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Watain - Legion Of The Damned

 
2007-04-05 DE – Hamburg - Markthalle
 

Beim letztjährigen Wacken Open Air hatte mich ganz besonders der Auftritt der Schweizer Düstermetal Legende CELTIC FROST umgehauen! Die Show von Tom Warrior und Co glich dem Zelebrieren einer Messe! Die pathetischen Ansagen von Bassist Martin Ain gingen tief unter die Haut! Nun folgte also der erste Gig in Hamburg seit der Rückkehr von CELTIC FROST in die Metalszene. Negativ fiel an diesem denkwürdigen nur auf, dass die Lüftung zu Beginn des Auftritts von KREATOR komplett den Geist aufgegeben zu haben schien. Doch dazu später mehr. Auch das Fehlen der schwedischen Black Metaller WATAIN fiel gerade vielen jüngeren Fans negativ auf. Wenigstens waren Merchandisepreise halbwegs hinnehmbar.

Ziemlich zeitig hatte ich mich in der Markthalle eingefunden. Denn schließlich hatte ich noch ein Interviewdate mit meinen alten Helden aus Jugendtagen CELTIC FROST. Also erst mal ab ins Foyer und das Production Office angesteuert. Der Tourmanager schleifte mich dann auch unverzüglich in den Backstagebereich und das Gespräch mit den beiden äußerst auskunftsfreudigen Herren Warrior und Ain konnte starten... Und dauerte schließlich so lange, dass der Verfasser dieser Zeilen glatt den Beginn des Sets der niederländischen Thrasher  LEGION OF THE DAMNED verpasste. Shit happens! Doch was ich noch sah, war Thrash Metal with class! Nummern wie Malevolent Rapture und Legion Of The Damned, Bleed For Me sowie die Tracks Infernal Wrath, Son Of The Jackal oder Sepulchral Ghoul knallen live noch eine ganze Ecke brutaler und härter! Kurzum: LEGION OF THE DAMNED sind eine wahre Macht auf der Bühne! Und dem Kollegen Bert muss ich, was die stimmlichen Qualitäten von Sänger Maurice betrifft, entschieden widersprechen! Gerade dieser giftige Gesangsstil verleiht der ohnehin schon sehr aggressiven Musik der Holländer das gewisse Etwas! Daumen also hoch!

Was danach kam, war definitiv nicht von dieser Welt! CELTIC FROST spielen ganz klar in ihrer völlig eigenen Liga! Nach dem vom Comebackalbum Monotheist bekannten Intro Totengott starten Tom Warrior, Martin Ain, Schlagzeuger Franco Sesa und Sessiongitarrist V Santura (Dark Fortress) mit dem tonnenschweren Procreation Of The Wicked gleich voll durch und eröffnen ein rund 95 Minuten dauerndes Feuerwerk an Klassikern. Es folgen Hits wie das geniale Circle Of The Tyrants, Dawn Of Megiddo, The Usurper, das rasant heruntergeprügelte Morbid Tales oder Into The Crypts Of Rays, welche mit wenigen Songs von Monotheist wie zum Beispiel Ain Elohim, dem cool eintönigen Ground sowie Synagoga Satanae angereichert wurden. Und ich muss ganz ehrlich sagen, dass gerade auch diese vor Pathos triefenden Ansagen von Martin Ain zu einem Konzerterlebnis der Extraklasse beigetragen haben! Eine spärliche, aber dafür umso effektivere Lightshow sorgte dafür, dass dieser Messe der Untoten (O-Ton Martin Ain) ein überaus würdiger Rahmen beschert wurde. Ich bin jedenfalls jetzt noch Tage später intensiv beeindruckt. CELTIC FROST haben es tatsächlich geschafft, haben ihr hochgestecktes Ziel erreicht und sind mit ihrer Musik im neuen Jahrtausend angekommen, ohne sich selbst zu kopieren. Und dass Songs vom eher durchschnittliche Vanity/Nemesis Album fehlten, bereitete wohl kaum einem anwesenden Fan irgendwelche Bauchschmerzen. Gigantisch!
Setlist: Totengott (Intro), Procreation Of The Wicked, Visions Of Mortality, Circle Of The Tyrants, The Usurper, Ain Elohim, Necromantical Screams, Dawn Of Megiddo, Ground, Dethroned Emperor, Morbid Tales, Into The Crypt Of Rays, Synagoga Satanae, Winter: Requiem (Outro)

Auch wenn mir da so mancher der anwesenden Fans widersprechen würde, muss ich sagen, dass KREATOR diesen Auftritt natürlich nicht toppen konnten. Mille und sein Gefolge waren zwar in absoluter Bestform und es wurden auch diverse Klassiker wie Pleasure To Kill, Extreme Aggressions oder die ewig geilen Flag Of Hate und Tormentor aufgefahren. Allerdings brauch kein echter Thrashfan solchen Murks wie das grottenschlechte Renewal in einem Medley mit Evergreens wie Awakening Of The Gods und Behind The Mirror! Zudem fehlte mir etwas die Aggressivität beim Stageacting der Band, so wie ich von Auftritten von KREATOR aus den 80ern her kannte. Für Fans jüngeren Datums dürften solche Kriterien aber wahrscheinlich nicht zählen und so bleibt unterm Strich trotzdem ein guter Gig der Ruhrpott Thrasher.
Setlist: Violent Revolution, Pleasure To Kill, Some Pain Will Last, Enemy Of God, People Of The Lie, Suicide Terrorist, Medley: Awakening Of The Gods/Behind The Mirror/Renewal, Extreme Aggressions, Phobia, Betrayer, Voices Of The Dead, Reconquering The Throne // Impossible Brutality, Flag Of Hate, Tormentor

Fazit: Ein würdiger Tourabschluss, bei dem lediglich WATAIN fehlten und den man viel besser hätte genießen können, wenn jemand vom Markthallenpersonal mal auf die Idee gekommen wäre, die Belüftungsanlage einzuschalten!

 

story © Jörn