<< archive
 

EXUVIATED

 
2010-09-25 DE – Münster - Sputnikhalle

[Dajana] Herrjemine, DARK TRANQUILLITY und INSOMNIUM... was für ein arschgeiles Package! Und dann auch noch direkt vor der Haustür an einem Wochenende (ok, zählt bei mir nicht wirklich), das klingt nach perfekten Rahmenbedingungen, die es dann doch nicht so wirklich waren...

:: Fotos ::

[Dajana] Zunächst einmal hatte sich Wiebke ebenfalls auf diesen Abend eingebucht, so dass wir schon im Vorfeld jede Menge Schabernack treiben und zu gegebener Stunde vorglühen konnten ;) In Ermangelung eines Fahrrad-Fuhrparks wurde der Hintern in den Bus gesetzt und ab ging es zur Sputnikhalle am Hawerkamp. Der Abend sollte (Dank Samstagsdisco) gleichermaßen früh beginnen wie enden, und so wunderte es kaum, dass sich zu Türöffnungszeiten bereits jede Menge, zugegebenermaßen verdammt junge und irgendwie Emo-mäßig aussehende Fans eingefunden hatten. Die stürmten dann auch gleich die Bühne, so dass später kein rankommen mehr war.
Danach gesellte sich auch noch NH Schreiberling Psycho dazu, bevor es eine viertel Stunde zu früh tatsächlich los ging.
[Psycho] In meinem Fahrradfuhrpark gab es zum Glück keine Probleme, so dass ich auf öffentliche Verkehrsmittel verzichten konnte. Ist ja wirklich mal 'ne feine Sache, wenn sich denn endlich mal wieder ein richtiges Tourpackage in die heimische Dom-Metropole verirrt. Hier hat sich nämlich in den letzten Jahren beinahe schon klammheimlich eine richtige Metal-Szene entwickelt, die sich nur zu gerne weiter "anfüttern" lässt. Jedenfalls hatte ich trotzdem nicht damit gerechnet, dass es so voll werden würde (wirkte beinahe schon ausverkauft); daher war ich froh, an der Abendkasse noch ein Ticket ergattern zu können.
Während wir dann noch das erste Bierchen klar machten, erklang auf einmal schon Live-Mucke aus der Halle. Das war früh, und INSOMNIUM klingen doch anders…

[Dajana] Da stand dann nämlich entgegen aller Info doch noch eine dritte Band als Opener auf der Bühne :: EXUVIATED :: hießen die glücklichen Gewinner des Local Support Contests und hatten sich gegen ca. 600 andere Bands durchgesetzt und den vermutlich heiß begehrten Supportslot für die deutschen Dates der Where Death Is Most Alive Part II Tour gesichert. Die Belgier gibt es erst seit drei Jahren und haben mit An Era's Condemned im letzten Jahr ihre erste EP veröffentlicht. Die Jungs waren verdammt heiß darauf live zu spielen und hatten entsprechend viel Spass auf der Bühne. Musikalisch hingegen gab es Allerwelts Death Metal, nicht schlecht, aber auch nicht sonderlich spektakulär. Musikalisch netter Auftakt, körperlich gab’s bereits die ersten Prellungen *grrrr*
[Wiebke] Jau. Das Münsteraner Publikum präsentierte sich schon zu früher Stunde extrem lebhaft und nicht allzu zimperlich, was das An- und Umspringen des friedliebenderen Metalvolk anging. Musikalisch fand ich die Darbietung eher farblos, so dass es mich da noch mal in Richtung Biertheke zog.
[Psycho] In der Tat war die Halle schon recht gut gefüllt, obwohl kein Mensch mit einer dritten Band gerechnet hatte und die Belgier vermutlich allen Anwesenden total unbekannt waren. Anscheinend hatte aber auch der Veranstalter nicht mit diesem Andrang gerechnet und daher nicht ausreichend Personal zur Bühnensicherung besorgt… also genauer gesagt mal gar keins. EXUVIATED dürfte das allerdings nicht gestört haben. Ihr mittelschneller, leicht grooviger Death Metal ist natürlich sehr passend für Live-Konzerte, besonders spannend fand ich die Musik jedoch nicht. Ich kann auch nicht sagen, dass die Band sich so richtig den Arsch aufgerissen hat. Stattdessen wirkte die Show doch recht statisch, und im Prinzip verließen sich die anderen Band-Mitglieder auf die (durchaus vorhandenen) Show-Qualitäten ihres Frontmanns Jean-Philippe Sonnet. Ausbaufähig trifft es da wohl am besten…

[Dajana] Bei :: INSOMNIUM :: sah das anschließend schon ganz anders aus ;) Die Sputti war jetzt bis hinten voll und an der Bühne gab es reges Gedränge. Die Finnen rockten die Hälfte ihres noch immer aktuellen Albums Across The Dark runter, präsentierten aber auch einen brandneuen Song mit Weather The Storm, den allerdings ohne Mikael Stanne, obwohl der ja eigentlich vor Ort war, oder hab ich was verpasst?
[Wiebke] Nein. Der Herr stand nicht als Duettpartner auf der Bühne.
INSOMNIUM verzichteten diesmal auf ruhige Nummern wie Daughter Of The Moon und rockten, was die Klamotten hergaben. Auch wenn Niilos Gesang an einigen Stellen ein wenig dünn klang, hat es wieder verdammt viel Spaß gemacht. Und nach ein paar Ellenbogenchecks hatte ich dann auch genug Platz, um die Haare zu schütteln ohne einen Idioten im Kreuz zu haben.
[Psycho] Ich jedenfalls war ziemlich überrascht: so stark hatte ich die Finnen nicht erwartet. Denn erstens waren nun wirklich nicht alle bisher veröffentlichen Alben wirklich gut, und zweitens hätte ich nicht mit soviel Bewegungsdrang gerechnet. Die Band rockte und poste aber stattdessen ohne Ende, das war also optisch schon ein echter Hingucker. Und mit dem Schwerpunkt der Setlist auf der guten neuen Scheibe Across The Dark konnte auch musikalisch nicht viel schief gehen. Einziger Knackpunkt waren die zu lauten Keyboards (vom Band), da hätte ich mir doch etwas lautere Klampfen gewünscht. Ansonsten war es aber ein Super-Gig; kann mir gut vorstellen, dass viele Zuschauer anschließend der Bitte von Sänger/Bassist Niilo gerne nachgekommen sind und die "armen finnischen Musiker" am Merch-Stand unterstützt haben.
[Wiebke] Der Keyboarder ist leider gerade mit seiner Hauptband Swallow The Sun auf USA-Tour…
Setlist: Intro, Equivalence, Down With The Sun, Where The Last Wave Broke, Drawn To Black, Weather The Storm, The Harrowing Years, The Gale & Mortal Share, The Killjoy, Weighed Down With Sorrow

[Dajana] Voll, voller, vollgestopft :: DARK TRANQUILLITY :: haben scheinbar den Laden bis Anschlag voll bekommen. Das hörte sich im Vorfeld noch ganz anders an…
[Wiebke] Dementsprechend klebt die Chefin an der Box – das Angebot sie auf die Box zu befördern, wurde abgelehnt – um ein paar Schnappschüsse der Schweden zu ergattern.
[Dajana] Hätt auch nix genützt, die Ausbeute ist bescheiden...
[Psycho] Genauer gesagt war es brechend voll, und die Leute gingen zudem auch noch richtig ab. So viele Stagediver sehen DT bestimmt nicht bei jedem Gig! Aber irgendwie schien es da auf der Bühne ein Wahrnehmungsproblem zu geben. Während man nämlich bei Insomnium sehen konnte, wie die Band aufgrund der tollen Publikumsreaktion immer weiter motiviert wurde, schienen die Herren von DARK TRANQUILLITY das als völlig normal anzusehen. Lediglich Sänger Mikael war richtig begeistert und gab dies auch deutlich zu verstehen, der Rest der Band wirkte hingegen arg reserviert. Oder waren die einfach nur eingeschüchtert?
Musikalisch ließ man mit einem Querschnitt durch fast die gesamte Schaffensperiode natürlich nicht viele Wünsche offen. Ich muss allerdings ehrlich zugeben, dass mir das Songmaterial für einen Headliner-Slot auf die Dauer dann doch zu gleichförmig ausfiel, es schien aber so, als ob ich damit an diesem Abend ein Exklusiv-Problem hatte…
[Wiebke] Ich hab eine Lücke gefunden, in der es noch angenehm zugeht, und freu mich wie eine Schneekönigin. Da ich meine Hausaufgaben nicht gemacht habe, sagen mir die ersten beiden Stücke nichts. Vor dem dritten Song verkündet Mikael Stanne, dass sie diesmal viele Albumtitel spielen wollen und auch die Setlist umgestrickt haben, um Stücke zu spielen, die lange Zeit außen vor geblieben sind. Den Anfang macht Damage Done. Ein persönlicher Leckerbissen ist dann Monochromatic Stains, das ich bisher noch nie live gesehen hatte.
Mikael wirbelt wie gewohnt über die Bühne, mosht wie ein Derwisch und feuert die Fans immer wieder an, grinst wie ein Honigkuchenpferd und versprüht eine Menge Charme. Er sucht den Kontakt mit den Fans und hüpft ständig auf die Monitorbox. Bei Icipher ist es dann soweit. Fast nimmt er Anlauf, um auch in die Menge zu springen, stoppt aber im letzten Moment als habe er Angst, dass man ihn fallen lässt. Prompt recken sich ihm jede Menge Arme hin, so dass auch der letzte Widerstand bricht, und er eine Runde Crowdsurfing genießt. Sicher wird er wieder auf der Bühne abgeladen, so dass die Show ohne Komplikationen weitergehen kann.
Der Rest der Mannschaft sorgt unterdessen für einen guten Ton und ordentlichen Drive. Ein paar kleine Gimmicks haben DARK TRANQUILLITY auch am Start. So heulen und leuchten zu Beginn von Final Resistance ein rotes und ein blaues Warnlicht. Allerdings scheint das die Band ein wenig abzulenken, denn der Einstieg wird ganz schön versemmelt. Ansonsten erlauben sich die Fünf jedoch kaum Spielfehler und zeigen sich wie gewohnt gut aufeinander eingespielt.
Wie schon bei den letzten Shows verbitten sich DARK TRANQUILLITY das Gebrüll nach einer Zugabe und verschwinden nach Terminus unter lautem Gejohle und Abklatschen diverser Fans von der Bühne, um sich dann wie versprochen 15 Minuten später auf einen Fanplausch in das Sputnik-Café zu begeben.
Setlist: At The Point Of Ignition, The Fatalist, Damage Done, Lost To Apathy, Monochromatic Stains, The Gallery, One Thought, Zodijackyl Light, Iridium, Shadow In Our Blood, Icipher, Dream Oblivion, Misery's Crown, Haven, Punish My Heaven, Final Resistance, The Sun Fired Blanks, Terminus (Where Death Is Most Alive)

[Psycho] Hoffentlich müssen wir jetzt nicht wieder so lange warten, bis einer der vielen Touren auch mal wieder in Münster halt macht. Den Leuten hat's auf jeden Fall gefallen, und die Bands waren sicherlich ebenfalls zufrieden. Das ist doch das Beste, was man hinterher über einen Konzert sagen kann… ;-)
[Dajana] Genau! Ich plädiere für mehr Metalkonzerte in Münster. Nur an der Organisation müßte noch einiges geändert werden. Keine Security bei der großen Halle und diversen Idioten wie Stagedivern, die von der Band selbst oder dem Soundmenschen abgefertigt werden müssen… geht gar nicht!

 

story © Dajana, Psycho & Wiebke • pics © Dajana