Da
sind wir nun: in der ausladenden Welt des Space Rocks. Wo 9
schon mal gleich 3 ist, ganz so, wie es Pippi Langstrumpf gefallen
würde. Taka-Tuka-Land ist überall und das ORESUND
SPACE COLLECTIVE liefert den Soundtrack für die
Überfahrt.
Eigentlich besteht The Black Tomato
aus 3 Stücken, den beiden epischen Jams Rumble
und The Black Tomato, jedes mehr als eine halbe Stunde
lang, so wie dem 6-Minüter Viking Cleaner. Die
Longtracks wurden allerdings unterteilt (leider), so dass man
einzelne Passagen anwählen kann, was (zumindest auf meiner
Promo CD) beim ersten Stück Rumble zu sekundenlangen
Breaks führt, die den Song fies zerstückeln. Es wäre
songfreundlicher gewesen, die ohne Overdubs eingespielten, langen
Stücke als vollständige Einheit stehen zu lassen.
Abgesehen von dieser kleinen Unannehmlichkeit, herrscht auf
beiden Tracks eine weitgehend entspannte Stimmung, hier wird
keine Rakete gezündet, es herrscht der Geist Jules Vernes,
der sich schon mal 80 Tage Zeit nimmt, die Erde zu umrunden.
So sind auch nicht Hawkwind oder die quirligen Ozric Tentacles
in der Nähe, sondern eher Gong, in der von Steve Hillage
geprägten Phase, sowie eine deftige Prise Krautrock der
ausschweifenden Art. Bis auf wenige, gesprochene Passagen, ist
das Album rein instrumental. Chillig, aber keineswegs langweilig,
bewegen sich die Stücke magmagleich pulsierend und entwickeln
einen eigenen, schleichenden Sog. Meist übernimmt die Gitarre
die Melodieführung, aber auch Synthesizer und Percussion
sind wahrnehmbare Größen in diesem Kollektiv weit
ausholender Spannungsbögen. Da passieren Veränderungen
im Hintergrund, während vorne gleiche Figuren aufgegriffen,
wiederholt, leicht verändert und erneut repetiert werden.
Keine Musik für ungeduldige Menschen, sondern eher für
solche, die vor Lava-Lampen sitzen und darauf warten, dass es
überschwappt. Das passiert zwar nie, aber so lange die
Möglichkeit besteht, bleibt es spannend.
The Black Tomato ist ein Album für
die Waldorfschule des Herzens, hier kann man Mandalas malen
oder Origami-Kraniche basteln, von selbstversunkenen Tanzeinlagen,
ausgedehntem Sex und der Einnahme verbotener Substanzen ganz
zu schweigen. Und wenn das Tempo ab fiktivem Track 7 ansteigt,
denken wir auch mal: „Oh yeah“. Es ist zwar kein
Rock’n Roll, aber ich mag es.