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Týr - Let Me Dream - Lords Of Decadence

 
2006-09-24 AT – Wien - Arena

Wochenlang freue ich mich schon auf diesen Gig. DIE APOKALYPTISCHEN REITER legten auf ihrem neuen Album Riders On The Storm mächtig an Kraft und Energie zu, und für mitreißende bis abgefahrene Bühnenshow sind die Reiter allemal ein Garant.
Lasset die Spiele beginnen!

Die Österreicher :: LORDS OF DECADENCE :: legen gleich mal als Local Support mit viel Energie und positiver Ausstrahlung los. Ein schönes Melo-Death-Brett wie wir es von ihnen gewohnt sind bestimmt die kommende gute halbe Stunde. Und nicht nur deren Fans dürfte der Auftritt an diesem Abend gefallen haben, nein auch solche, die die LORDS OF DECADENCE noch nicht so gut kennen.

Nach einem fulminanten Endspurt, inklusive Zugabe, betreten die Finnen :: LET ME DREAM :: die Bühne, um das Klangbild und auch die Stimmung massivst zu verändern, um nicht zu sagen: zu bedrohen. Als bekennender Freund der finnischen Musiklandschaft (jeglicher musikalischer Ausrichtung) muss ich gestehen, dass ich schockiert bin: Voi vittu! Was zur Hölle ist da los? Zunächst passen die ungekonnt und somit nicht lasziven Bewegungen sämtlicher Musiker weder zur Musik noch zum Rhythmus, und weiters haben sie auch noch Pech mit dem Sound. Und zwar so großes Pech, dass gut die Hälfte ihrer Spielzeit dabei draufgeht, irgendwelche Einstellungen (oder was auch immer) vorzunehmen. Von LET ME DREAM hört man also nicht allzu viel. Sei's drum, denn mit Verlaub und allem Respekt jedem Musiker gegenüber: dieser Gig war wohl ohnehin zum Scheitern verurteilt und kam schon Rufschädigung nahe.

Als dritte Band des Abends stehen :: TÝR :: von den Färöer Inseln schon in den Startlöchern: Kettenhemd, Vikingerbärte, und kühles aber nicht unfreundliches Flair.
Die Musik bzw. die Ansagen stellen Widersprüche in sich dar: man fordert zu mächtig Stimmungsmache und Party auf, und spielt gleichzeitig im Einschlaf-Rhythmus seine Lieder runter: Letzte Runde, Leute! Wir spielen schon Rausschmeißmusik; aber ein Bierchen geht noch, oder? Die leidvolle Erinnerung an den sagenhaft legendären Misserfolg der österreichischen Fußballmannschaft anno dazumal gegen die Färöer Inseln muss auch nochmal strapaziert werden... Jaja, schon gut, lass mal... *grumml*
Trotzdem kann man TÝR keine Boshaftigkeit unterstellen, zumindest wirken sie absolut freundlich und locker. Die Musik mag man eben oder nicht.

Nun - endlich - wird es richtig laut im Publikum: Rufe nach den :: APOKALYPTISCHEN REITERN :: werden nicht nur laut, sondern richtig johlend hervorgebracht. Das ist schon mal ein gutes Zeichen wenn das Publikum schon heiß läuft bevor noch irgendein Reiter einen Huf auf die Bühne setzt. Und dann geht's los.
Ja und wie! Eine schöne Mischung aus vielen neuen Stücken vom aktuellen Album und eine gute Auswahl von etlichen Vorgänger-Alben, machen den Gig zu einem unvergesslichen Konzerterlebnis. Definitiv ein Wiener Konzerthighlight 2006!
Das Publikum schafft es sogar die abgebrühten Reiter (und besonders Dr. Pest) selbst in Staunen zu versetzen: Überall Moshpit, überall eine extrem enthusiastische Menge, immer wieder Crowdsurfing und Stagediving auch auf der weiblichen Fanfront! Dr. Pest scheint heiß begehrt (wünscht sich doch ein Fan, unbedingt in den Käfig zu DÜRFEN), Fuchs leicht verstört, der Fanbalkon am Bersten und der Moshpit greift um sich - Reiter-Mania & Chaos pur! Aber - und das ist das Erstaunliche und Schöne daran - ohne außer Kontrolle zu geraten. Die Reiter sind ganz offensichtlich selbst begeistert.
Und weil das Publikum so unverschämt danach fordert, wird auch bei den Zugaben nicht gespart: Unter Der Asche und mehere andere Zugaben werden ohne Wenn und Aber durch die Boxen gejagt; und selbst danach wird noch so lange gepfiffen und geschrien, bis noch eine weitere Zugabe erfolgt.
Dann ist aber leider wirklich Schluss. Dr. Pest befreit sich peitscheschwingend aus den Klauen der Fans und alle anderen APOKALYPTISCHEN REITER müssen sich irgendwann auch losreißen.
Ein grenzgeniales Konzerterlebnis!

 

story © Dusk