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2014-12-21 DE – Dortmund - FZW
 

25 Jahre ist es her, seit MESHUGGAH ihre erste selbstbetitelte EP veröffentlicht haben. Seit einem Vierteljahrhundert setzen die Schweden Ausrufezeichen in Sachen Musik: extrem laut, extrem schnell, extrem innovativ und immer wieder anders! 25 Jahre sind aber auch ein Grund ordentlich zu feiern. Bereits im Mai haben MESHUGGAH in ihrer Heimat mit Stücken von 1989 bis heute ein großes Jubiläum gefeiert. Im Herbst erschien ein großartiges Live-Package, bestehend aus zwei CDs und eine DVD, und zeigt unter dem Titel The Ophidian Trek die ganze Bandbreite der Band. Und natürlich lassen es sich die Jungs nicht nehmen, das Jubiläumsspektakel auf die Bühne zu bringen. Unter dem Motto „MESHUGGAH – 25 years of musical deviance“ bewiesen sie bei ihrer einzigen und exklusiven Deutschlandshow am 21. Dezember im FZW, dass abweichendes Verhalten durchaus ein Qualitätsmerkmal sein kann.

:: Fotos ::

Wenn schon Meshuggah’s Fredrik Thordendal von einer Band sagt: “Wow! Haven’t heard anything sounding even close to this before! These guys are totally unique! Love the whole album! I don’t know what to say...incredible is probably a good word...”, dann darf man Großes erwarten. Das solch eine Band nicht gerade mainstream ist, versteht sich von selbst. Tatsächlich fiel mir bei :: SEMANTIK PUNK ::. regelrecht die Kinnlade runter, ganz besonders bei dem, was der Schlagzeuger da so veranstaltet. Das war einfach unglaublich. Ich kann nur jedem Drummer empfehlen Mr. Karol Ludew mal auf die Finger zu schauen. Sänger Adam Adamaczyk hat optisch wie von der Performance her eine nicht unwesentliche Ähnlichkeit mit Napalm Death’s Barney. Musikalisch hingegen macht sich bei den Polen schon der Einfluss von Meshuggah deutlich bemerkbar, lässt sich aber nicht wirklich direkt vergleichen. Überhaupt ist es nahezu unmöglich SEMANTIK PUNK zu beschreiben. Experimenteller Punk, Hardcore, Jazz, Klassik, alles mit dabei. SEMANTIK PUNK sind schräg, komplett durchgedreht, dissonant, atonal und doch auch wieder melodisch und groovy. Das neue Album klingt übrigens nicht nur dem Titel nach genauso verrückt, wie die Band und heißt: abcdefghijklmnoprstuwxyz. Noch Fragen? Yeah, Tausende… *lach* Das war sicherlich nicht einfach zu verdauen und insgesamt ungewöhnlich! Das war definitiv eine Grenzerfahrung! Eine verdammt gute…

Nach dieser 30 minütigen Exkursion durch die experimentellen Extreme der Musik, kommen einen :: CAR BOMB :: ja fast schon straight und total eingängig vor. Sind sie natürlich nicht wirklich… In Kategorien einordnen lassen sie sich ebenfalls nicht. Die Amis grooven ordentlich, haben diesen unverkennbaren Ostküsten-Hardcore-Sound. Als Basis versteht sich, drüber kommen jede Menge anderer, (progressiv beeinflusster) Stile und Stilistiken, halsbrecherische Breaks und Wendungen, klassische Shouts mit cleanen Parts dazwischen. Ebenfalls extrem cool.

Ok, tief Luftholen und weiter geht’s. Schon alleine der Umbau für :: MESHUGGAH :: ist ungemein spannend. Banner, Backdrop und Lichtbatterien sorgen für Ahs und Ohs. Apropos „Oh“… Die hinteren Banner hätte ich gerne ;) Und dann donnern MESHUGGAH auch schon mit Future Breed Machine los, gefolgt vom Klassiker obZen. Das FZW ist jetzt rappelvoll, kurz vor ausverkauft würde ich sagen. Es ist laut, aber nicht unangenehm laut. Der Sound ist brillant! Unglaublich brutal, druckvoll, dabei transparent und differenziert. Wow! Einfach… unfassbar! Dazu gibt es ein Stroboskop-Massaker (wurde im Übrigen mit Plakaten im Vorfeld gewarnt), welches das Fotografieren zur Herausforderung machte, aber auch hervorragend zur Musik und zum Gesamtkonzept passte. Aber auch für Kopfschmerzen sorgte. MESHUGGAH hätten es sich jetzt einfach machen und die Tracklist von The Ophidian Trek runterspielen können, haben sie aber nicht. Stattdessen gab es eine schöne Auswahl durch alle Langrillen der Band, bei der man auch super die Entwicklung der Band und deren Stilwechsel verfolgen konnte. Gerade wenn direkt ein alter Song auf einen neuen folgte, oder umgekehrt, wie beim Start des Sets. Über die handwerklichen Fähigkeiten der einzelnen Bandmitglieder muss man nicht reden, da bleibt einem einfach die Luft weg. Ein bisschen enttäuscht war ich allerdings, dass Bassist Dick Löwgren „nur“ nen 5-Saiter spielt. Da die Gitarristen es nicht unter 8 Saiten tun, hätte ich mindestens 6 beim Bassisten erwartet *frotzel* ;) Und Drummer Tomas Haake… ach so, ja, sprachlos… Mal ganz zu schweigen von der charismatischen Präsenz von Jens Kidman… Das war eine unfassbar großartige und atemberaubende Show! Definitiv eines der Highlights (Top 3), wenn nicht gar DAS Highlight in 2014! Wirklich unfassbar!
Setlist: Future Breed Machine, ObZen, The Hurt That Finds You First, Do Not Look Down, Cadaverous Mastication, Greed, Gods Of Rapture, Neurotica, New Millenium Cyanide Christ, Stengah, Bleed, Demiurge, Straws Pulled At Random // In Death - Is Life, In Death - Is Death

 

story & pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography