<< archive
 
 

TYLER BRYANT & THE SHAKEDOWN

 
2017-06-20 DE – Köln - Lanxess Arena
 

| Einlass: 18:00 Uhr | Beginn: 20:00 Uhr | Tickets: 80,75-178,50 EUR zzgl. Gebühren |

 

Aero-Vederci Baby The 2017 European Farewell Tour

1970 gegründet, gehören AEROSMITH mit 15 veröffentlichten Alben und mit weltweit über 150 Millionen verkaufter Tonträger zu den erfolgreichsten Rock-Bands der Welt. Nach nunmehr 47 Jahren im Geschäft und mehr oder weniger kurz vor dem 70. Geburtstag der Bandmitglieder denken AEROSMITH ans Aufhören. Es sei ihnen vergönnt, sie haben sich die Rente redlich verdient.

:: Mobile Schnappschüsse ::

Natürlich gehen AEROSMITH nicht heimlich, still und leise. Und vermutlich - trotz verschiedener Ankündigungen - auch nicht für immer. Für’s erste jedoch sagen AEROSMITH: Aero-Vederci Baby! Und das mit Getöse.
Der europäische Teil der Abschiedstour offerierte den deutschen Fans nur drei Shows: München, Berlin und Köln. Die meisten Shows der Tour waren ausverkauft. Wundert mich kaum, das Farewell-Prinzip zieht immer, zumindest beim ersten Mal ;) Und vergleicht man die Ticketpreise für AEROSMITH mit denen von den GNR’s oder den Rolling Stones zum Beispiel, waren sie geradezu billig. AEROSMITH hätten sicherlich auch ohne größeren Besucherschwund das Doppelte nehmen können.

Es mußte natürlich der bis dato heißeste Tag des Jahres sein, um sich durch die nicht enden wollenden Baustellen und Staus nach Köln zur :: LANXESS Arena :: zu quälen. War aber wider Erwarten recht entspannt. Vor der Arena gab es ein emsiges Treiben. Viele Fans gönnten sich was zu trinken oder zu essen. Die Preise waren allerdings happig: Wasser im 0,4l Becher für 4 Euro, Bier für 5 Euro. Drinnen wurde sogar noch was draufgehauen. Auch der Arena-Tarif in den Parkhäusern ist inzwischen um einen Euro teurer (5,50 Euro statt 4,50 Euro). Die Einlasskontrollen waren penibel, inklusive Detektoren und Body-Check. Ging trotzdem recht fix. Das Security-Personal hatte man deutlich aufgestockt, nicht nur an den Eingängen, sondern auch als Patrouille rund um die Lanxess Arena.

Zum Aufwärmen für das große Spektakel… als wären die 33°C draußen nicht schon genug… gab es :: TYLER BRYANT & THE SHAKEDOWN ::. Die Jungs waren im letzten Jahr bereits Vorband von AC/DC, aber da hatte ich sie auf Grund beschwerlicher Getränkesuche weitgehend verpasst. Gut, zweite Chance.
Pünktlich um 20 Uhr legten die Herren aus Nashville, Tennessee, bei glasklaren und wuchtigen Sound los. Die Arena war erst locker gefüllt und die Anwesenden reagierten eher verhalten. Die Blues-Rocker gaben dennoch alles, nutzten die gesamte Bühne und den Laufsteg, um Action in die Show zu bringen. Besonders Drummer Caleb Crosby war enorm in Bewegung, stand mehr auf dem Kit, als dass er dahinter saß und schnappte sich zum Schluss eine Trommel und ging damit spielend spazieren. Witzig. Das täuschte allerdings nicht darüber hinweg, das TYLER BRYANT & THE SHAKEDOWN nur 2, 3 richtig gute Songs haben und der Rest eher belanglos an einem vorbeiplätschert. Nach knapp 45 Minuten war Schluss und die Band verabschiedete sich mit: „…checkt unsere Musik auf Instagram aus…“. Hä? O-Ton Vic: „Das ist ja wie „checkt meine Bilder auf Soundcloud“. Verrückte Welt… Es gab wohlwollenden Applaus und dann rannte jeder raus, um vor dem eigentlichen Spektakel noch schnell zum Klo und an ein Getränk zu kommen.

Die Eile wäre gar nicht nötig gewesen, denn :: AEROSMITH :: ließen sich gediegen viel Zeit: nämlich eine ganze Stunde. Die 13.500 starke Fanschar wurde schon richtiggehend unruhig. Viertel vor 10 gingen dann endlich die Lichter aus, während ein mächtiges und Gänsehaut erzeugendes O Fortuna aus der Carmina Burana durch die Arena donnerte. Auf dem Screen lief währenddessen eine Rückblende mit uralten (und ziemlich witzigen) Fotos aus den Anfangstagen der Band. Dann kamen Steven Tyler, Joe Perry, Tom Hamilton, Brad Whitford und Joey Kramer auf die Bühne und schenkten uns eine unfassbar großartige 90-Minuten-Show, die keine Wünsche offen ließ.

AEROSMITH und insbesondere Steven Tyler agierten extrem lebhaft auf der Bühne. Das war pure Energie. Und das war pure Spielfreude. Dass die Herren kurz vor der 70 stehen, merkte man ihnen keineswegs an. Auch die Gesangsleistung von Steven war ungemein beeindruckend. Wenn er mal nicht so hoch kam, wie er wollte oder sollte, änderte er flink die Stimmlage, so dass er nie schräg oder schief klang.
Ebenfalls fantastisch war die Art und Weise, wie die einzelnen Bandmitglieder miteinander umgingen. Das war Liebe und Herzlichkeit. Und die hatten Spaß auf der Bühne. Das war echt, keine aufgesetzte Show. Besonders Joe Perry und Steven Tyler alberten viel rum. Joe Perry kam zu besonderen Ehren beim Fleetwood Mac Cover Oh Well, das er alleine sang, während im Hintergrund ein Filmchen lief, der zeigte, wie er vormittags oder mittags mit seiner Gitarre die Domplatte in Köln unsicher macht ;)
Es folgte ein Hit nach dem anderen und das Publikum feierte jeden einzelnen davon frenetisch und sang lautstark mit. So wie ich auch. Gänsehaut. Meterhoch. Allenthalben.
Hatte ich schon erwähnt, dass Steven Tyler mit seinen 69 Jahren verdammt gut und durchtrainiert aussieht? So einen Knackarsch will ich mit 69 auch haben! Zucker.

Natürlich geht auch eine so fantastische Show mal zu Ende - mit dem Höhepunkt schlecht hin: Zur ersten Zugabe Dream On wurde ein weißes Piano auf das Ende des Laufsteges gehoben (buchstäblich, und hinterher auc wieder runtergehoben), an dem Steven zunächst alleine den Klassiker intonierte. Dann hopste Joe Perry auf das Piano und gab den Gitarrenhelden. Dann stand Steven auf dem Piano und schwang sein bändchen- und tücherbestückten Mikroständer. Was für ein Szenario! Zu Walk This Way kamen dann alle Musiker nach vorne und wurden massiv in CO2-Jets und Goldflitter eingehüllt. Jeder Musiker wurde noch einmal vorgestellt, dann bedankten sich AEROSMITH beim Publikum von Herzen und verließen die Bühne. Auffällig war hier, dass zur Zugabe kaum jemand die Arena verließ. Normalerweise setzt beim letzten Song ja schon immer der Herdentrieb ein, damit man nicht elend lange im Ausparkverkehr feststeckt. Dieses Mal nicht. Fast jeder wollte wirklich bis zum Schluss bleiben. Wie geil!

Es war wirklich unglaublich zu sehen, wie AEROSMITH nach beinahe einem halben Jahrhundert Bandgeschichte immer noch die Hallen in Grund und Boden rocken und Massen an Fans schlichtweg begeistern. Und das völlig echt und authentisch. Die Herren lieben was sie tun und sie tun es mit Herzblut. Die Show war auch nicht aalglatt durchchoreographiert und ließ Raum für spontane Aktionen, inklusive diverser Patzer und Verspieler. Charmant bis in die Haarspitzen ;)

Bleibt als Fazit: Wenn es tatsächlich das letzte deutsche Konzert ever von AEROSMITH war, dann haben sie sich glorios mit Pauken und Trompeten verabschiedet. Das war definitiv ein Konzert, das in meine ewige Bestenliste eingeht und an das ich mich noch lange erinnern werde. Sollten sie doch noch mal auf Tour kommen, werde ich sie definitiv noch einmal anschauen.

Setlist: Let The Music Do The Talking, Young Lust, Cryin', Livin' On The Edge, Love In An Elevator, Janie's Got A Gun, Stop Messin' Around (Fleetwood Mac cover), Oh Well (Fleetwood Mac cover), Mama Kin, Sweet Emotion, I Don't Want To Miss A Thing, Come Together (The Beatles cover), Chip Away The Stone, Rag Doll, Dude (Looks Like A Lady) // Dream On, Walk This Way

 

story & pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography