach viel besser integriert war und nie zum tragenden Element verkam.
Auch optisch gab es einen deutlichen Kontrast zu den ansonsten in Schwarz gekleideten Musikern der anderen Bands, und man konnte förmlich spüren, wie sich immer mehr Leute für diesen doch etwas exotischen Sound begeistern konnten. Ich bin mir sicher, dass die Band an diesem Tag viele neue Freunde dazu gewonnen hat. Zusätzlich war Sänger Kobi noch ganz begeistert von dem warmen und trockenen Wetter, welches es ihm ermöglichte, barfuss aufzutreten, ohne nasse Füße zu kriegen… ;-) (Und nein, er ist nicht Jesus…)
[Wiebke] Dann könnte er ja über das Wasser gehen, aber da kein Wasser da war… Okay, lassen wir das. ORPHANED LAND machten ordentlich Stimmung und animierten die Anwesenden auch immer wieder zum Hüpfen, was angesichts des heißen Wetters nur kurzfristig durchgehalten wurde.
[Dajana] Doch, Wasser gibt’s im Amphi Theater ja reichlich ;) Oder dahinter. Wäre sicher ein spektakulärer Versuch gewesen... Ich fand ORPHANED LAND jedenfalls großartig! Sehr sympathische Band.
Setlist: Birth Of The Three, Olat Ha'tamid, Barakah, The Kiss Of Babylon, Sapari, The Path Part 1, Oceanland, Thee by The Father I Pray, Norra El Norra, Ornaments Of Gold

[Psycho] Als nächstes exklusives Highlight stand nun das Classic Metal Set von :: VIRGIN STEELE :: auf dem Programm. Aus meiner Sicht verlief das Ganze aber eher unspektakulär, da mir zum einen David Defeis mit seiner hohen Stimmlage immer mehr auf den Senkel ging, zum anderen kamen hier (zu) wesentliche Teile mal wieder vom Band. Diesmal aber nicht nur die extrem üppig geratenen Keyboard-Passagen, sondern teilweise sogar der Bass. Noch mal kurz hingeschaut… stimmt, kein Bassist zu entdecken, war also wirklich Konserve… Eine Erklärung dafür gab es nicht, doch das war schon sehr merkwürdig.
Technisch war das zwar alles sehr sauber, aber leider klangen sich die Songs insgesamt einfach zu ähnlich, und richtige Höhepunkte konnte ich auch nicht ausmachen. Ok, ich war aber auch nie ein großer Freund der Band…
[Wiebke] Ich kann ja viel vertragen, aber die Stimme von Mr. Defeis geht mir nach zwei Sekunden so dermaßen auf den Keks, dass ich schnell die Flucht ergriff. Manchmal ist weniger doch mehr.
[Dajana] Mir fielen da noch ganze andere - zugegebenermaßen winzige - Dinge ins Auge... ;)
Setlist: Immortal I Stand, Black Mass Blues, The Wine Of Violence, Through Blood And Fire, Crown Of Glory, A Symphony Of Steele, Noble Savage, Kingdom Of The Fearless, Thy Kingdom Come, The Burning Of Rome

[Psycho] Was müssen :: NEVERMORE :: eigentlich noch machen, um beim RH-Festival endlich mal als Headliner oder zumindest an die Co-Position gebucht zu werden? Der Auftritt vom Sonntag war auf jeden Fall eine einzige Bewerbung dafür: eine wie entfesselt aufspielende Band, geniales Song-Material, super Sound, ein die Band frenetisch abfeierndes Publikum und dazu ein sich in stimmlicher Bestform befindlicher und unglaublich agil agierender Warrel Dane. Was will man mehr?
Für viele Leute war die Band aus Seattle ja schon vorher der heimliche Headliner des Sonntags, und nach dem Gig hatten viele den Eindruck, dass man das heimlich gut hätte streichen können. Denn Knaller wie Born, Enemies Of Reality, This Godless Endeavour oder The Heart Collector machten wirklich mächtig Stimmung im Rund. Auch die vier Stücke vom in Kürze erscheinenden neuen Album The Obsidian Conspiracy, nämlich Your Poison Throne, Emptiness Unobstructed, The Termination Proclamation sowie der Titeltrack vermochten allesamt zu überzeugen, da steht uns also wieder gutes ins Haus.
NEVERMORE spielten sich in einen richtigen Rausch, so dass sie überhaupt nicht mitbekamen, dass die Zeit eigentlich schon um war. Egal, die Band spielte den letzten Song einfach, obwohl im Hintergrund schon die Stagehands zu Werke gingen. Geiler Gig, das war definitiv ein Highlight!
[Wiebke] Jap, den Amis kurz vor der Verabschiedung den Saft abzudrehen, war ein unfeiner Zug. Das hätte man etwas lockerer handhaben können. Zumal NEVERMORE einen wirklich guten Tag erwischt haben. Warrel singt wie ein junger Gott, plaudert was das Zeug hält und klatscht auch den einen oder anderen Crowdsurfer ab. Bassist Jim hat man vorher wohl an der kurzen Leine gehalten, denn er wirkt heute sehr frisch, konzentriert und engagiert. Mir persönlich hat zur vollen Glückseligkeit eigentlich nur Believe In Nothing gefehlt.
Setlist: Beyond Within, The River Dragon Has Come, Your Poison Throne, Born, Emptiness Unobstructed, Inside Four Walls, The Termination Proclamation, This Godless Endeavor, The Heart Collector, The Obsidian Conspiracy, Enemies Of Reality

[Psycho] Kann mir vorstellen, dass man als Band nicht unbedingt nach einem solchen Auftritt auf die Bühne möchte. :: SONATA ARCTICA :: waren die "Unglücklichen", die jetzt ran mussten. Die Finnen sind allerdings routiniert genug, um mit solchen Situationen umzugehen. Aber wenn ich ehrlich sein soll: mir waren sie sogar ein wenig zu "cool". Sänger Tony war zwar durchaus motiviert und engagiert, der Rest der Band wirkte hingegen eher uninteressiert, um es mal freundlich auszudrücken.
[Dajana] Verstehe den Hype um diese Band eigentlich überhaupt nicht...
[Psycho] Geht mir auch so; ich hatte doch mal schon erwähnt, dass ich mit dieser Art Mucke nichts anfangen kann, oder? Wenigstens gab es hier einen echten Keyboarder, aber das konnte auch nicht mehr viel retten. Ich meine zudem, dass Nevermore deutlich bessere Reaktionen erhielten, allerdings kann es natürlich genauso gut sein, dass die Leute allmählich einfach müde wurden. Jedenfalls eine gute Zeit, sich um das Abendessen zu kümmern…
[Wiebke] Gegen Nevermore konnten die Finnen einfach nicht anstinken. Zu eintönig und vorhersehbar das Material der Power Metaller, da hilft auch die größte technische Raffinesse nichts.
Setlist: Intro, Flag In The Ground, Black Sheep, Paid In Full, The Last Amazing Grays, Juliet, Fullmoon, The Dead Skin, In Black And White, Don’t Say A Word, Outro/ Everything

[Psycho] Nach Sonata Arctica durften zunächst die Gewinner des Karaoke-Wettbewerbs ran. Wie üblich war das Niveau sehr hoch, wobei mir der "Bruce Dickinson" klar am besten gefallen hat. Danach wurde erneut des Todes von Dio gedacht; diesmal, indem die Vorvorjahressiegerin Tanja noch einmal Holy Diver zum Besten geben durfte. Bei dieser Stimmkraft bin mir sicher, dass es Dio gefallen würde, wie sein Erbe geehrt wird.
Da sich die Umbauarbeiten für das Orchester noch eine Weile hinziehen sollten, wurde die weitere Zwischenzeit durch eine kurze Einlage mit :: MAMBO KURT :: überbrückt. Der Typ ist wirklich im positiven Sinne verrückt, daher liebt man ihn entweder, oder man kann ihn gar nicht leiden. Die Mehrheit entschied sich für die erstere Variante und machte zu den Bontempi-Versionen von z.B. Paradise City (Gelsenkirchen gewidmet) oder Engel richtig Party. Lustig auch die Geschichte, wie der Mann mal den Slayer-Jungs seine Version von South Of Heaven vorgespielt hat…
[Wiebke] Die Commodore C64-Version von Ice, Ice, Baby brachte die Stimmung dann endgültig zum Überkochen. Schräg, aber cool!

[Psycho] Schließlich war dann aber doch endlich alles aufgebaut, und :: RAGE :: konnten zusammen mit dem Lingua Mortis Orchestra ans Werk gehen. Anscheinend war die Band erst relativ kurzfristig für diesen Slot gebucht worden, so dass Viktor Smolski in sehr knapper Zeit sämtliche Transkriptionen etc. anfertigen musste. Das war sicherlich stressig, hat sich aber gelohnt, denn es ergab sich eine in der Tat beeindruckende Soundkulisse, die man so eben nicht alle Tage zu hören bekommt. Für meinen Geschmack waren allerdings leider die Celli zu leise, und man hätte gerne noch mehr Blechbläser und Schlagwerker integrieren können.
Aufgrund der knappen Zeit im Vorfeld reichte das einstudierte Material wohl auch nicht für "echte" 75 Minuten, daher ließen sich alle Beteiligten zwischen den Stücken doch etwas Zeit; es ging also durchaus gemütlich zu. Auf der anderen Seite passte das natürlich auch eher zum Charakter dieses Events, obwohl sich zwischendurch tatsächlich ein kleiner Moshpit bildete und die Reihen vor der Bühne bis zum Schluss dicht gedrängt standen.
Geboten wurden u.a. From The Cradle To The Grave, das Medley mit einigen alten RAGE-Stücken, Empty Hollow vom aktuellen Album Strings To A Web, Alive But Dead sowie ein so noch nie gespieltes Stück von Johann Sebastian Bach, und zwar das Französische Bourrée, wenn ich mich recht entsinne.
Neben dem Orchester wurde die Band auch noch von einem Pianisten und phasenweise von einer weiteren Sängerin unterstützt, so dass ein wirklich abgerundetes, volles Klangbild entstand. Mal echt was anderes, und ein sehr schöner Abschluss eines insgesamt absolut gelungenen Festivals.
[Wiebke] Ansprechende Lightshow, toller Sound und eine relaxte Show. Peavys Ansagen halten sich auch im Rahmen, so dass man von Anfang bis Ende eine stimmungsvolle Inszenierung zu hören bekommt.
Setlist: Intro, Turn The Page, From The Cradle To The Grave, French Bourree, Suite (Bach), Medley, Empty Hollow, Alive But Dead, Higher Than The Sky

[Psycho] Natürlich war auch an diesem Abend um 23:00 Schluss mit Musik von der Bühne, aber natürlich ging die Party andernorts noch weiter, sei es im großen Party-Zelt, vor dem RH-Verkaufsstand oder im Presse-/VIP-Zelt. Und irgendwie habe ich es dann auch geschafft, die beiden Mädels einzusammeln und zur Heimfahrt zu überreden. Wie es dann ja immer so ist: erst noch groß feiern wollen, und dann bereits nach fünf Minuten im Wagen schon fest eingeschlafen… ;-)
[Dajana] Wir konnten nix dafür, das Auto hat so stark geschwankt… ;)
[Psycho] Klar, die deutschen Autobahnen sind ja für ihr immenses Ausmaß an Bodenwellen bekannt… ;-)
Ich freue mich auf jeden Fall schon wieder auf's nächste Jahr, denn die gemütliche Atmosphäre und die geniale Location sind in Deutschland einfach einmalig!
[Wiebke] Ich werde nach diesem Bombenfestival sicherlich nicht wieder sechs Jahre bis zum nächsten Besuch verstreichen lassen. Ein fettes Danke an Cal und Psycho für's Mitnehmen und an die fleißigen Bienen auf dem Rock Hard Festival für die Freundlichkeit und geniale Arbeit! Für das nächste Jahr hätte ich in der Sparte „Rock“ schon einen Vorschlag: Mínus aus dem stark unterrepräsentierten Island.

 

story Psycho & Wiebke • pics © Dajana