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Dødheimsgard - Thulcandra - Our Survival Depends On Us

 
2016-03-12 DE – Oberhausen - Kulttempel
 

| Einlass: 19:00 Uhr | Beginn: 20:00 Uhr | Tickets: 18,00 EUR zzgl. Gebühren |

 

A New Sun At The End Of The World

Oder… Scheiße nochmal, war das geil!

Die Zusammenstellung dieser vier Bands versprach ja schon per se ein außergewöhnliches Konzerterlebnis, aber daß dieser Abend so dermaßen intensiv unter die Haut gehen würde, hätte ich nun doch nicht erwartet. SECRETS OF THE MOON haben im Dezember mit Sun nicht nur ein großartiges, vielbeachtetes und vieldiskutiertes Album veröffentlicht, sondern sich damit auch nonchalant aus der Black Metal Szene verabschiedet und bewegen sich seitdem nun in rockig- okkulten Sphären. Wie das live klingt konnte man nun auf dem ersten Teil A New Sun At The End Of The World Tour ergründen. Und für diese Tour haben sich SOTM wirklich illustre Gäste eingeladen. Da wären die selten gesehenen norwegischen Avant-Garde Metaller DØDHEIMSGARD, die deutschen Black Metaller THULCANDRA und die österreichischen Metaller von OUR SURVIVAL DEPENDS ON US. Ein abwechslungsreiches und musikalisch faszinierendes Package.

Das der :: Kulttempel :: trotzdem nicht ausverkauft war, lag vor allem daran, daß es an diesem Samstag wirklich in jeden Club im Großraum Ruhrgebiet ein Metalkonzert oder Festival gab, so daß die Besucherzahlen im Kulttempel nicht die schlechtesten aber durchaus ausbaubar gewesen wären. Vielleicht lag es aber auch am Räucherwerk der Österreicher, daß die Fans nicht so dicht an die Bühne rutschen wollten ;)

:: OUR SURVIVAL DEPENDS ON US :: geistern bereits seit einiger Zeit als Geheimtip durch die Metalwelt. Dass sie bei Ván Records unter Vertrag stehen, spricht für sich, mehr aber noch das dritte Opus Scouts On The Borderline Between The Physical And Spiritual World, welches im November letzten Jahres veröffentlicht wurde und für einiges Aufsehen sorgte.
Ich muß sagen, eine unglaublich faszinierende Band. Vor allem aber eine unglaublich intensive Band! Dabei ist OUR SURVIVAL DEPENDS ON US eigentlich weniger eine Band, sondern mehr künstlerisches Gesamtkonzept, ein Kollektiv, daß sich auf verschiedensten Ebenen künstlerisch auszudrücken versucht. Auffällig war zunächst die Räucherecke, bestehend aus Fellen, Knochen (aus welchen auch die Mikroständer in Handarbeit von der Band selbst hergestellt wurden, wenn ich das noch richtig im Kopf habe) und der Räucherschale. Der Geruch war herb. Irgendwie was wie nasser Wald, Moder und Schweiß. Abstoßend aber auch wieder anziehend. Ambivalente Angelegenheit. Die Mischung später bei SOTM war da um einiges angenehmer zu riechen ;)
Musikalisch wie optisch präsentierten sich OUR SURVIVAL DEPENDS ON US sehr spirituell und naturbezogen. Rituelle Klänge durchwehten in moderater Geschwindigkeit gehaltene Gitarrenwände, eine Mischung aus Black Metal und Post Rock. Hypnotisierend, atmosphärisch dicht und intensiv. Der Klargesang ist eigenwillig wie markant. Einfach großartig, geradezu eine Offenbarung. Definitiv die Überraschung des Abends und eine Band, die ich uneingeschränkt empfehlen kann. Intense Spiritual Musick? Ja! Genau das!
Setlist: Kramatach (Intro), I Will Not Obey, And Even From My Sons And Daughters I Have To Turn Away, We Are Children Of The Dawn, Angel Ranger

:: Fotos • OUR SURVIVAL DEPENDS ON US ::

Ich bin mir nicht sicher… hab ich :: THULCANDRA :: überhaupt schon mal live gesehen? Keine Ahnung. Wenn ja, dann vor langer Zeit einmal. Wie auch immer, die Münchener lieferten musikalisch das komplette Kontrastprogramm: kalter, perfektionierter, melodischer Black Metal. Definitiv gut gemacht, mit ordentlich Power, aber nach einer Performance wie der von OSDOU, verloren THULCANDRA doch irgendwie schnell an Reiz. Da das aktuelle Album Ascension Lost auch schon ein gutes Jahr alt ist, spielten THULCANDRA ein Best-Of-Set aus allen drei Alben.
Setlist: Night Eternal, Black Flags Of Hate, Frozen Kingdom, The Second Fall, Ritual Of Sight, Demigod Imprisoned, Spirit Of The Night

:: Fotos • THULCANDRA ::

Auf :: DØDHEIMSGARD :: war ich sehr neugierig. Die Norweger sieht man live ja eher selten. Auch mit dem Veröffentlichen von Alben haben sie es ja nicht eilig. Da können schon mal 8 Jahre dazwischenliegen. Seit 2 Jahren ist Originalsänger Aldrahn zurück und letztes Jahr wurde A Umbra Omega veröffentlicht. Und nun zieht es DHG doch öfters auf die europäischen Bühnen. Aus dem rauhen Black Metal der ersten Tage ist inzwischen Avant-garde Black Metal oder experimenteller Metal geworden. Die Liveshow ist extravagant, lebt von Aldrahn’s Bewegungsdrang, seiner Mimik und Gestik, der hier ganz offensichtlich den schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn beschreitet.
Die Musik ist vetrackt, unberechenbar aber auch ungemein spannend und überraschend. Eben Avant-garde. Die Fans im Kulttempel sind nun tatsächlich bis an den Bühnenrand gerückt und folgen der Show meist mit geschlossen Augen und verzückten Gesichtern. Auch hier ein Set durch die gesamte Historie der Band. Klasse!
Setlist: Intro, Sonar Bliss, Når Vi Har Dolket Gods Hjerd, Vendetta Assassin, Ion Storm, God Protocol Axiom, The Snuff Dreams Are Made Of, The Crystal Specter, Traces Of Reality

:: Fotos • DØDHEIMSGARD ::

Ich muß ja zugegeben, ich hatte leise Zweifel, was insbesondere die gesangliche Live-Umsetzung des neuen Albums Sun angeht. Aber… Alle Bedenken wurden im Handumdrehen weggewischt! Ich war richtiggehend platt. sG hat in den letzten Monaten offensichtlich enorm an Gesang und Stimme gearbeitet. Respekt! :: SECRETS OF THE MOON :: starteten mit dem Opener des neuen Albums, No More Colours, und gingen dann bis Carved In Stigmata Wounds zurück. Immer abwechselnd ein neuer Song und dann ein Klassiker. Viel sehen konnte man von der Show allerdings nicht, denn SECRETS OF THE MOON setzten die Nebelmaschine wirklich extensiv ein. Gut, paßt hervorragend zur Atmosphäre, ist optisch allerdings irgendwie doof.
Insgesamt gab es bei allen Bands extrem wenig Licht und viel Nebel. Fotografisch eine Katastrophe (wie man sehen kann) aber zugegeben perfekt für die Atmosphäre der Shows. Manchmal war es mir sogar noch zuviel Licht ;) Allerdings waren die Farbkombinationen eher willkürlich. Sowohl SECRETS OF THE MOON als auch DHG würde eine ausgeklügelte Lightshow besser stehen. Bei SECRETS OF THE MOON blieb es vor der Bühne richtig voll und das Publikum ging ordentlich mit. Überhaupt war die Stimmung großartig, alle Bands waren auch immer im Publikum anzutreffen und unterstützten die jeweilige Band auf der Bühne. Nur einer mußte mehr arbeiten, als die anderen: Drummer Erebor, der ja im Eigentlichen bei Thulcandra trommelt, aber auch seit einiger Zeit bei SOTM. Nach Lucifer Speaks (mit Aldrahn im Duett.) gab es quasi einen fließenden Übergang in die Zugabe und zu Man Behind The Sun, dem allerletzten Song. Danach ist dann endgültig Schluß.
Setlist: No More Colours, Miasma, Dirty Black, Worship, I Took The Sky Away, For They Know Not/ Ghost, Lucifer Speaks, Man Behind The Sun

:: Fotos • SECRETS OF THE MOON ::

Das Konzert hier im Kulttempel war das letzte Konzert der Tour und sicherlich ein würdiger Abschluß. Die große Aftershow-Party gab es nicht, da einige der Bandmitglieder sich direkt im Anschluß auf den Heimweg machen mußten. Meine Wenigkeit hat sich noch ein bißchen am Merchendise eingedeckt (leider nicht mit einer OUR SURVIVAL DEPENDS ON US Platte, verdammt!) und dann hieß es auch für mich Rotznase, ab nach Hause. Das Räucherwerk und der viele Nebel waren meiner nicht vorhandenen Gesundheit ziemlich abträglich. Aber egal, um nichts in der Welt hätte ich dieses Konzert verpassen wollen. Was für ein großartiger Konzertabend!

SECRETS OF THE MOON kommen im April noch einmal auf kurze Tour. Dieses Mal mit den grandiosen Crippled Black Phoenix. Da werden wir selbstredend wieder dabei sein! Also nicht verpassen!

 

story & pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography