Das
sind vermutlich Reviews, die am Schwersten fallen. Eine grundfreundliche
Band, die von sich sagt, dass sie Musik von Fans für Fans
macht, das Album im heimischen Wohnzimmer einspielt und produziert,
dem Ganzen ein professionelles Booklet verpasst und die CD kulant
für 8 Euro inklusive(!!!) Porto verschickt. Was, wenn diese
Band ein Album fabriziert hat, bei dem sich trotz aller Euphorie
beim Hören die Fußnägel kringeln? Schreibt man
dann „bemüht“, und jeder weiß was gemeint
ist, oder schlicht „beschissen“, damit Band und
Hörer sich anderen, gewinnbringenderen Hobbies zuwenden
können? Glücklicherweise bleibt mir diese Art der
Berichterstattung diesmal erspart…
Denn TIMEMAGE liefern mit Witchcraft
ein Album ab, an dem es wenig zu mäkeln gibt. Der Einstieg
beginnt dem Thema angemessen, dunkel dräuend, Glocken vor
einem raunenden Chor, schwelende Keyboards betonen die Düsternis
der Inquisition, dann ein Break und She’s Burning
beginnt voluminös; mit Gitarrenbrettern und von Growls
untermalt, wird die erste Hexe verbrannt.
TIMEMAGE sind eine deutsche Band und das ist
auch gut so, erinnern doch bereits die ersten Klänge an
eine heftigere Ausgabe von Eloy (allerdings ohne Pink Floyd
Einflüsse), deren Vokalisten glücklicherweise die
gesangliche Dialektlastigkeit eines Frank Bornemann abgeht.
Sowohl Stefan Schenkel als auch seine Sangeskolleginnen Sabrina
Kraus und Eva Beck machen ihre Sache sehr ordentlich, die leicht
steife Betonung einiger Liedzeilen macht sogar einen Reiz des
Albums aus. Wohnzimmerproduktion hin oder her: hier wird geklotzt
und nicht gekleckert. Vom virtuellen Orchester bis zum gebastelten
Chor werden alle heimischen Soundregister gezogen, und dafür
klingt’s verdammt gut. Mit jedem gespielten und gesungenen
Ton wird deutlich, mit wie viel Genuss die Band die Platte eingespielt
hat. Zwischen bombastischem Metal und dezenter Folklore wird
ein in sich stimmiges Werk abgeliefert, das auch klanglich professionellen
Ansprüchen genügt. Natürlich hätte man in
einem richtigen Studio noch den ein oder anderen Effekt prägnanter
bearbeiten können, aber bereits in seiner jetzigen Form
bietet Witchcraft Bands wie Therion
und Ayreon Paroli. Klar kann Therion mit echten Orchestern,
Chören und einer fetteren Produktion aufwarten, aber in
ihrem Rahmen sind TIMEMAGE durchaus ebenbürtig,
wenn nicht gar überlegen. Denn der zufriedene und selbstvergessene
Schwung der engagierten Heimproduktion macht viele der kleinen
produktionstechnischen Unterversorgungen mehr als wett.
So bleibt am Ende nur zu konstatieren: Witchcraft
ist das sympathische Album einer äußerst sympathischen
Band, und jeder, der nur einen Hauch Interesse an hymnischer,
himmelhochjauchzender Musik besitzt, sollte die CD umgehend
bestellen. Und gleich seine Freunde, Bekannten und Verwandten
ebenfalls damit versorgen.
PS.: Ich liebe
diese CD alleine wegen der Diskrepanz zwischen dem barbusigen,
flammenden Inferno auf dem Frontcover und dem überaus
glücklichen Gesichtsausdruck der Bandmitglieder auf der
Bookletrückseite. Wären TIMEMAGE
eine Wanne, ich würde ein Vollbad nehmen :)
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