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CANNIBAL CORPSE - MARDUK - MALEVOLENT CREATION - SINISTER - MYRKSKOG
2003-04-23 DE – Hamburg - Markthalle
 
 Die Kannibalen baten in der Markthalle zu Hamburg zum gepflegten musikalischen Massaker. Und da sie dabei auch noch von einigen hochkarätigen Bands unterstützt wurden, musste man als Fan harter Klänge einfach in die Hansestadt pilgern. Leider offenbarte ein am Eingang aufgestelltes Schild eine kleine Enttäuschung:

Eigentlich sollten die amerikanischen Deather IMMOLATION auftreten, auf die ich mich auch schon gefreut hatte, stattdessen eröffneten aber die Norweger MYRKSKOG. Da sich der Tourmanager zu Beginn des Konzertes noch in der Stadt aufhielt und unglücklicherweise auch die Gästeliste dabei hatte, verpasste ich einen Teil des Auftritts der Death Metaller aus dem hohen Norden. Die zwei oder drei Songs, die ich schließlich noch mitbekam, gaben mir aber die Gewissheit, nichts verpasst zu haben. MYRKSKOG mögen ja technisch einiges auf dem Kasten haben, ihr durchgehend schneller Death Metal ist aber viel zu eintönig. Dazu kam auch noch ein recht matschiger Sound, der dafür sorgte, dass sich die sowieso schon gleichförmigen Songs absolut identisch anhörten. Die wenigen Zuschauer, die sich bereits in die Markthalle gewagt hatten, waren nicht wirklich angetan von den Norwegern, konnten sich aber immerhin zu wohlwollendem Höflichkeitsapplaus durchringen. MYRKSKOG waren leider kein adäquater Ersatz für die genialen IMMOLATION und haben sich mit Sicherheit auch keine neuen Fans erspielt.

Nach diesem Auftakt konnte es eigentlich nur besser werden und das wurde es glücklicherweise auch, denn das holländische Death Metal-Urgestein SINISTER betrat die Bühne und heizte der sich zunehmend füllenden Halle richtig ein. Mittelpunkt der Show war natürlich Frontrau Rachel. Es ist einfach unglaublich, dass sich eine relativ zierliche Frau wie ein betrunkenes Wildschwein anhören kann, das zur Brunftzeit bei „Deutschland sucht den am unmenschlichsten klingenden Superstar“ vor einer Jury bestehend aus paarungswilligen Bachen auftritt. SINISTER knüppelten ihren leider ziemlich kurzen Set souverän herunter, was vom Publikum mit einem kleinen Moshpit vor der Bühne honoriert wurde. Ansonsten standen die meisten anwesenden Metalheads noch recht unbeteiligt im Raum herum und fielen höchstens durch leichtes Kopfnicken auf.

Nach kurzer Umbaupause betraten die Jungs von MALEVOLENT CREATION die Bühne und lieferten eine energiegeladene Show ab. Insbesondere Neu-Sänger Kyle Symons entpuppte sich als echter Aktivposten. Der kurzhaarige Vocalist brüllte und kreischte sich die Seele aus dem Leib, tobte über die Bühne und peitschte das Publikum immer wieder an. Die Amerikaner hatten einen recht guten Sound und schleuderten der Menge einen Death Metal-Kracher nach dem anderen entgegen. Mit The Will To Kill, Rebirth Of Terror und All That Remains spielten MALEVOLENT CREATION drei Songs von ihrer aktuellen Killerscheibe. Insgesamt ein gelungener Gig, der hoffen lässt, die Jungs bald mal wieder in den heimischen Clubs begrüßen zu dürfen.

Als die schwarzmetallische Panzerdivision MARDUK auf die Bretter rollte, lichteten sich die Reihen etwas, was entweder auf die livehaftige Überpräsenz der Schweden oder die doch eher todesmetallische Ausrichtung des Publikums zurückzuführen war. Die Begeisterung der Zuschauer hielt sich jedenfalls stark in Grenzen. Dennoch flogen direkt vor der Bühne einige Haare und die Band wurde von ihren Fans mit MARDUK-Sprechchören verabschiedet. Obwohl ich den Blackies nicht viel abgewinnen kann, muss ihnen doch eine gelungene Performance attestieren, zumal sie auch einen guten Sound hatten. MARDUK bewiesen abermals, dass sie zu den besten Livebands ihres Genres gehören.

Als CANNIBAL CORPSE gegen 23.10 Uhr ihren Gig dann endlich mit dem Instrumental From Skin To Liquid einläuteten, füllte sich der Bereich vor der Bühne, denn die Headliner des Abends baten zum fröhlichen Gemetzel. Unnötig zu erwähnen, dass die Kannibalen eine perfekte Performance ablieferten, denn sie sind ja schließlich nicht ohne Grund die Nummer eins in Sachen Live-Todesblei. CANNIBAL CORPSE spielten ausschließlich Hits. Die Palette reichte von älteren Krachern wie Fucked With A Knife oder Stripped, Raped And Strangled, über Songs wie Sentenced To Burn und Pounded Into Dust bis zu Savage Butchery, Compelled To Lacerate, Dormant Bodies Bursting und dem genialen Pit Of Zombies vom aktuellen Album Gore Obsessed. Der Corpsegrinder erwies sich als geborener Frontmann und hatte das Publikum zu jeder Zeit voll im Griff. Auch die anderen Bandmitglieder taten genau das, was man von ihnen erwartete. Paul Mazurkiewicz bearbeitete sein Kit wie gewohnt extrem schnell und mit unmenschlicher Präzision, Jack Owen und Pat O’Brien rifften sich den einen oder anderen Wolf und über Alex Websters Fähigkeiten am Bass braucht man wohl keine Worte mehr zu verlieren. Da war es auch gar nicht tragisch, dass die kannibalischen Leichen das von den Fans lautstark geforderte Hammer Smashed Face aus den hinlänglich bekannten Gründen nicht spielen durften. Begründung vom Corpsegrinder: „It’ s bad for you!”. Dann wollen wir ihm das einfach mal glauben und den Kannibalen einmal mehr zu einem genialen Gig gratulieren.

 
story © MrPotato