Es
mag vielleicht seltsam anmuten, doch bekam ich diese Eigenproduktion
schon vor mehr als einem Jahr von dieser hoffnungsvollen Schweizer
Formation zugesandt und verfasste in jenen Tagen auch ein dementsprechendes
Review für die Konkurrenz beziehungsweise das Graveyard, für
welches ich ja zuvor kurzzeitig tätig gewesen war. Nun, was
bewegt jemanden, für den Darkmetal ein heikles Thema darstellt,
dem diverse Genrevertreter nur in äußerst seltenen, nostalgisch
angehauchten Fällen zusagen (Moonspell's Irreligious oder Rotting
Christ's A Dead Poem beispielsweise) dazu, nach so langer Zeit
jenes Machwerk wieder aus dem Regal zu kramen, ein neues Review
darüber zu verfassen? Die Antwort liegt auf der Hand, denn,
so scheint es mir, besaß ich in jenen vergangenen Tagen nicht
die Worte, diesen vollkommen ausgegorenen Release, den man ohnehin
kaum in sprachliche Metaphern fassen kann, würdig zu rezensieren.
Noch immer sind DARKMOON völlig zu Unrecht hierzulande
wie auch in Deutschland kein Begriff, und ich finde, dieses
Kunstwerk hat es verdient, abermals besprochen zu werden.
Darkmetal
im ursprünglichen Sinne wird auf dem silbernen Scheibchen meines
Erachtens nach nicht dargeboten - sämtliche Keyboardunterstützung
sowie cleane oder gar weibliche Gesänge und anderer Firlefanz
wird hier nicht benötigt, um eine fesselnde, tiefschwarze, melancholische
und doch nicht lethargisch-wehleidige Atmosphäre zu erzeugen.
Weiter fällt mir auf, dass DARKMOON ihre Anleihen häufig
im Death Metal suchen und insgesamt viel zu wenige ruhige und
melodische Parts einbauen, um sie als Darkmetal zu bezeichnen.
Letztendlich muss aber auch nicht alles kategorisiert werden,
so verbinden sie gekonnt schnelle, dem Black Metal, wie ihn
einstige schwedische Vorzeigebands zelebrierten, angelehnte,
von einer wunderbar traurigen Melodie getragene Riffs mit seltenen,
aber äußerst stimmungsvoll vorgetragenen akustischen Gitarrenparts
sowie die obig erwähnten dem Death Metal entlehnten Midtempo-Riffs
in einer derart perfekten Art und Weise, wie sie viele Bands
heutzutage leider nicht mehr an den Tag legen. Obwohl DARKMOONs
Stil aus vielen verschienen Elementen besteht, wirkt die Songstruktur
nie aneinandergestückelt, nie berechenbar, sodass der Hörer
von einer emotionsgeladenen Wucht, energisch und doch von Schmerz
gepeinigt, förmlich mitgerissen wird. Auch dem Stimmgeber DARKMOONs
muss Respekt gezollt werden, zumal er von wütendem, herrlich
keifenden Black Metal Vocals über Death Metal Grunts, deren
Tiefe nicht unbeträchtlich wirkt, bis hin zum unter die Haut
gehenden Flüstergesang jede Stimmlage zu beherrschen scheint.
Ebenfalls lobend zu erwähnen seien die exzellente Produktion,
denn bei einer schlechteren wären die Feinheiten des Releases
wohl untergegangen, sowie das äußerst professionelle Layout,
welches mit einem gedruckten mehrseitigen Farbbooklet, einem
durchwegs ausgewogenen Design und einem Cover, in welchem man
versinken möchte, welches perfekt jenes Gefühl wiederspiegelt,
das man beim Hören der CD in sich spürt, für welches man möglicherweise
nicht die richtigen Worte findet, aber welches hier perfekt
ins Visuelle übertragen wird. Manchmal sagen Bilder eben doch
mehr als tausend Worte. Und irgendwie hat man, wenn man nach
dem Genuss jener Laute auf die Abbildung starrt das beruhigende,
heimelige Gefühl, ein Kreis hätte sich geschlossen.