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FEINDFLUG

Wintergewitter Tour 2007

 
2007-02-08 DE – Koblenz - Suppkultur

Unter dem nahezu prophetischen Banner Wintergewitter Tour 2007 machen sich vier Bands des in Chemnitz ansässigen Labels Black Rain auf, Europa in Schutt und Asche zu legen. Die seit 1995 umtriebigen und trotz zahlreicher Diskussionen immer noch polarisierenden FEINDFLUG waren bisher ebenso selten auf den Livebühnen zu sehen, wie TYSKE LUDDER und sind schon mal an sich ein absoluter Leckerbissen in Sachen brachialen Industrial/EBM. Komplettiert mit CYBORG ATTACK und SUPREME COURT darf man sich hier auf nicht weniger als einen kybernetischen Krieg freuen (sic!). Warum man für diese Tour aber nur ganze zwei Deutschlandgigs angesetzt hat, ist mir allerdings schleierhaft...
Bei fast 10cm Neuschnee war es dann auch nicht gerade einfach, überhaupt aus Münster rauszukommen. Petrus schien hier irgendwas wörtlich genommen zu haben ;) Egal, rauf auf die Autobahn und es wurde besser. Pünktlich um 8 stand ich tatsächlich vor der Koblenzer Suppkultur in Erwartung einer ausverkauften Halle. Dem war aber nicht so, erstaunlicherweise. Ich schätze mal an die 400 Nasen waren anwesend, weitere 100 hätten sicher noch Platz gefunden.

:: Fotos ::

:. SUPREME COURT ~ eröffneten kurz nach 8 den Abend und versuchten mit eingängigen Electro Nummern das Publikum aufzuwärmen. Neben 2 Songs vom 2005er Debüt Yell It Out dürfte der Rest dem Anfang März erscheinenden brandneuen Album Hypocrites & Saints (VÖ 2.3.) entstammen. Während Enrico Kunze und Sebastian Nebel im selbigen hinter ihren Keyboards verschwanden, gab Fronter Kay Härtel dennoch alles, um die fußlahme Meute endlich aufzurütteln. Ich schätze mal, die mehrheitlich anwesenden Feindflug und Tyske Ludder Fans mögen lieber die härtere Gangart und schauten sich die Chemnitzer daher aus der Distanz an. War ok.
Setlist: Intro, [Trust] In The Holy Light, Rush Of Blood, Traitors & Cowards, Dream To Share, Never Again, Voice Of Lying, Loving Kind Of Cunt

:. CYBORG ATTACK ~ hatten es danach ein wenig leichter. Wiederstand ist eben zwecklos ;) Nach nur 10 minütiger Umbaupause stieg das Trio um Sänger Punisher (Sandro Franz), der im Übrigen ein wenig erkältet aber trotzdem noch gut bei Stimme war, mit Alptraum Leben ein. Auf den Keys von Eucha und Zerindi gab es die obligatorischen blauen Totenköpfe, während die Tastenhexer einmal mehr im Nebel verschwanden, der an diesem Abend wirklich extensiv genutzt wurde. Mit deutlich linksgerichteten Texten gab es schon mal einen ziemlich harschen EBM... ähm... Electro Cyber Punk Tritt in den Allerwertesten mit Songs von beiden CYBORG ATTACK Alben Blutgeld und Störf***tor.
Setlist: Alptraum Leben, Blutgeld Pt. I, Psycho-X, Ignoranz, Stoerf***tor, Born Dead, Blutgeld Pt. II // Maschinenmensch

:. TYSKE LUDDER ~ „The Whores Of Electro“ halten bekanntermaßen ebenfalls nicht hinter den Berg mit ihren sozialkritischen Ansichten und Texten und waren für mich das eigentliche Highlight des Abends. Nachdem es ja sehr ruhig um das Trio geworden war, hat man anno 2003 wohl wieder Gefallen am gemeinsamen musizieren gefunden und 2006 mit Sojus ein gelungenes Comebackalbum abgeliefert, deren Tracks wie Manipulation oder Canossa schon wahre Klassiker sind und ungemein in die Beine gehen. Natürlich gab es aber auch Klassiker wie Monotonie (lautstark vom Publikum gefordert und hier unter Zuhilfenahme des Feindflug Gitaristen bestens intoniert) vom 90iger Dalmarnock, ebenso wie An vorderster Front und Wie der Stahl gehärtet wurde (Bombt die Mörder).
Was letzten Endes aber dann doch ein wenig nervte – wofür die TYSKE LUDDER nichts konnten – waren die Feindflug, Feindflug Rufe während des Sets. Nichtsdestotrotz ne klasse Show. War mir wirklich ein Vergnügen ;)
Im Übrigen ist die limitierte Box mit den Wiederveröffentlichungen der drei TYSKE LUDDER Alben plus Bonus Material restlos ausverkauft und nicht mal mehr bei Ebay zu haben.
Setlist: Khaled Aker, Extrem, Bionic Impression, An Vorderster Front, Manipulation, Betrayal, Wie der Stahl gehärtet wurde, Canossa, Monotonie // 7 Tage

:. FEINDFLUG ~ hatte ich zum ersten und letzten Mal Anfang des neuen Jahrtausends gesehen und die Chemnitzer danach - bis auf die üblichen Klatschgeschichten - aus den Augen verloren. Umso größer also nun die Freude, auch FEINDFLUG wieder livehaftig vor die Nase zu bekommen. Das es die Jungs bisher in Deutschland nicht immer einfach hatten ist hinreichend bekannt. Es ist aber auch nicht gerade einfach, die musikalische wie visuelle Kunst bedingungslos zu akzeptieren (ich weiß, Kunst muss sich nicht erklären und überhaupt... ist das alles schon hundert mal ausdiskutiert worden...). Trotz der relativ kleinen Bühne wurde alles an „Kriegsmaschinerie“ aufgeboten, von der klassischen Flak im Zentrum, daneben den elektrischen Stuhl und in der ersten Reihe die schweren Holzkreuze mit den Trommeln. Rechts und links von der Flak postierten sich Banane und Supreme Court Sänger Kay hinter ihren Keys, natürlich alles perfekt mit Tarnnetzen abgehangen. Vorn an der mittleren Trommel agierte der maskierte Felix, begleitet von Clemens, Matze und Soli, sowie Patric an der Gitarre, der unter seiner Gasmaske bei der Hitze eigentlich hätte Motten bekommen müssen. Mit sieben Leuten auf der Bühne wurde es natürlich ziemlich eng und dank des einmal mehr extensiven Nebelgebrauchs war auch nicht allzu viel von den sieben Protagonisten zu sehen.
Das Publikum war mit den ersten Tönen bereits völlig aus dem Häuschen und agierte entsprechend heftig und dicht gedrängt vor der Bühne. Es gab eigentlich kaum jemand, der in der ersten Hälfte der Suppe stillstand. Neben dem ersten Zugabenblock gab es als Extra-Bonus noch den FEINDFLUG – SUPREME COURT Track DisappoiNmenT Overdose von der gemeinsamen EP We’ll F*** Up mit Kay Härtel am Gesang. Das Stück war natürlich um einiges... nennen wir es mal bunter, da elektronischer, hatte aber andererseits einen besonderen Drive auf Grund des Gesanges. Auch hier gab es eine Setliste quer durch die gesamte History der Chemnitzer, von alten Klassikern wie Stukas im Visier und Größenwahn über die EP Sterbehilfe bis hin zu den aktuellen Tracks aus Volk und Armee. Eine schweißtreibende und beeindruckende Show!!! Die Konzerte der Wintergewitter Tour wurden übrigens aufgenommen, so dass man in Kürze wohl mit Livematerial in irgendeiner Form rechnen darf ;)

Halb 1 nachts war dann Schluss und die Suppkultur leerte sich relativ schnell. Da es im Rheintal deutlich wärmer war und in Koblenz noch nicht mal ansatzweise Schnee lag, ging es dann auch flinken Fußes nach Hause.
Und wie es scheint, waren so viele Leute von FEINDFLUG begeistert, das sie nun auch auf dem Amphi Festival spielen werden *hüstel*

 

story & pics © Dajana