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2006-12-01 DE – Krefeld - KuFa

IAMX, die „dunkle Seite der Sneaker Pimps“, auf Tour in Deutschland. Was hat man zu erwarten? Auf jeden Fall ein Konzert der besonderen Art. Weniger eine Band im eigentlichem Sinne, als vielmehr ein Gesamtkunstwerk aus Musik und visueller Konzeption, bezeugen IAMX, dass auch elektronische Bands eine mehr als nur eindrucksvolle, kraftvolle Show abliefern können. Aber dazu später mehr.

IAMX wurden 2003 vom Mastermind und Sänger der Sneaker Pimps, Chris Corner, gegründet. Ursprünglich nur als kurzlebiges Soloprojekt geplant, oder wie Chris Corner selbst sagt „als Act“ gegründet, so hat sich IAMX mittlerweile in den Vordergrund gespielt und seiner eigentlichen Hauptband momentan definitiv den Rang abgelaufen. In England wird IAMX schon seit geraumer Zeit vom New Musical Express und dem Q-Magazin als „the next big thing“ bejubelt und ich muss mir eingestehen, dass dies nicht zu unrecht erfolgt. IAMX haben das Potenzial mal ganz, ganz Große im Musikbusiness zu werden. Heute in einem Jahr dürfte wohl die KuFa zu klein für die Band sein.

:: Fotos ::

Aber nun zum Konzert selbst:

Auftakt des Abends waren :: WARREN SUICIDE :: aus Berlin, welche mit total unbekannt waren. Ohrenbetäubender Lärm aus einem Megaphon kündigte den Auftritt an und in Verbindung mit der visuellen Untermalung fühlte man sich in gewisser Weise vom ersten Eindruck her an die Einstürzenden Neubauten erinnert. Aber nachdem die Band auf der Bühne war änderte sich dieser Eindruck sehr schnell, jedoch zum positiven. Vielmehr kann man die Musik vom WARREN SUICIDE als eine Mischung aus den seligen Atari Teenage Riot und der Neubauten bezeichnen. Mehr als druckvolle Drums, einer Gitarre und einem Notebook brauchten sie nicht um das Publikum schnell auf ihre Seite zu ziehen. Gut aufgelegt und mit eindrucksvoller, sehr druckvoller Performance kann so schon bei Warren Suicide sehr gute Stimmung im Publikum auf und es zeigt sich das der Abend sich definitiv schon aber der Vorband lohnen würde. Nach ca. 30 Minuten verließen WARREN SUICIDE unter großem Beifall des Publikums die Bühne um den Platz für IAMX zu räumen und meine Spannung auf IAMX stieg doch gewaltig.

Nachdem ich im Juli den Auftritt von :: IAMX :: bei Bochum Total verpasst hatte, viele Bekannte aber schon damals – trotz Tageslicht – von IAMX sehr begeistert waren und Chris Corner eine wahnsinnige Bühnenpräsenz attestierten, waren meine Erwartungen an IAMX eigentlich schon viel zu hoch und konnten nur noch enttäuscht werden... jedoch war dies weit gefehlt. Es kam alles anders. Oder wie mir Cavo von der KuFa nach dem Konzert sagte: „Eigentlich bekommen die Bands in der KuFa nur 70 Minuten für ihr Set, gute Bands 80 Minuten“... IAMX standen 100 Minuten auf Bühne.

Kurz nach zehn begann das Ereignis IAMX. Der Beamer startete die Projektion, das Intro begann und die Band betrat die Bühne. Kurz darauf betrat Chris Corner die Bühne. Ganz in Schwarz, Zylinder auf dem Kopf und dürr wie ein Strich in der Landschaft (man fühlte sich stark an David Bowie zur Glass-Spiders-Tour erinnert). Aber ab der ersten Sekunde merkte man: Wenn einer auf die Bühne gehört, dann Chris Corner. Der Mann ist eine Rampensau, der mit dem Publikum umgehen kann und schon mit dem ersten Song The Alternative waren alle auf seiner Seite. Es stimmte einfach alles. Bühnenshow, das Publikum (leider nur ca. 300 Leute) und eine Band, welche im Verlauf des Abends immer mehr in Spiellaune kam. The Alternative war aber nur der Anfang und Chris Corner legte gleich mit weiteren Highlights nach. Es folgten sogleich Kiss & Swallow und Bring Me Back A Dog. Als erstes, ganz großes persönliches Highlight folgte dann schon als vierter Song The Negative Sex. Bereits nach diesen vier Songs konnte man eindrucksvoll miterleben, das Chris Corner live auch in der Lage ist, die stimmlichen Leistungen zu bringen und mit keinerlei Einbußen im Vergleich zum Tonträger zu rechnen ist.

Nach diesen Songs konnte man erst mal ein wenig ausspannen und es ging mit Songs wie President, Song Of Imaginary Beings oder This Will Make You Love Again weiter. Gerade This Will Make You Love Again brachte einem einen ordentlichen Schub an Gänsehaut ein. Spielte Corner gewöhnlich seine Keyboardpassagen mit dem Rücken zum Publikum, so wandte er sich bei diesem Song dem Publikum zu. Man könnte die Kraft, die diesem Song inne liegt, förmlich körperlich spüren. Ganz, ganz großes Kino.

Der Mittelteil war dann dem ersten Album Kiss & Swallow gewidmet und es wurden Songs wie Mercy, Sailor oder Skin Vision gespielt, ehe dann das grandiose Nightlife vom aktuellen Album The Alternative gespielt wurde, welches mich live jedoch nicht ganz überzeugen konnte.

Nach knapp sechzig Minuten kündigte Corner dann mit Spit It Out den vorerst letzten Song an und die Band verließ für kurze Zeit unter lautem Jubel die Bühne, nur um selbige sehr schnell wieder für die Zugaben zu entern. Währende der Abwesenheit der Band holten einige aus dem Publikum Corners Mikro von der Bühne und intonierten lautstark seine Songs. Zu aller Verwunderung wurde von der Technik das Mikro nicht abgeschaltet. Passend zum Abend spielten IAMX dann auch das heimliche Highlight des zweiten Albums: After Every Party I Die. Wahrlich, dieser Song konnte den Abend nicht besser umschreiben. Corner ging auf das Publikum zu, reichte das Mikro rein und pushte sich zu stimmlichen Höchstleistungen. Danach verließen Corner und Band dann die wieder Bühne.

Das absolute Highlight des Abends sollte aber noch kommen. Von allen erhofft kam die Band wieder zurück und spielte You Stick It In Me. Nach diesem Song kündigte Corner mit Missile, das Hightlight der ersten Platte Kiss & Swallow an. Die Bühnenshow wurde auf ein Minimum reduziert und per Beamer erfolgte lediglich eine Wiedergabe der Songtexte. Bei dem Song lief Corner dann zur Höchstform auf und „lebte“ diesen Song auf der Bühne und verließ dann – sehr zur Überraschung der Band – die Bühne, da diese schon den nächsten Song intonieren wollte. Aber das Missverständnis war schnell geklärt und IAMX kamen nochmals für Your Joy Is My Low zurück auf die Bretter, welcher nochmals für Gänsehaut sorgte.
Setlist: Intro, The Alternative, Kiss & Swallow, Bring Me Back A Dog, The Negative Sex, President, Song Of Imaginary Beings, This Will Make You Love Again, Mercy, Sailor, Skin Vision, Nightlife, Spit It Out // I Like Pretending, After Every Party I Die // You Stick It In Me, Missile // Your Joy Is My Low

 

Danke an "Gastautor" Dennis Flohr für den Livebricht und  an Daniela Vornedran für die Fotos :)