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2011-06-26 DE – Gelsenkirchen - Amphitheater
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Schandmaul - Eisbrecher - Combichrist - Letzte Instanz - Assemblage 23 - A Life Divided - Reaper - Sono - Stahlmann - Blitzmaschine

[Dajana] Nach einem ausgedehnten heissen Bad und ausreichend Schlaf ging’s in den zweiten Festivaltag und der startete wenig vielversprechend. Trotz gegenteiliger Wettervorhersagen war der Himmel grau und die Strassen regennass. Na das kann ja heiter werden…
Am Amphitheater angekommen heiterte es dann tatsächlich auf und es wurde schwül warm. Es dauerte nicht lange und es wurde richtiggehend heiss, so dass die Fangemeinde im Laufe des Tages einmal mehr unter das Dach der Bühne flüchtete… um Schatten zu finden.

:: Fotos ::

Los ging es mit :: BLITZMASCHINE :: einer noch jungen Formation aus Hamburg, die im März ihr Debüt Faustrecht veröffentlicht haben. EBM für die Mittelschicht… so sagen sie. Tatsächlich ist die Musik der Herren Finanzexperten solch eine saubere Mischung aus DAF und Nitzer Ebb, dass es fast schon wieder frech ist. Join In The Chant und der Mussolini sind mehr als deutlich rauszuhören. Nach dem Scheisswetter am gestrigen Tag liessen es viele Besucher ruhig angehen, will heissen, kamen später, so dass BLITZMASCHINE auch noch vor mehr oder weniger leeren Rängen den zweiten Tag eröffneten. Unterhaltsam ja, und ein ausgezeichneter Wake-up-call. Aber ich bleib da lieber bei den Originalen ;)
Setlist: Liebe auf den ersten Blick (DAF Cover), Useless Pain, Blondes Mädchen, Do Not, Kämpf’ um mich, Vorwärts, Blute jetzt!

Weiter ging es mit :: STAHLMANN ::, die mir wärmstens ans Herz gelegt worden waren. Wo die Vorgänger gerade bei DAF und Nitzer Ebb geklaut haben, tun es die Göttinger Senkrechtstarter bei Oomph! (Fieber lässt grüssen ;)) und Rammstein. Also Neue Deutsche Härte mit silbern angemalten Musikern und doppelt unterhaltsam. Sänger Mart hatte jede Menge flotter Sprüche parat und zückte dann auch noch eine Flasche Jack Daniels mit den Worten: „Für so nen Quatsch muss man auch mal einen ausgeben“ und füllte munter die ersten Reihen ab ;) In Anbetracht der Tatsache, dass es hier ne „richtige“ Band gab, die außerdem ausgesprochen agil auf der Bühne agierte, hatte ich ehrlich gesagt richtig Spass :)
Setlist: Willkommen, Marschieren, Stahlmann, Kaltes Herz, Göttin, Hass mich… Lieb mich, Herzschlag, Teufel

:: SONO :: mussten ja das letzte Jahr recht unfreiwillig auf ihren Gig beim Blackfield verzichten. Dieses Mal ging alles gut, sie waren da und standen pünktlich auf der Bühne. Auf SONO hab ich mich sehr gefreut und tatsächlich waren sie dann auch mein Highlight des Tages. Die Hamburger sind so erfrischend anders, ähnlich wie IAMX am Vortag weit entfernt von der eigentlichen Electro-Szene und vor allem auch herausragende Musiker, was so manch anderen Act auf diesem Festival deklassierte. Das werte Fußvolk befand sich, dank sonnigem und blauen Himmel, inzwischen in bester Laune und feierte SONO entsprechend und verdient ab.
Setlist: 2000 Guns, All Those City Lights, What You Do, Blame, A New Cage, Open The Door, Better, Keep Control

Obwohl :: REAPER :: musikalisch aggressiven Electro bieten, konnte die gute Stimmung nicht mehr ganz aufrecht erhalten werden. Bei dem nun sonnigen Wetter hatte Fronter Vasi natürlich ein paar Probleme mit seiner üppigen Kriegsbemalung, seiner guten Laune tat das hingegen keinen Abbruch. Livekeyborder Gregor flippte wie üblich dermassen heftig hinter seinen Tasten aus, dass eines der Boards glatt vom Ständer flog. Wer nun dachte, irgendein Stage-Hand oder Techniker würde sich drum kümmern… Pustekuchen! Wir Fotografen mussten vehement mit den Händen wedeln, um jemand auf die Misere aufmerksam zu machen… Also wirklich, die technische Organisation war echt zum kotzen! Auch an der PA hat sich nix geändert. Die war natürlich bei dem gestrigen Regen abgesoffen und zickte den lieben lang Tag rum. Vasi nahm’s gelassen und vertilgte dafür Alkoholisches, in Kleinstflaschen… *lach* Ein weiterer Blickfang war etwas später die Performance von Gastsänger Javi Ssagittar bei Dirty Cash, quasi als Ersatz für das Fehlen von Schlagzeug und Gitarre.
Setlist: The Devil Is Female, Twisted Trophy Hunter, Execution Of Your Mind, It’s Your Game, Robuste Maschine, Dirty Cash (Spanish Version with guest singer Javi Ssagittar of Terrolokaust), She Is A Devil And A Whore

Hach, nun gab es endlich wieder was Ordentliches auf die Ohren :: A LIFE DIVIDED :: - Metal, Alternative, Electro… die Münchner bewegen sich irgendwo dazwischen. Und sie rocken wie Sau ;) A LIFE DIVIDED ist das Nebenprojekt (darf man das so sagen?) von Jürgen Plangger, seines Zeichen Gitarrist bei Eisbrecher, der hier aber den Frontmann gibt und singt und sich so für den nächsten Gig bereits entsprechend warmtoben kann und darf. Fand ich gut ;)
Setlist: Change, Words, Doesn’t Count, Other Side, Anyone, Sounds Like A Melody (Alphaville Cover), Hey You, Heart On Fire

Nun sollten eigentlich Rotersand folgen, die aber krankheitsbedingt absagen mussten. Als Ersatz sprangen :: ASSEMBLAGE 23 :: ein, die aber mal irgendwie gar nix reissen konnten. Paul Seegers musste kurzfristig zurück in die Staaten, so dass X-Divided und Kommentator Jens Domgören an den Tasten einsprang, sowie der spanische DJ Albert Code. Tatsächlich kam eh alles vom Band. Sänger Tom Shear hatte zudem reichlich Probleme mit seiner Stimme. Mit jedem neuen Song ging es ein bisschen mehr bergab. Stimmung wollte derweil nicht wirklich aufkommen.
Setlist: Naked, Opened, Drive, Alive, Impermanence, Let Me Be You Armor, Document, Let The Wind Erase Me, Disappoint

Dafür mussten hernach dann die :: LETZTE INSTANZ :: ran. Keine Ahnung, aber irgendwie schaffen es die Herrschaften immer wieder die Leute hochzureissen. Man kann sich ihnen wirklich schwer entziehen… Gute Stimmung galore. Da wird gehopst und gefiedelt, als gäbe es kein Morgen. Was soll man da noch gross erzählen? ;)
Setlist: Intro & Dein Gott, Neue Helden, Komm!, Der Garten, Flucht ins Glück, Tanz, Ohne Dich, Der letzte Tag, Finsternis, Wir sind allein

Kommen wir nun zu meinem zweiten Highlight :: COMBICHRIST ::, die dann allerdings zur Pleite des Tages wurden ;) Bei den ersten 3 Songs war noch alles in Ordnung und Andy La Plegua nebst seinen Mannen lieferte die gewohnt super aggressive Show mit reichlich Material, um den Finger permanent auf dem Auslöser zu lassen. Drummer Joe liess die Fetzen fliegen, ähm… seine Toms und Sticks, während der Gitarrist den sterbenden Schwan gab und Andy wie ein Dämon über die Bühne fegte. Dann stieg mal wieder die PA aus, hernach der Mac von COMBICHRIST. Die Band hatte - natürlich - kein Backup dabei und konnte so ohne Strom mal gar nicht spielen. Es reichte weder für ein organisiertes Drumsolo, noch für ein ordentliches Keyboard-Solo. Der angespielte A-Ha Song wurde dann auch noch derbe verhauen. Es scheint, die von COMBICHRIST beschworenen Monster und Dämonen haben mal eben das Ruder übernommen ;) Die technischen Probleme liessen sich leider nicht lösen und damit war die COMBICHRIST Show dann auch schon wieder zu Ende. Peinlich. Peinlich!
Setlist: Shut Up And Swallow, Today I Woke To The Rain Of Blood, Follow The Trail Of Blood, Deathbed (“unplugged”), Fuck That Shit (“unplugged”)

:: EISBRECHER :: brauchten danach dann eine ganze Weile, bis die Technik wieder reibungslos lief und einen vernünftigen Auftritt garantierte. Dann liess Alexx Wesselsky und seine Mannen allerdings nix mehr anbrennen. Allerdings stand zu befürchten, dass sie unter ihrer Mount Everest Ausrüstung bei dem Wetter Motten kriegen würden. Alexx scherzte und flaxte, wobei insbesondere Gitarrist Jürgen Plangger, der ja gerade noch mit seiner Band A Live Divided hier auf der Bühne stand, den einen oder anderen Spruch einstecken musste. Auch sonst waren EISBRECHER für jede Menge Schabernack zu haben, inklusive Mitsing-Aktionen (Missstück) und die Pulle JD, die ums Verrecken nicht leer werden wollte oder Ur-Bayrischen Gimmicks inklusive Gejodel ;) Darüber hinaus waren EISBRECHER ein ums andere Mal verzückt, weil sie per Voting auf das Billing gewählt wurden und bedankten sich dafür überschwenglich bei den Fans, die daraufhin lautstark antworteten. Ich würde sagen… der Höhepunkt des heutigen Festivaltages.
Setlist: Eiszeit, Willkommen im Nichts, Angst, Leider, Heilig, Schwarze Witwe, Die Engel, Vergißmeinnicht, Amok, This Is Deutsch, Misstück, Outro: Total Eclipse Of The Heart

Beim Sonntagsheadliner :: SCHANDMAUL :: hatte sich das Amphitheater schon wieder einigermassen geleert. Wundert kaum, Montag war für die meisten ein normaler Arbeitstag. Sänger Thomas war leider dank (an)gebrochener Schulter arg gehandicapt und konnte nicht so wie er gerne gewollt hätte. Da die Bühne extrem eingenebelt wurde, gab es auch nicht wirklich viel zu sehen. Den Fans war das reichlich egal und so gab es mit der SCHANDMAUL noch einen würdigen Abschluss eines ansonsten sehr durchwachsenen Festivals.
Setlist: Kein Weg zu weit, Auf hoher See, Trinklied, Leb!, Der Alchemist, Mit Leib und Seele, Assassine, Das Teufelsweib, Lichtblick, Pakt, Drachentöter, Traumtänzer, Hexeneinmaleins, Frei, Die Walpurgisnacht, Der Krieger, Dein Antlitz

Damit findet nun auch das vierte BLACKFIELD FESTIVAL sein Ende. Gut, für das Wetter kann niemand was, aber die Stimmung war einfach im Eimer. Insgesamt muss ich doch sagen, dass die vierte Ausgabe sehr enttäuschend war. Das Billing war schwach besetzt, die Hälfte der Bands hat schon mal auf dem BLACKFIELD FESTIVAL gespielt und über die Technik hab ich mich bereits hinreichend negativ ausgelassen. Für das erste kleine Jubiläum nächstes Jahr müssen sich die Veranstalter deshalb ordentlich anstrengen, wenn das was werden soll.

 

story & pics © Dajana