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2013-12-12 DE – Münster - Sputnikhalle/Cafe
 

„Ein Optimist ist nur ein schlecht informierter Pessimist“ - Jordan Reyne

[Dajana] Als ich vor einer Woche nach dem Wisdom Of Crowds Konzert schrieb, das dies mein letztes Konzert in 2013 gewesen wäre, nun aber mit einem weiteren Livebericht aufwarte, ist das kein Paradoxon. Denn WOC war tatsächlich mein letztes akkreditiertes „Arbeitskonzert“, während jenes hier das erste Konzert ist, welches das NOCTURNAL HALL selbst organisiert hat. Was natürlich kein Grund ist nicht auch drüber zu schreibseln ;)

:: Fotos ::

[Dajana] Das meinereiner ein großer Fan beider hier anwesenden Ladies ist, dürfte nach diversen Plattenbesprechungen und Liveberichten kein Geheimnis sein. JORDAN REYNE und VIC ANSELMO nun auf eine Bühne zu bringen, war mir ein besonderes Anliegen, ein Herzenswunsch und die organisatorischen Umstände erwiesen sich als Glücksgriff. Denn unter der Schirmherrschaft der Dunklen Donnerstag Party konnte das Konzert als Special Live DuDo in der Sputnikalle/Cafe in Münster stattfinden. Und somit geht ein großes DANKESCHÖN an DJ Niggels für seine unglaubliche Hilfe. Auch wenn ich sicherlich nur eine kleine Ecke des Veranstaltungsgeschäfts angekratzt habe, ist mir dennoch bewußt, was es heißt, Konzerte zu organisieren und was da alles an organisatorischen Aufwand dranhängt. Hiermit ziehe ich meinen Hut vor jedem, der (regelmäßig) Konzerte veranstaltet und beim denen unsereiner immer mal so leicht fluffig reinschneit…

[Dajana] Das bei diesem Konzert zwei wirklich außergewöhnliche Musikerinnen auf der Bühne standen, wissen nun zumindest die anwesenden Gäste, die natürlich deutlich zahlreicher hätten sein können, aber gefrierende Nässe und dicker Nebel hat wohl vielen die Fahrt nach Münster oder in die Sputnikhalle verhagelt. Schade Leute, ihr habt wirklich was verpaßt!
[Psycho] Immerhin passte der Nebel gut zur Musik. Und zumindest waren so wohl nur Leute da, die wirklich Interesse an den Künstlerinnen hatten - was sicherlich dazu betrug, dass sich eine recht spezielle Konzertatmosphäre entwickeln konnte. Doch dazu später mehr…

[Dajana] Den Anfang macht kurz nach halb neun die bezaubernde :: VIC ANSELMO ::, die sich für 45 Minuten und nur von ihrem Klavier begleitet durch ihr Repertoire spielt. Ihre beiden Alben In My Fragile und Trapped In A Dream werden berücksichtigt, aber auch ganz neue Songs wie Cody, Another Train oder On The Other Side. Hach, es wird Zeit für ein neues Album…
Was bereits auffällt ist, wie sehr VIC ANSELMO mit ihrer Musik gewachsen ist, sich vom engen Korsett des Gothic/Electro befreit hat und nun eine Vielzahl an Einflüssen zulässt. Nicht nur Rock, Indie und Alternative, sondern auch Chanson und Cabaret.
VIC ANSELMO
spielte mit Herz und Seele, das konnte man nicht nur spüren, sondern vor allem auf ihrem Gesicht sehen. Das war so liebenswürdig, man konnte sich ihr einfach nicht entziehen :) Sie hatte furchtbar kalte Hände aber nahm es mit Humor. Das Publikum war gerade bei den leisen Tönen mucksmäuschenstill und lauschte wie gebannt. Schon das alleine zu beobachten war außerordentlich faszinierend. Allerdings wollten die Zuschauer dann auch nicht wirklich beim fast finalen I Am The One mitsingen. Ok, jeder Versuch klang kläglich verglichen mit VIC ANSELMO ;)
[BRT] Ein sympathischer Auftritt einer klasse Sängerin, deren Repertoire auch Freunde von Tori Amos und Nick Cave ansprechen dürfte. Das Münsteraner Publikum, das normalerweise durch endloses Gequatsche auch bei Akustik-Konzerten ziemlich negativ auffällt, zeigte sich von seiner aufmerksamen und ruhigen Seite. Aber vielleicht wäre ein kleinerer Auftrittsort doch etwas idealer gewesen.
[Psycho] Ich glaube, es ist beinahe unmöglich, von der guten Laune und der positiven Energie dieser Frau nicht mitgerissen zu werden. Musikalisch war es ehrlich gesagt nicht ganz mein Ding, aber das lag ausschließlich am Piano, gesanglich gab es definitiv nix zu beanstanden. Ansonsten sollte das übrigens auch Leuten gefallen, die mit Gothic oder harten Rock-Varianten nichts am Hut haben.
Setlist:
Open Wide, Horizon, Beverly, Cody, On The Other Side, Another Train, Ashes, Wellspring, Bone’s Blues, The Day, I Am The One (To Save The Universe)

[Dajana] Nach kurzer Pause startet :: JORDAN REYNE :: mit dem neuen Song The Shadow Line als reine a capella Darbietung. Gewagt, hatte aber definitiv seinen Reiz und JORDAN REYNE konnte somit von Beginn an punkten. Danach folgte eine ebenfalls 45 minütige Werkschau durch ihre letzten drei Alben The Annihilation Sequence (im Juni veröffentlicht), Children Of A Factory Nation und How The Dead Live. Und mit jedem neuen Song konnte sie das Publikum mehr begeistern. Der Sound war klar und druckvoll, so daß sich die Musik von JORDAN REYNE voll entfalten konnte. Liebe Sputti, die Investition in die neuen Bassboxen hat sich sowas von gelohnt ;) Was JORDAN REYNE mit nur einer Gitarre, Gesang und ihren Loopmaschinen an Soundschichten kreierte war einfach unglaublich. Ich hatte schon bei Vic Anselmo Gänsehaut, und die blieb. Darüber hinaus wußte JORDAN REYNE mit ihren deutschen Ansagen zu begeistern und witzelte darüber hinaus bei der einen oder anderen Gelegenheit, als sich z.B. ihr Husten oder die Nebelmaschine in die Loops reinmogelten, oder sie ihre Akkordtechnik erklärte (sad chord, angry chord und happy chord) ;) Die Lacher hatte sie zu jeder Zeit auf ihrer Seite. Natürlich wurde Jordan nach solch einer Performance nicht einfach so entlassen. Mit kräftigen „Zugabe“-Rufen wurde sie zweimal zurück auf die Bühne geholt, bis dann endgültig Schluß war. Aber auch hinterher fanden sich beide Musikerinnen umgehend bei den Fans ein, quatschen und signierten fleißig CDs bis tief in die Nacht.
[BRT] Wow, mehr muss eigentlich nicht gesagt werden, JORDAN REYNE loopte die ersten Gesangstöne durch die P.A. und schon hatte ich Gänsehaut… atmosphärische Musik bis zum Anschlag, vorgetragen von einer äußerst charismatischen und vielseitigen Sängerin, da musste direkt mal ihr CD-Angebot geplündert werden. Zusätzlich war es total spannend zu sehen, wie JORDAN REYNE ihr Ein-Frau-Orchester mit der Loop-Station organisierte. Wer sich vorstellen kann, wie eine folkige und viktorianische Version von PJ Harvey begleitet von Nine Inch Nails klingt, muss die Dame auf einem Konzert sehen. Toll. Einfach nur toll. Oder auch großartig… Weitere Gigantismen dürfen hier wahllos eingereiht werden ;-) …Ach ja, Frau Reyne kommen sie doch bitte bald wieder!
[Psycho] Dem kann ich mich nur anschließen. Ich hatte die beschriebene Loop-Technik in dieser Form noch nie live gesehen und war echt geplättet. Einfach fantastisch! Außerdem scheint die Frau ein Metronom im Leib haben, denn das notwendige Timing für eine solche Geschichte muss natürlich mörderisch gut sein. Während die Songs wie eine wahnwitzige Mischung aus Gothic, Industrial, Steampunk und Irish (eigentlich New Zealand) Folk klangen, punktete JORDAN REYNE zwischen den Songs mit viel Selbstironie und kleinen Anekdoten. Also ein absolut gelungener Auftritt und ein wunderbarer Konzertabend; davon darf es in Münster gerne mehr geben.
Setlist:
The Shadow Line, Johnny & The Sea, The Proximity Of Death (Blue Eyed Boy), The Gentleman, Factory Nation, BOP, Dishonour Among Thieves, Don’t Look Down, London, The Narcissmus, Song For Winter Solstice // A Women Scorned //

[Dajana] Ein phänomenales Konzert, ein begeistertes Publikum, welches den Merch hinterher beinahe restlos ausverkaufte. Einfach nur unfaßbar großartig! Und ich hoffe, daß es in naher Zukunft eine weitere Möglichkeit gibt, diese beiden Ladies wieder zusammen auf einer Bühne anzutreffen. Im Zweifelsfall organisieren wir das wieder selbst ;) Und damit entlasse ich die werte Leserschaft nun wirklich und wahrhaftig in die verdiente Weihnachtszeit. Wir sind zurück in Wort und Bild im Januar 2014. Rutscht gediegen rüber!

 

story • BRT, Psycho, Dajana • pics © Dajana