2013-07-14 DE – St. Goarshausen - Loreley Amphitheater
 
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Samstag »    
 

Opeth - Devin Townsend Project - Caravan - Amplifier - Anglagard - Maybeshewill - Anima Mundi

Sonntag, Sommer, Sonne, blauer Himmel - besser geht’s nicht. Auch wenn die Hitze um den Mittag/frühen Nachmittag doch recht unangenehm war. Das Besucherzentrum ist auch mit dem Frühstück hoffnungslos überfordert. Immerhin reicht es für belegte Brötchen und nen Kaffee (als Set für 4,50€ plus 2€ Tassenpfand - guess what… lange Schlangen bei der Aus- und Rückgabe bei nur 2 Bedienungen und kein Hartgeld für die Pfandrückgabe). Guten Morgen NIGHT OF THE PROG :)

:: Fotos ::

Dafür ist das Publikum (welches im Übrigen sehr international ist, auch die Presse, selbst aus Kanada und den USA kommen die Fans extra zu diesem Festival) deutlich zahlreicher für die erste Band erschienen :: ANIMA MUNDI :: aus Kuba. Diese Band war mir bis dato ebenfalls unbekannt, erfreut sich allerdings großer Beliebtheit, wie ich feststellen durfte. Mit jedem Song steigerte sich der Zuspruch der Fans und ANIMA MUNDI waren dann auch die einzige Band des Festivals, wo nach der Show vehement und lautstark nach einer Zugabe verlangt aber leider nicht gewährt wurde. Die Kubaner verbinden in mitreißender Weise progressiven Rock mit viel heimischer Folklore. Symphonische Elemente verleihen der Musik eine melancholische Note, der man sich schwer entziehen kann. Überraschend großartiger Auftakt des zweiten Festivaltages!
Setlist: Time To Understand, Flying To The Sun, The Dream Child Behind The Mask, The Return - Part I, Endless Star, Cosmic Man

:: MAYBESHEWILL :: sind mir seit ihrer Tour (2011) mit Long Distance Calling ein Begriff. Inzwischen agieren die Briten ungleich lebhafter auf der Bühne und können ihr Publikum durchaus mitreißen. Diverse Einspielungen lockern das Ganze ein wenig auf und man sieht den Fans in den ersten Reihen das Erraten des jeweiligen Films förmlich an. Aber auch hier (wie bei den ersten Bands gestern) wäre weniger mehr gewesen, was die Spielzeit angeht, denn nach der Hälfte des Sets entwickelt sich ein Gefühl der Langatmigkeit. Das kann aber auch an der überbordenden Hitze und der Mittagsträgheit liegen… ;)
Setlist: Take This To Heart, Co-Conspirators, The Paris Hilton Sex Tape, Critical Distance, In Another Life, When We Are Both Cats, Accolades, Seraphim & Cherubim, Red Paper Lanterns, To The Skies From A Hillside, Not For Want Of Trying

Trotz meines Faibles für Magma, kann ich zu :: ÄNGLAGÅRD :: irgendwie überhaupt keinen Zugang finden. Ich mag deren 70iger Jahre Einfluß, die (originalen) Instrumente und den Retro Sound. Alles für sich, aber nicht in seiner Gesamtheit. Dabei sind die Schweden viel straighter, aber auch… unruhiger, zerfahren und deutlich (free)Jazz-lastiger. Bewundernswert ist das flinke Wechselspiel zwischen Querflöte, Saxophon und Keybord bei Anna Holmgren. Auch bei ÄNGLAGÅRD gab es wieder reichlich technische Probleme, so daß die Band 25 Minuten später als geplant beginnt.
Setlist: Höstsejd, Längtans Klocka, Jordrök, Sorgmantel, Kung Bore

Leidtragende der leidigen Technikstörungen waren :: AMPLIFIER ::, die nochmal den Soundcheck kräftig überzogen und denen dafür genauso kräftig die Setliste gekürzt wurde, so daß die Briten das kürzeste Set des Festivals spielten und was sie doch einigermaßen erzürnte. Ich hab AMPLIFIER ja schon das eine oder andere Mal live gesehen (unter anderem als Support für Anathema) und fand sie gut, heute waren sie allerdings totlangweilig. Der Funke wollte und wollte nicht überspringen. Auch beim Publikum ging es recht ruhig zu. Dazu kamen zum einen ein viel zu lauter und übersteuerter Sound und zum anderen Unmengen an Nebel, so daß man die Band teilweise gar nicht mehr auf der Bühne ausmachen konnte. Schade.
Setlist: Spaceman, The Wheel, The Wave, Interglacial Spell, Extra Vehicular, Interstellar, Airborne

Wie man richtig rockt und das Publikum begeistert, bewiesen ausgerechnet :: CARAVAN ::, die ältesten Vertreter auf dem Festival, eine Band, die nach über 40 Jahren immer noch aktiv und kein bißchen leiser (bestenfalls behäbiger aber auch sehr routiniert) geworden ist. Der sogenannte Canterbury Sound ist zwar nicht wirklich meins, aber wie gesagt, CARAVAN können das wieder muntere Publikum im Amphitheater richtiggehend mitreißen. Es war eine Freude sich das anzusehen und dabei zu sein.
Setlist: Memory Lain, Hugh, Headloss, In The Land Of Grey And Pink, Smoking Gun (Right For Me), The Unauthorized Breakfast Item, Golf Girl, Nightmare, Fingers In The Till, Nine Feet Underground

Danach folgte der wohl krasseste stilistische Wechsel. Und es gab nicht wenige Fans, die dann beim :: THE DEVIN TOWNSEND PROJECT :: schon fast schreiend das Weite suchten. Leider ist der zweite Gitarrist und Soundhexer Dave Young bei den Festivals nicht dabei, wird aber zumindest beim NIGHT OF THE PROG liebevoll von einer von Fans gebastelten Pappfigur ersetzt. Sehr zur Freude von Devin, der schon beim Soundcheck auf der Bühne rumspringt und seine Späße macht. Seine Ansagen zum Einstieg bei Truth, das wohl viele seine Musik hassen werden, wird offensichtlich von einigen wörtlich genommen (wie insbesondere hinterher auf diversen Plattformen zu lesen war). Auch der wüste und leider recht matschige Sound verschreckte so manchen Prog-Hardliner. Aber THE DEVIN TOWNSEND PROJECT ließen sich von nichts aufhalten und spielten ein fulimant rasantes Set. Devin tobte ungebremst durch den Bühnengraben, kletterte auf die Absperrungen zwecks Fankontakt und lud drei halbnackte junge, headbangende Wilde mit den DTP Buchstaben auf dem Bauch auf die Bühne ein, sehr zum Leidwesen der Security. Den Metal Heads unter den Fans ging das Herz auf, dem freigeistigen Rocker auch. Im Amphithearer ging zum ersten Mal richtig die Post ab. Devin gewinnt immer! Der kann gar nicht anders ;) Soviel Liebe! Großartig, großartig, großartig!!!
Setlist: Truth, By Your Command, Deadhead, War, Planet Of The Apes, Supercrush!, Kingdom, Juular, More!, Grace, Bad Devil

So, wer nun angesichts des neuen Albums Heritage dachte, das :: OPETH :: ein gediegenes Prog Rock Set spielen würden, so wie etwa auf der letztjährigen Tour, der erlebte zum Abschluß des NIGHT OF THE PROG FESTIVALs sein blaues Wunder! Wie Mikael selbst sagte: „What is Prog these days, I don’t know anymore“ und spiele ein (fast) Best-Of OPETH Death Metal Set durch die meisten Alben ;) Vielen kippte einmal mehr die Kinnlade runter, während die Metaller unter den Proggern und natürlich OPETH selbst einen Heidenspaß hatten. Natürlich gibt Mikael wieder den Entertainer, probiert sich an der deutschen Sprache (der blaue Hund und so), verbalisierte einen Seitenhieb an seine geliebte Mrs. Wilson und stellt sich selbst als Udo Dirkschneider vor. Sound, Setlist und Lichtshow sind perfekt aufeinander abgestimmt und kredenzen eine unglaublich großartige, intensive, sprachlos machende, einfach geniale Show, die - um das Ganze noch zu toppen - mit dem Überflieger Blackwater Park ein glorreiches Ende findet. Hach…
Setlist: The Devil's Orchard, Ghost Of Perdition, White Cluster, Hope Leaves, Atonement, Deliverance, Heir Apparent, Häxprocess, Demon Of The Fall, The Lines In My Hand // Blackwater Park

Fazit: Mit einer grandiosen OPETH Show geht also mein erstes NIGHT OF THE PROG FESTIVAL zu Ende und ich bin begeistert. Was für ein Festival, was für ein Billing, was für ein Wochenende! Großartig!
Gut, einige Bands fand ich zu langatmig ob ihrer langen Spielzeit, schlecht war aber keine! Meine Favoriten habe ich wohl deutlich genug herausgestellt *lach*, die Neuentdeckungen und Überraschungen auch ;)
Wie schon erwähnt, muß an der Verköstigung während des Festivals dringend was verbessert werden und mehr Werbung für dieses einzigartige Festival muß her, damit das Amphitheater zukünftig mindestens doppelt so voll wird. Ansonsten gab es wenig zu nörgeln.
Ich sage hiermit Danke, Danke, Danke and das WiV Entertainment, wir sehen uns hoffentlich nächstes Jahr :) Die neunte Ausgabe des NIGHT OF THE PROG FESTIVALs findet übrigens am 18. und 19. Juli 2014 statt. Und ich kann euch schon mal sagen, das Berghotel ist bereits ausgebucht…

Oh, Bands für 2014… da ich gesehen habe, daß es auch beim erstes NIGHT OF THE PROG bereits viele Wiederholungstäter gibt (was ich hasse), ich kenne da eine ganze Reihe an (selbstverfreilich Prog-relevante) Bands, die prima zu diesem Festival passen würden… ;)

 

story & pics © Dajana