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2006-07-13-15 CZ – Trutnov

Also denn, Abflug 7 Uhr ab Köln nach Prag, heißt 6 Uhr einchecken. Meine Mutter holt uns um 4.30 Uhr bei mir ab. Wer zum Teufel setzt um diese Uhrzeit ’nen Flug an? Na was soll’s, nützt ja nix. Da wir uns bis 2 Uhr bei mir „warmgetrunken“ haben wird der Flug mit der kleinen Propellermaschine mit 46 Plätzen zum echten Erlebnis. Planmäßig um 8.30 Uhr gelandet, nehmen wir es nun mit der Prager U-Bahn auf, die uns auch sofort ohne Probleme zum Busbahnhof karrt. Dort nehmen wir schon mal die ersten zwei oder drei Halben des guten Tschechischen zu uns. Prima Frühstück. Der Bus fährt auch planmäßig ab, irgendwie geht mir das alles zu glatt. Nun ja, von der Busfahrt bekomm ich angesichts der 2 Stunden Schlaf nicht wirklich viel mit. Ich wache in Hradec Kralove auf und draußen ist es pechschwarz. Aha... da is also der Haken. Dann kommt ein Gewitter vom Allerfeinsten... abwarten, noch sind wir ja nicht da. Dummerweise spricht der Busfahrer ausschließlich tschechisch. Gut, also Busgäste checken. Vor uns Italiener, war nix, hinten hör ich Englisch. Schön, sind aber leider Engländer die genausoviel Tschechisch sprechen wie ich. Neben mir ein junger Mann – ah, er kann etwas Deutsch. „Frag mal den Busfahrer ob er uns in Trutnov Na Bojisti rauslassen kann“ . „Ja, ja, fahre Trutnov“. „äh nein ich meine...“. “Trutnov nächste ich auch fahre“... ach was vergiss es, wir nehmen ein Taxi. Trotz der sprachlichen Barrieren landen wir am Festivalgelände. Mitten in der Menge ist einer mit ’ner Trillerpfeife zugange. Er trägt ein Deutschland Trikot und verteilt gelbe und rote Karten. So, so, daher weht der Wind. Apropos Wind, wir lassen gerade den ersten von 3 Regenschauern an diesem Wochenende über uns ergehen. Zelt aufgebaut und erstmal ins Restaurant -> mampfen. Hinter mir großes Hallo, es dreht sich also um meine D.R.I. Kutte. Ich krieg 2 Rum mit Zimt hingestellt, die ich leider runterkippen muß. Man will die Leute ja nicht verärgern. Karl sitzt mir gegenüber und ist offensichtlich ganz froh, das der Schnaps mich erwischt hat. Hehe wart’s nur ab. Dann taucht auch noch Andrej auf, ein Slowene der erst seine Deutschkenntnisse mitteilen muß, brav mittrinkt und gröhlt, dann aber doch recht flott seinen NOT-AUS gefunden hat und fortan in Thai-Chi Grundstellung auf der Bank verharrt. Carsten ist mittlerweile mit unserem Festival-Azubi Alex eingetrudelt. Ja ihr habt richtig gelesen. Alex war noch nie auf nem Festival und hat sich fürs erste Mal das OEF ausgesucht. Tough kann ich da nur sagen. Der erste Abend ist schnell erzählt. Viel Bier, Musik von CD, dann ein paar Jungs die ne Menge Lärm auf der Bühne produzieren. Nennt sich „Industrial Noise“ und isses auch. Scheinen irgendwelche Geräusche aus Werkhallen oder so zu sein. Ich bin zu müde um mir darüber Gedanken zu machen und geh ins Bett. Einschläfernd ist das Getöse ja, also wenigstens etwas. Stelle fest, nur die Isomatte mitzunehmen war ne Scheiss Idee. Hab schon nach 10min. Kreuzschmerzen. Na nicht zu ändern heute. Morgen kauf ich mir ne Luftmatratze.

Freitag, 14. Juli

Saywhy? - Pretty Little Flower - Mincing Fury And Guttural Clamour Of Queer Decay - Squash Bowels - Dead Infection - Cripple Bastards - Sinister - Internal Suffering - Wasteform - Splitter - N.C.C. - Disturbance Project - Nailed - World Downfall - Lama Tematica - D.H.I.B.A.C. - Smashed Face - Jig-Ai - Wargore - Eternal Bleeding - Attack Of Rage

Als ich aufstehe ist es 7.30 Uhr. Irgendjemand hat um 7 die Strasse eingeschaltet. Erst alles ruhig, dann urplötzlich ein Auto nach dem anderen. Durch mein lautes Schnarchen konnte der Rest eh nicht allzu gut schlafen und ist offensichtlich ganz froh, dass ich auch endlich wach bin. Wir beschließen ins Dorf frühstücken zu gehen. Wir finden ein süßes Café in nem Hinterhof mit ner noch viel süßeren Bedienung, die uns mit frischem Kaffee und überbackenen Toast versorgt. Ein sauberes Klo gibt’s hier auch, was will man mehr? Ok, der 2. Regenschauer, war ja auch zu gut bis jetzt, aber wir sind mittlerweile eh in nem Spielzeugladen wo ich die ersehnte Luma kaufe. Ich soll mich nicht so anstellen meint Carsten, er hat auf dem Weg zum Auto heut morgen mehrere Leute gesehen, die in ihren dünnen Watteschlafsäcken (ihr kennt diese Dinger aus den 70ern, gell?) einfach so im Kies gepennt haben. Ich entgegne, dass die auch 40 Jahre Entbehrungen gewöhnt sind. Das ist jetzt echt nicht bös gemeint. Karl hat auf dem Klo an seinem Bein ne Zecke entdeckt. Toll, weiß wer was Zecke auf Englisch heißt? Wir jedenfalls nicht. Die Idee war einfach die Hose runterzulassen und das Tier zu zeigen. In der nächsten Apotheke erklärt der Carsten etwas, was ich nicht so ganz mitbekommen habe. Die Apothekerin ahnt wohl, dass wir das mit der Hose machen würden und zieht es vor uns einfach so zu verstehen. Sie kommt mit ner Zeckenzange an, alles wird gut. Das Tier aus Karl auszubauen verschieben wir auf später. Auf einem kleinen Basar erstehe ich ein Trikot von Zinedine Zidane, hätte ich gewusst, was ich damit anrichte... aber dazu später mehr. Wir wackeln weiter durch die Stadt bis zum Pipi-Grill. Ja der heißt so. Carsten und Alex wollen schon wieder was essen, mein Magen ist momentan noch schwer damit beschäftigt das Toast von vorhin drinzubehalten, so klinke ich mich aus der Diskussion essen oder nicht essen erstmal aus. Zurück am Gelände wird die Zeit bis zum ersten Gig sinnvoll verbracht - mit Biertrinken natürlich. Da ständig flüssiger Nachschub von oben reinfällt, gibt mein Magen irgendwann auf und verhält sich ab sofort friedlich. Lediglich dieses veganische Essen macht ihm noch etwas zu schaffen, was sich in ziemlich merkwürdigem Geruch hinter mir bemerkbar macht. Plumps! Irgendeiner ist im Bierzelt von der Bank gefallen. War ich da jetzt schuld oder der Alkohol? Na ja wir haben ja alle aus Top Gun gelernt, dass man niemals den Abgasstrahl kreuzen soll. Ohne weiter drüber nachzudenken eiern wir zu den Zuschauerrängen. Auf der Bühne tobt eine Grindcoreband nach der anderen, schwer die auseinanderzuhalten. Schön angenehm lärmig sind sie aber alle. Nun stellen wir uns am Bus an, um die offiziellen Festivalshirts zu ergattern. Nachdem ich zweimal nen Platzhalter brauche um das Bier wieder loswerden zu können, bin ich jetzt fast dran. Vor uns noch ein paar Leute, die offensichtlich ihre körperlichen Vorteile auszunutzen wissen. Carsten meinte schon es ist recht ungewohnt, wenn man bei eigener Körpergröße von 1,96m beim Reden hochschauen muss. Wir finden raus, das sind die Leute von WORLD DOWNFALL. Ok, Shirts ins Zelt geschmissen und wir schauen uns eben jene WORLD DOWNFALL an, die jetzt grad da rumlärmen. Sehr geil vorgetragen, vor allem weil der Sänger vor ner halben Stunde kaum geradeaus gucken konnte. Dafür zieht er da ne echt beachtliche Show ab. Bei dem folgenden Programm versuche ich ein wenig auszunüchtern und bekomme erst WASTEFORM wieder ganz mit. Sichtlich erleichtert, dass ich bei weitem nicht der Dickste hier bin, beeindruckt mich, was der Sänger da macht. Angesichts seiner Masse hätte er sich kaum bewegen dürfen, überzeugt aber alle vom Gegenteil. Momentan glaub ich, kennt mich hier auf dem OEF jeder. Hab seit heut morgen das Zidane Trikot an und bestimmt schon 30 Kopfstösse vor die Brust bekommen. Für unsere Antifußballer sei erklärt, das Zidane im WM Endspiel dem Italiener Materazzi eben so einen Kopfstoß verpaßt hat, nachdem dieser ihm einige sehr unschöne Sachen bezogen auf seine Mutter oder Schwester gesagt hat. Dafür bekam er halt die rote Karte. Ich hab es also geschafft beim OBSCENE EXTREME FEST aufzufallen, was wirklich nicht leicht ist. An den Rest der Bands kann ich mich nur vage erinnern, weil unser Slowene Andrej mich wiedergefunden hat. Ich hatte ihm ein, mir sowieso zu enges, Shirt geschenkt und er meinte er muß sich jetzt bedanken, indem wir den 5L Kanister Wein leeren, den er besorgt hat. Na so schlecht ist das Weinchen gar nicht, also stimme ich zu. Während CRIPPLE BASTARDS, die alle in italienischen Nationaltrikots auftreten (sind ja schließlich auch Italiener), kommt ein Franzose zu mir und bittet mich ihm das Trikot auszuleihen. Gesagt getan, er kämpft sich bis zur Bühne durch, klettert hoch und verpasst dem etwas verwirrt dreinschauenden Sänger eben jenen Kopfstoß. Erst wusste keiner so recht was geschieht, dann bog sich alles vor lachen. Viel Spaß für ca. 12€. Carsten hab ich irgendwo verloren, Alex hat schon aufgegeben, Karl liegt vor mir auf dem Rücken und bekommt von einem Rumänen selbstgebrannten Slivovitz eingeflößt, dem ich diesmal entrinnen konnte. Er sieht auch nicht mehr allzu gut aus, den Karl mein ich, nicht der Slivovitz – obwohl der auch. Ich meine mich erinnern zu können, dass ich mit irgend jemand über Bierbrauen gequatscht hab und von einem Russen gelernt habe, dass man unter Freunden nicht Nasdrovje sagt. Was man sagt, konnte ich mir allerdings nicht merken. Bleibt noch zu erwähnen, das am Nachmittag der 3. Regenschauer runterging. Ab sofort hält das Wetter.

Samstag, 15. Juli

Uprise - Defeated Sanity - Nashgul - Bathtub Shitter - Blockheads - Dismember - Gut - Skitsystem - Driller Killer - Massgrav - Fleshless - F.U.B.A.R. - Pisschrist - Fromtheashes - Alienation Mental - Mumakil - Toxic Bonkers - Epitome - Sickback - Putrified - Acroholia - Tears Of Decay - Sylvester Staline - Septycal Gorge - Bolesno Grinje - Bufo - Spasm

Am nächsten Morgen dasselbe Frühstücksprozedere, aber diesmal ohne die nette Bedienung. Die hatte frei, wahrscheinlich wegen uns. Geschmeckt hat es trotzdem gut. Wieder zurück rattern grade BOLESNO GRINJE auf der Bühne rum. SPASM und BUFO hammer also schon verpasst. Na wird schon nicht so schlimm sein. Zum aktuellen Geschehen kann ich nicht viel sagen, hab nicht zugehört. SEPTYCAL GORGE gefallen mir schon ganz gut. Nett lärmig für den frühen Morgen. Jetzt kommen SYLVESTER STALINE. Sehr geiler Crustcore aus Frankreich. Sehr witzig vorgetragen, vor allem weil der Sänger sich fast den ganzen Gig im Moshpit aufhält (mit Kabelmikro!) und dort auch sehr aktiv mitwirkt. Die letzten zwei Stücke ist der Basser mit seinem Instrument auch dort anzutreffen. Auf die Anweisung der Security, sie hätten noch 5 Min. Zeit übrig entgegnet der Sänger kurzerhand: „Cool time for another 10 Songs“. Ok, es wurden ein paar weniger, aber trotz allem sehr, sehr schön. Der Drummer spielte trotz seiner gebrochenen Hand ein Wahnsinnstempo. Jedenfalls war die Hand sehr dick, er hatte Tags zuvor die falsche Frau angegraben und auf die Fresse bekommen. Na ja, shit happens. Er schien jedenfalls nicht sonderlich beeindruckt davon und war sehr erfreut über unsere positive Reaktion auf den Gig. Nun die Ostfriesen TEARS OF DECAY. Die machen ne Menge Spaß und übertreffen weit das Erwartete. Wir haben gestern schon mit denen gequatscht und viel Spaß gehabt. Das hier ist echt fein. Brutal Death ohne Schnörkel, so soll es sein. ACROHOLIA schenken wir uns jetzt. Nur Drums und eine Gitarre ist etwas dürftig. Ist auch so nicht sonderlich einfallsreich was die Serben da machen. Ich wackel lieber über den Metalmarkt und erstehe etliche Demo CD’s für jeweils nen Euro. Pünktlich zu FUBAR wieder an der Bühne, bin ich jetzt schon überrascht, was da mittlerweile los ist. Schön Kick Ass was die Jungs da spielen und vor der Bühne, man das muss weh tun was die da machen. Bestätigung ne Viertelstunde später. Mark und einer der Jungs aus Freiburg haben ihre Brille gegen ein blaues Auge getauscht und sind fortan mit Sonnenbrille unterwegs. Weniger wegen dem blauen Auge, sondern um überhaupt noch was sehen zu können, da die Sonnenbrille Sehstärke hat. FLESHLESS sagen leider ab, weil die Frau des Gitarristen sich verletzt hat und sie sich um sie kümmern wollen. Wir wünschen ihr natürlich auf diesem Wege alles Gute und gute Besserung. MASSGRAV und DRILLER KILLER sagen mir grad nichts. Bin auch sehr beschäftigt. Zum einen mit dem Ostblock Kollegen, der neben mir beim Pinkeln gestolpert ist und nun den Hang runterrollt, während er weiterpinkelt natürlich, grade fertig ist und versucht hochzukommen und sich wieder marginal anzuziehen, was ihm kläglich gelingt. Er ist auch weitergegangen nachdem er nur noch dreimal in die selbst fabrizierte Lache gefallen ist. Zum anderen bin ich sehr abgelenkt von Dani. Ein Mädel von der Wermelskirchener Gruppe, die mich nicht nur wegen ihrer roten Haare fasziniert. Mann, ist die süß. Aber lassen wir das, ist ja kein Groschenroman hier. Zwischendurch hab ich aufgrund des Zidane Trikots von dem Kollegen aus Wermelskirchen mehrfach die rote Karte gezeigt bekommen. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich die italienische Mannschaft nicht mag, weil das Mädchen sind die nur petzen können, mich aber mit den Italienern neben mir recht gut verstehe, weil uns im Grunde Fußball total egal ist. Jetzt sind SKITSYSTEM dran. Geil! Genau das, was ich erwartet/gehofft hatte. Schnell, hart, lustig, volles Brett. In den Moshpit trau ich mich angesichts meines noch nicht ganz verheilten Armbruchs nicht. Sieht auch etwas Aua aus was da passiert. Dann kommen GUT, die ich persönlich jetzt nicht so doll finde. Showmässig ja, aber mir ist die Mucke zu langsam. Der Deep-Throat-Contest ist ziemlich witzig, leider macht nur ein Mädel mit, die natürlich gewinnt. DISMEMBER ballern volles Programm los, was auch nicht anders zu erwarten war. Sehr geiler Headliner, obwohl mir wiedermal Collection By Blood fehlt, aber sei es drum. BLOCKHEADS bemühen sich nach Kräften, aber nach diesem Headliner zu spielen ist wahrlich keine leichte Aufgabe. Ich warte jetzt eigentlich nur noch auch BATHTUB SHITTER. Japanischer Grindcore ist immer lustig. Der Sänger tanzt in herrlichem Taek-Won-Do Stil während des ganzen Gigs auf der Bühne rum. Wechselt zwischen Grunts und hohem Gekreische. Ok, auch live taugen die Badewannenscheisser was. Da mir mittlerweile außer dem Kopf alles weh tut, ja ich weiß auch Mädchen, beschließe ich den Rest vom Zelt aus zu genießen. Was mir natürlich nicht gelingt, da ich eingeschlafen bin, bevor die nächste Band angefangen hat.

Eine Frage bleibt noch: Was müffelt hier eigentlich so? Ist das der Rest von dem Romadour, den ich heut morgen erstanden aber nicht aufgegessen habe oder sind das meine Füße? Nachdem ich den Rest-Romadour auf dem Luftwege Richtung Strasse entsorgt hab, merke ich, es sind meine Füße. Scheiße, hätte ich den ja doch noch essen können. Egal. So oder so, es ist und bleibt das beste, coolste und entspannteste Festival. Das es gibt und ich bin definitiv nächstes Jahr wieder hier. Auch wenn man mir im Security-Bereich des Prager Flughafens meine Digicam aus der Reisetasche geklaut hat. Na ja, müssen wir halt mit Carstens Fotos vorlieb nehmen und mit denen der OBSCENE EXTREME Foto Gallery. Anway, stay hard, stay sick, stay obscene. See ya next year, bye - Snork.

 

story © Snork