AVRIGUS - The Secret Kingdom

Label: Hammerheart Records

Release: 2000

Von: Psycho

Punkte: 8

    
Hierbei handelt es sich um ein mir völlig unbekanntes Duo aus dem Land der letztjährigen Olympischen Sommerspiele, welches nun sein Debüt-Album vorlegt. Im beiliegenden Presse-Info ziemlich mutig mit Verweisen auf Dead Can Dance und My Dying Bride angepriesen, beschloß ich, mir zuerst einmal eine gesunde Portion Skepsis zu eigen zu machen.

Da man aber trotzdem nur ein Gefangener seines eigenen Unterbewußten ist, gestalteten sich die ersten Durchläufe eher zäh. Judy Chiara hat zwar eine sehr schöne Stimme, ist jedoch vom Ausdruck einer Lisa Gerrard meilenweit entfernt. Zum Glück versucht sie aber auch gar nicht erst, in diese Richtung zu tendieren, sondern beschränkt sich auf die "normale" Gothic-/Medieval-Stilistik, was ihr durchaus gut gelingt. Die mehr hintergründig, fast schon spärlich eingesetzten Gothic-Metal-Elemente sind recht unspektakulär und leiden unter dem breiigen Gitarrensound, den man in der laut Info einjährigen Produktionsphase eigentlich besser hätte hinkriegen können/müssen. Wie um dieses Manko auszugleichen, sind die Gitarren zumeist weit nach hinten gemixt. Statt dessen dominieren wesentlich besser produzierte Akustikgitarren, Pianoklänge und weitflächige Keyboardsounds sowie Chöre das Geschehen, womit gekonnt eine sehr ruhige und getragene Atmosphäre geschaffen wird, die sich vielleicht mit dem Begriff angenehme Melancholie umschreiben lässt. Passend dazu findet man auch bei den wenigen Einsätzen von Simon Gruer nur cleane Vocals vor, und angedeutete orchestrale Bombastmomente sind so dezent ausgefallen, daß man beim Kuscheln kaum vor Schreck von der Couch fallen wird. Die Ausnahme bildet der Track Qlipoth, der ohne Vorwarnung mit wildem Schlachtgetümmel einsetzt, sich dann aber schnell wieder beruhigt.

Überhaupt muß man sagen, daß die Stärke von The Secret Kingdom ganz klar im Bereich der getrageneren Klänge liegt. Und wer bisher den Eindruck hatte, daß mir Avrigus gar nicht so gut gefallen, den muß ich leider korrigieren. Insgesamt betrachtet handelt es sich nämlich um ein durchaus gelungenes Album, das trotz der seit einigen Jahren andauerenden Gothic Metal-Überflutung mehr als hörenswert ist! Da stimmt einfach die Mischung aus geschickt eingesetzten harten Gitarren, mittelalterlichen Einflüssen, Dark Ambient, elegischen Melodien und dem weiblichen Gesang. Als Beispiele seien hier nur Dark Angel's Ascension und Til Death Do Us Unite genannt, die geschickteste Mischung wird jedoch bei dem bereits erwähnten Qlipoth zelebriert. Unbedingt Erwähnung finden sollte allerdings auch noch die wundertraurige Akustik-Ballade Veritas.

So, und bevor ich jetzt noch selber anfange, irgendwelche anderen Bands als Vergleich zu nennen (das hättet ihr wohl gerne: erst lästern und sich dann selber in die Nesseln setzen...), vergebe ich lieber trotz kleinerer Bedenken in der A-Note (E-Gitarrensound) 8 Punkte.

Avrigus