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2007-12-15 DE – Werl - Stadthalle

Six Feet Under - Nile - Finntroll - Marduk - Unleashed - Belphegor - Hecate Enthroned - Lord Belial - Vreid - Grabak

Pünktlich angekommen in Werl, bemerkte ich als allererstes eine bzw. zwei (eine nur für Inhaber von CTS-Tickets) immens lange Schlangen, die vermuten ließen, dass der Einlass noch gar nicht begonnen habe. Anders als vom Veranstalter gewohnt, gab es diesmal auch keine separate Möglichkeit an sein Pressebändchen zu kommen, so dass erstmal anstehen und warten angesagt war. Einmal drinnen, war die nächste Überraschung, dass laut kurzfristiger Auflage des Ordnungsamtes niemand die Halle wieder verlassen durfte, ohne dass die Eintrittskarte ihre Gültigkeit verlor… zwar wohl mittlerweile auch anderswo gang und gäbe, aber da weiß man das dann immerhin vorher. Offiziell soll es wohl so sein, dass man Jugendschutz und Müllvermeidung vorgeschoben hat, aber wie ich von einigen Eingeborenen erfahren konnte, waren eher aufgebrachte „redliche“ Christen mal wieder der Panik verfallen und fürchteten um ihre Vorgärten und Friedhöfe. Kriegt man ja auch bei jedem ähnlichen Festival mit, dass anschliessend die Friedhöfe renoviert und die Leichen wieder eingebuddelt werden müssen *argh* Ärgerlich, aber was will man machen, und sicher vor allem für den Vernanstalter nervig, sich mit so etwas rumschlagen zu müssen.
So gab es denn also keinen Auslauf mehr, wenn man einmal drin war, abgesehen von einer umzäunten Enklave, auf der ein Pommeswagen untergebracht war.
Abgesehen davon wäre ein anderes Konzept am Eingang, also mehr als jeweils eine Person für Karten/Tickets sowie männliche und weibliche Leibesvisitation wünschenswert gewesen. Nicht wenige die eigentlich pünktlich vor Ort waren, bekamen von den ersten drei bis dreieinhalb Bands nicht einen Ton mit.

Nun aber zum Wesentlichen:

:: GRABAK :: läuteten das Festival (leider) pünktlich ein, da ich aber noch draussen in der Schlange feststeckte, bekam ich davon leider nicht einen Ton mit. Freundlicherweise habe ich von den Jungs aber die Setlist bekommen, und nach eigener Aussage war der Auftritt wohl gelungen, wenngleich eben wegen des zähen Einlasses vor sehr übersichtlichem Publikum. Hoffentlich gelingt es, mir GRABAK bei der nächsten Gelegenheit dann auch tatsächlich anzuschauen..
Setlist: Judas Iscariot, Beyond A Black Horizon, Nightworks, 10 Circles, Code 666, Furia, Agash Daeva

:: VREID :: waren als nächstes an der Reihe. Hier hatte ich dann wenigstens ein wenig mehr Glück und es gelang mir, zumindest zur zweiten Hälfte des Sets in der Halle zu sein. Während ich noch recht beeindruckt von der Größe der Bühne und des Saales selber war, boten VREID gut aufgelegt feinsten Black’n’Roll, welcher der von den CDs gewohnten Power und Rohheit in nichts nachstand. Ein wenig mehr Stageacting hätte zwar besser zum Drive der Musik gepasst, aber die Windir-Nachfolgeband konnte mich auch ohne problemlos überzeugen. VREID beendeten das Set vor inzwischen deutlich angewachsenem Publikum unter viel Beifall mit dem Titelsong des aktuellen Albums, und kamen genau in der vorgesehenen Zeit ins Ziel. Schade, dass es nicht mehr Spielzeit gab, der Auftritt war gelungen!
Setlist: Jarnbyrd, Raped By Light, Da Draumen Rakna, Svart, Under Isen, Helvete, Pitch Black

Von :: LORD BELIAL :: hatte sicher nicht nur ich mir im Vorfeld recht viel versprochen, denn mit dem letzten Album Revelation haben die Mannen um Bandleader Thomas Backelin ein wirklich starkes Werk abgeliefert. Warum Revelation so großen Anklang gefunden hat, war auch bei der SATANS CONVENTION zu erahnen, denn auch auf der Bühne gab es eine ausgewogene Mischung harter Sounds und erhabener Melodiebögen. Leider aber wirkte der ganze Auftritt irgendwie wenig druckvoll, was vor allem daran lag, dass der Schlagzeuger offenbar keinen besonders guten Tag erwischt hatte.... schade, aber insgesamt war ich von LORD BELIAL dann eher enttäuscht.

:: HECATE ENTHRONED :: hatte ich zuvor noch nie live bewundern dürfen, denn in der Bundesrepublik haben sich die Briten bisher äußerst rar gemacht. Um so schöner, dass HECATE ENTHRONED nicht ganz zu Beginn ran mussten, denn mit nur einer halben Stunde Spielzeit wären bei den doch recht episch angelegten Stücken nur wenige Songs herumgekommen. Die Band wird ja immer wieder gerne als eine Art Klon ihrer Landsmänner von Cradle verschrien, dass es da aber doch einige Unterschiede gibt, wird schon optisch klar: Anders als Giftzwerg Dani verzichtete Sänger Dean (wie auch seine Kollegen) auf aufwendige Kostümierungen und präsentierte sich stattdessen sogar in einem weißen S:O:D – Shirt... sieht man bei Schwarzmetallern auch nicht alle Tage auf der Bühne. Insgesamt sechs lange Tracks kamen dann klar und immer wieder durchbrochen von Keyboard-Interludes zu Gehör, und mit Stücken vom Kaliber The Slaughter Of Innocence oder The Crimson Thorns wurde ein guter Teil der bekannteren Songs der Band geboten. War zu Beginn grade das für den Sound der Band wichtige Keyboard noch etwas dünn abgemischt, besserte sich der Klang im Verlauf des Auftritts, so daß ordentlichem Bombast dann nichts mehr im Wege stand. Eben dadurch ist das wohl nicht jedermanns Sache, aber mir hat’s gut gefallen. Als einzigen weiteren Kritikpunkt habe ich lediglich, dass sie nicht Spell Of The Winterforest gespielt haben ;)
Setlist: The Shining Delight, Deceiving The Deceiver, Silenced But For There Cries, The Slaughter Of Innocence, As Fire, The Crimson Thorns

Pünktlich zu :: BELPHEGOR :: hatte sich dann endlich jemand entschieden, die Deckenbeleuchtung auszuschalten, was zur Musik der Österreicher auch wirklich nicht gepasst hätte ;) Furios und mit dem bis dahin definitiv beeindruckendsten Schlagzeug-Getöse eröffneten BELPHEGOR mit dem „Hit“ The Goatchrist und hatten die Meute vor der Bühne schon nach wenigen Takten im Griff. Mit hochgereckter „Pommesgabel“ ließ sich die inzwischen vor der Bühne so locker auf an die 1000 Mann angewachsene Fanschar von den brachialen Songs ordentlich durchschütteln. Die Reaktionen seitens der Fans erreichten also ihren ersten Höhepunkt. Das einzige Manko war dann doch nach einer guten halben Stunde, dass es dem Auftritt durch das enorm im Vordergrund stehende Schlagzeug ein wenig an Abwechslung mangelte, das hauten dann auch die regelmässigen, finster-sakralen Einspieler nicht mehr komplett raus. Dennoch haben BELPHEGOR besonders in punkto Brutalität erstmal die Messlatte für die anderen Bands ein Stückchen höher gelegt.
Setlist: The Goatchrist, Diaboli Virtues In Lumbar Est, Belphegor - Hells Ambassador, Seyn Todt In Schwartz, Bleeding Salvation, Swarm Of Rats, Lucifer Incestus

:: UNLEASHED :: als nächste Truppe hauten dann musikalisch wieder in eine ganz andere Kerbe. Statt wüstem Geprügel gab es nun urwüchsigen Viking Death Metal. Seit ihrer Rückkehr habe ich UNLEASHED eigentlich immer nur in guter Spiellaune gesehen, und daran sollte sich auch diesmal nichts ändern. Die Schweden präsentierten wie zu erwarten ein Best Of vergangener Jahre, angereichert mit den besten Songs seit der Widerauferstehung, und das zur unüberhörbaren Freude des Publikums. Das konnte man zum einen daran merken, wie Frontmann Johnny und seine Kollegen bei der Vorstellung der einzelnen Bandmitglieder abgefeiert wurden, aber natürlich noch stärker daran, was vor der Bühne zu Songs wie In Victory Or Defeat, Into Glory Ride oder sogar bereits This Is Our World Now vom neuen Album los war. Die beiden beliebtesten Stücke hatten sich UNLEASHED als alte Hasen dann aber (natürlich) für die beiden Zugaben vorbehalten, denn ohne Death Metal Victory und vor allem natürlich die Bandhymne schlechthin, Before The Creation Of Time, ist kein Konzert der Schweden mehr denkbar. Geiler Auftritt, mit einer gehörigen Portion Groove und ein gelungener Kontrast zur vorhergehenden Band!
Setlist: Blood Of Lies, Triumph Of Genocide, Never Ending Hate, Don't Want To Be Born, In Victory Or Defeat, Midvinterblot, Winterland, Victims Of War, This Is Our World Now, Into Glory Ride // Death Metal Victory, Before The Creation Of Time

:: MARDUK :: gehören zu den Bands, von denen ich schon lange nicht mehr zählen kann, wie oft ich sie bereits live gesehen habe. Das soll beileibe nicht bedeuten, dass sie mich musikalisch bei den Auftritten enttäuschen würden, aber einen besonderen Reiz des Neuen bietet ein MARDUK-Act nach einer Weile eben auch nicht mehr. Bis auf die Tatsache, dass Fronter Mortuus ohne das gewohnte, grotesk große umgedrehte Kreuz um den Hals (ob der Pfarrer der Stadt das konfisziert hatte? *g*) und stattdessen in einen schwarzglänzenden Fummel gehüllt auftrat, war dann auch wieder alles beim Alten. Passend zum Corpsepaint wurde brettharter und pfeilschneller Black Metal geliefert, wobei sich das Set, wenn mich nicht alles täuscht, vornehmlich auf den aktuellen Longplayer Rom 512 konzentrierte, ich meine zumindest den Titelsong und Accuser Opposer gehört zu haben. Komplett angeschaut habe ich mir den Auftritt nämlich nicht, da ich zuvor herausgefunden hatte, dass man mit den zur Presseliste vergebenen roten Bändchen und damit quasi ohne zu verfallende Eintrittskarte das Privileg hatte, doch mal eben zum Auto zu gehen und statt Pommes mit Schlamm das mitgebrachte Picknick zu verzehren ;)
Soweit ich sah und hörte ein solider Auftritt vor haufenweise jungen Menschen, die MARDUK offenbar noch nicht so oft gesehen hatten und sehr begeistert schienen.

Nach dem Essen und kurz vorm Beginn von :: FINNTROLL :: traf ich dann noch einen fast-Einheimischen, den ich schon Jahre übers Internet kannte, und bekam den ersten Teil der Hummppa-Metal Show nur mit einem Ohr mit. Das war aber auch weniger dramatisch, da für FINNTROLL ähnliches gilt, wie ich eingangs zu ihren Vorgängern schrieb. Als ich dann doch noch nach vorne ging, bot sich das von FINNTROLL-Shows gewohnte Bild, in den ersten Reihen wurde getobt was das Zeug hielt, die Band selber ging in steter Bewegung mit, und auch Sänger Vreth, der mir bei seinen ersten Auftritten mit der Band noch etwas wie ein Fremdkörper vorkam, ist mittlerweile voll dabei. Songs gab es quer durch alle Alben, und wie zu erwarten, ging es vor allem bei Trollhammaren und (ich glaube) Jaktens Tid voll zur Sache, aber auch Stücke vom aktuellen Werk Ur Jordens Djup erfreuten sich einiger Resonanz.
Gut und wie immer spaßig, meinem Eindruck nach allerdings etwas kurz geraten (auch ohne Zugabe), wenngleich Olli mir versicherte, es habe keine Kürzung gegeben.

:: NILE :: waren kurz vor dem Ende der SATANS CONVENTION einer der Hauptgründe meines Erscheinens. Mit Ithyphallic hat die Band um Karl Sanders 2007 eine Mords-Album rausgehauen, von dem erwartungsgemäß auch die besten Songs gespielt wurden. Zudem war ich sehr interessiert zu hören, wie sich der sehr technische Death Metal der US-Amerikaner live darbieten würde, denn das Vergnügen, NILE livehaftig zu sehen, hatte ich bis dato noch nicht. Da lag dann aber auch das kleine Problem des Auftritts: zwar konnte man einen wirklich gewaltigen bzw. überwältigenden Sound bieten, und auch die einzelnen Instrumente waren trotz des heftigen Schlagzeugs gut herauszuhören. Dennoch war das Ganze nicht soo differenziert, wie man es, wenn man die Musik nur von CD kennt, gerne gehabt hätte. Aber sei’s drum, NILE spielten ihr Programm fehlerlos und Präzise mit spürbarer Leidenschaft, und nach einer Weile war es vollkommen egal, dass es hier und da etwas verwaschen klang, da man sich auch einfach so von der beeindruckenden Soundwand erdrücken lassen konnte. Eines der Highlights der Veranstaltung, wie ich finde!
Setlist: The Blessed Dead, Sacrifice Unto Sebek, Cast Down The Heretic, Ithyphallic, Eat Of The Dead, Papyrus Containing The Spell o Preserve Its Possessor Against Attacks From He Who Is In The Water, Annihilation of the Wicked, Black Seeds of Vengeance

:: SIX FEET UNDER :: machten dann den Abschluss, und konnten die von ihren Landsleuten hinterlassene Stimmung trotz einer gänzlichen anderen Spielart des Death Metal halten. Chris Barnes, mit den längsten Rastas die ich bei ihm je gesehen habe, konnte denen die noch dageblieben waren, selbst mit seiner demonstrativ mürrischen Laune und heruntergenuschelten Ansagen nicht den Spass verderben. Das klappte bei bei den zumeist groovig mal dahinbretternden, dann wieder fast gemächlich dahinwalzenden Riffs seiner Gitarreros Steve Swanson und Terry Butler ganz einfach nicht ;). SIX FEET UNDER haben zwar wie artverwandte Bands à la Bolt Thrower und Benediction auch das Problem, dass es nicht wirklich viel Abwechslung im Laufe eines Gigs gibt, aber genau das will man eben, wenn man ehrlich sein soll, auch von den Herren aus Florida nicht. So konnte man sich zum Ausklang noch einmal amtlich von brachialem Death und Death’n’Roll plattwalzen lassen, um dann mit vermutlich arg strapaziertem Nacken die Heimreise anzutreten...

FAZIT: Bis auf die eingangs erwähnten, offensichtlich “christlich” motivierten organisatorischen Schikanen, bot sich in der Stadthalle Werl kurz vor Weihnachten ein gelungenes Stelldichein hochkarätiger und auch bewährter Szenebands, die bei gutem Sound bis zum letzten Akkord keine Langeweile aufkommen ließen. Vielleicht sollte ein solch herrlich finsteres Stelldichein nur mit einem helleren Namen bedacht in wichtigen katholischen Wallfahrtsorten stattfinden.

 

story © Seb