<< archive
 
 
2019-06-02 DE – Essen - Georg Melches Stadion
 

| Einlass: 18:30 Uhr | Beginn: 19:30 Uhr | Tickets: 96,05 € - 193,20 Euro + Gebühren |

 

End Of The Road World Tour

[Dajana] Nach einer legendären und geschichtsträchtigen 45-jährigen Karriere, die eine Ära von Rock‘n‘Roll-Ikonen einläutete, kündigte KISS an, dass die Band ihre allerletzte Tournee mit dem passenden Namen End Of The Road World Tour 2019 antreten wird.
Aber nichts ist so alt wie die Schlagzeile von gestern. Denn nachdem man den Ticketverkauf ordentlich angekurbelt hat, relativierte die Band auch schon wieder ihre Rentenpläne. Wie dem auch sei, die End Of The Road World Tour steht und führt durch 5 deutsche Städte - zumindest in diesem Jahr - eine davon ist Essen. Hier will man das altehrwürdige :: Georg Melches Stadion :: in Schutt und Asche legen. Eigentlich heisst es ja nur noch Stadion Essen.

[BRT] KISS begeistern immer noch jung und alt – nicht nur einmal wurden Eltern mit ihren Kindern vor der Bühne gesichtet. Der Anteil geschminkter oder sogar in voller Gene Simmons-Montur stolzierender Fans war sehr hoch und fast durchgehend waren Make-Up oder Kostüme mit sehr viel Liebe zum Detail gemacht worden.
KISS sah ich einmal beim Monsters Of Rock 1988 im Bochumer Ruhrstadion. War aber ein eher unspektakuläres Konzert und, wenn ich mich recht entsinne „unmasked“… Fan war ich nie, klar gibt es tolle Songs en masse, aber die Großkotzigkeit der beiden Mainmänner war immer ein Dingen, mit dem ich recht wenig anfangen konnte.

[Dajana] Für meine Wenigkeit ist es das erste KISS Konzert und auch wohl das letzte. Einmal im Leben sollte man, oder? ;) Außerdem sind die Amis ja berüchtigt für grandiose Shows. Wie schon bei Rammstein am Dienstag, setzt die NH Crew auf öffentliche Verkehrsmittel, klappte einmalmehr ausgezeichnet :)
Das organisatorische Drumherum am Stadion dann nicht mehr so. Die Tore öffneten sich gut 30 Minuten später als angekündigt, die Getränkeversorgung bei 31°C funktionierte schlecht (übrigens: Bier/Cola/Fanta für schlappe 7,50 Euro im KISS-Fanbecher bei 2 Euro Pfand; Wasser nur 0,3 bei 3,50 Euro) und auch die Aufmerksamkeitsspanne der umfangreich angetretenen Securities ließ zu wünschen übrig, was das Wahrnehmen und agieren bei den vielen Ohnmachtsanfällen anging.

[Dajana] Die Merch-Preise waren wie erwartet obszön: T-Shirt 40 Euro, Longsleeve 60. Geschätzt ein Viertel des mit 20.000 knapp ausverkauften Stadions trugen zum Einlass dann ein solches Leibchen.

:: Fotos :: DAVID GARIBALDI ::

[Dajana] Endlich drin. Aber zunächst hiess es: Wer zur Hölle ist :: DAVID GARIBALDI ::? Nach ein paar Irrungen und Wirrungen half Google bei der Erklärung. Mr. GARIBALDI ist ein Action-Painting-Performance Künstler. Das heißt, DAVID GARIBALDI malt in Windeseile große Portraits namenhafter Rockmusiker auf der Bühne.
Und genauso machte er das dann auch. Mit sehr viel Zirkus drumherum kreierte DAVID GARIBALDI drei große Portraits, bei den ersten beiden mit der dazugehören Musik als Erkennungsmerkmal. Das dritte Portrait war - natürlich - von KISS, untermalt mit einer Carmina Burana Version. DAVID GARIBALDI verursachte eine Riesensauerei auf der Bühne mit seinen spritzenden und schwingenden Pinseln, dazwischen hopste er, patsche auf die Leinwand oder rannte zum Mikro, um das Publikum zu animieren.
Es war schon extrem faszinierend zu beobachten, wie dabei dann die Portraits entstanden und wie lange es dauerte, bis man den Dargestellten erkannte. Und die Portraits sahen fantastisch aus! Eine sehr unterhaltsame halbe Stunde.
[BRT] Sonderlich viel konnte ich zu diesem Zeitpunkt aufgrund fehlender Zugangserlaubnis nicht sehen, aber es gab passend zur Musik von Black Sabbath und Aerosmith nun mal eben ein paar Speed-Potraits von Ozzy Osbourne und Steven Tyler.
[Dajana] Und das Steven Tyler malte er dann auch noch mal eben auf dem Kopf....

:: Fotos :: KISS ::

[Dajana] Vorhang runter. Die Foto- und Redaktionsleute mussten erstmal wieder raus, es gab noch diverses Organisatorisches zu klären. :: KISS :: ließen sich derweil auch noch einiges an Zeit, bevor es dann tatsächlich viertel vor 9 losging, der Vorhang fiel und die KISS Mitglieder von der Decke der Bühne schwebten.
[BRT] Puff, eng und Rattatazong, nach der Landung gab es erstmal eine Überdosis Pyrotechnik und Böllerei – perfekte Unterhaltung für das Auge, nicht zuletzt auch durch eine tolle Lichtshow, Laser und eine Videoleinwand, die immer wieder auch alte Aufnahmen der "Detroit Rock City" Legende zeigte. Gimmicks wie Feuer- und Blutspucken, Gitarren, die Raketen auf an der Decke schwebende UFOs verschießen oder Paul Stanleys kleine Seilbahnfahrt durch das halbe Stadion, und so weiter.
Akustisch konnte das ganze leider nicht ganz so mithalten. Der Sound war nur mäßig, die Gitarren drucklos und die Rhythmusfraktion klang übersteuert und matschig. Paul Stanley war mehr als stimmlich angeschlagen, was vor allem bei seinen Ansagen manchmal etwas albern klang. Bei den Songs klang es etwas voluminöser, was sicherlich die Gerüchte um Playback wieder anheizen wird.
[Dajana] Ich fand die Haare interessanter ;) Tragen die Perücken? Und nicht zu vergessen die Zunge! Die Zunge von Gene Simmons hing die meiste Zeit draußen. Wie ein roter Fliegenfänger ;) ?

[BRT] Ansonsten? Gab es natürlich Hits, Hits und Hits mit nur zwei Songs neueren Datums. Die Hits wurden begeistert mitgegröhlt und auch die etwas aufgeblähten Mitsingspielchen wurden alle artig mitgemacht. Klar, die Herren brauchen ihre Pausen, daher wurden Solos, Spielereien und Gimmicks auch reichhaltig ins Programm eingebaut.
[Dajana] Ich wünschte, man hätte Schlagzeuger Eric Singer von Anfang an höher positioniert und nicht nur einmal bei 100,000 Years mit seinem Drumsolo hochgefahren. Er war auf der großen Bühne weit hinten positioniert und kaum zu sehen.

[BRT] Es war ein vor allem optisch überragend inszeniertes Konzert, welches viele glückliche Gesichter hinterließ. Paul Stanley und Gene Simmons wissen was ihre Fans wollen, auch wenn manches sicher etwas zu sehr routiniert und emotionslos wirkte. Natürlich gibt es keine Überraschungen – gerade bei ihren Hits werden KISS kaum Spielraum zum Variieren haben

[Dajana] Yap, optisch hatten KISS wirklich viel zu bieten, gerade in Sachen Pyros ;)
Nichtsdestotrotz merkte man den alten Herren an, dass es hier auf der Bühne ums Geschäft ging und nicht um die Freude am Live-Spielen. KISS ist ein einziges Geschäft, aus dem auch noch der letzte Cent gemolken wird, egal wie. Die Show war absolut professionell aber auch sehr leidenschafts- und lieblos. Kratzt das jemand? Nö! Die Fans nehmen es an wie es ist und selbst ein KISS Hasser muss zugestehen, dass eine KISS Show einfach sensationell ist. So, und ich hab KISS jetzt auch endlich mal live gesehen :)

Band: Paul Stanley (vox, git), Gene Simmons (bass), Tommy Thayer (git), Eric Singer (drums)

Setlist: Rock And Roll (Intro, Led Zeppelin), Detroit Rock City, Shout It Out Loud, Deuce, Say Yeah, I Love It Loud, Heaven's On Fire, War Machine, Lick It Up, Calling Dr. Love, 100,000 Years, Cold Gin, God Of Thunder, Psycho Circus, Let Me Go, Rock'N'Roll, Love Gun, I Was Made For Lovin' You, Black Diamond // Beth, Crazy Crazy Nights, Rock And Roll All Nite, God Gave Rock'n'Roll To You II (Outro)

 

 

story © BRT, Dajana • pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography